«Leute zum ‹Hereinfallen› zu bewegen, darf nicht das Ziel von Werbung sein»

Thomas Engeli, Executive Creative Director bei Ammarkt, stellt sich unseren «13 Fragen».

thomasengeli

1. Wer war der amüsanteste Lunch-Partner?
Fish, der ehemalige Sänger von Marillion. Als er nach dem werweisswievielten Carajillo im Edelitaliener Conti da Bianca im Seefeld anfing schottische Weisen zu singen bzw. zu grölen. War in den 90ern. Damals trank man noch Alkohol über Mittag.

2 . Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass man in Agenturen nicht alt werden kann, oder ist das ein Vorurteil?
Angesichts des Alters, der in dieser Rubrik üblicherweise befragten Personen, darf man dieses Vorurteil durchaus als zweifelhaft einstufen.

3 . Hat das klassische Agenturmodell langfristig eine Zukunft?
Ich werde hier eine Plattitüde bemühen, sorry. Das einzige Beständige ist der Wandel. Auch in der Werbung. Bei Ammarkt gibt es dazu einen schönen Satz: Umarme das Unbekannte.

4. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?
Ohne jetzt wie ein Sonntagsschüler klingen zu wollen. Leute zum «Hereinfallen» zu bewegen, darf nicht das Ziel von Werbung sein. Aber ich lasse mich immer wieder gerne von guter Werbeargumentation sanft zum Kauf eines Produkts verführen.

5. Schon mal überlegt, die Werbebranche zu verlassen?
Wer in unserer Branche arbeitet und sich das noch nie überlegt hat, der sollte sich ernsthaft überlegen, mal einen guten Nervenarzt aufzusuchen.

6. Ein Buzzwort, das Ihnen auf die Nerven geht?
Nur eins? Ich könnte Bücher damit füllen.

7. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten?
Ich besitze deutlich mehr Schuhe als meine Partnerin.

8. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe-/Kommunikationsbranche einzusteigen?
Das Hungergeschrei meiner beiden Kinder.

9. Welche Rolle spielen Awards in der Werbebranche?
Leider eine falsche.

10. Wieso entsprechen Sie nicht den gängigen Klischees eines Werbers?
Als ich vor zwei Jahren in der kleinen holländischen Stadt Alkmaar ein Antiquitätengeschäft betrat, fragte mich der Besitzer nach einem etwa einminütigen Gespräch, ob ich in der Werbung arbeite. Von dem Schock habe ich mich bislang nicht erholt.

11. Was halten Sie von Adblockern?
Jedes Problem findet seine Lösung.

12. Wo sehen Sie aktuell die grösste Herausforderung für die Werbebranche?
Ich will mit den naseweisen Worten eines Werbeindianers antworten: Erst wenn das letzte 90-Zeichen-Facebook-Ad im digitalen Nichts verpufft, der letzte Snapchat-Post verblichen und der letzte Pre-Roll in der Endlosschleife läuft, werden wir merken, dass die Konsumenten nichts kaufen, wenn wir ihnen nicht mehr sagen, wofür Marken stehen und wofür ein Produkt gut ist.

13. Welche Werbekampagne aus Ihrer Kindheit hat bei Ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen?
Frau Sommer mit ihrer Jacobs Krönung hat bei mir als kleiner Junge immer etwas ausgelöst, von dem ich erst Jahre später herausfand, was es war.

Thomas Engeli ist Executive Creative Director und Mitglied der Geschäftsleitung bei Ammarkt. Nach Stationen bei Alex Schmid, Fisch.Meier/Publicis, Jung von Matt und zuletzt fast sechs Jahren als ECD bei der Y & R Group Switzerland stiess der 45-Jährige Anfang Oktober zu der 50-köpfigen, inhabergeführten Agentur in St. Gallen.

Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche. Umsetzung: Thomas Häusermann.

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