«Wir müssen weg von der Verbreitung von Kampagnen hin zum Dialog mit Kunden»

Peter Schäfer, Chief Strategy Officer bei Wunderman Thompson Switzerland, stellt sich unseren 13 Fragen.

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1. Wie hat sich die Werbung verändert, seit Sie angefangen haben?

Wir müssen zurück zu einfachen Ideen.

 

2.  Das beste Testimonial, das es je gegeben hat?

Das beste Testimonial aller Zeiten ist für mich wohl Henry Kissinger für The Economist. Schon oft habe ich nach dem TV-Spot nachgedacht, worüber ich mich mit ihm als Sitznachbar im Flugzeug wohl unterhalten könnte.

 

3. Die beste Schweizer Kampagne aller Zeiten?

Die Kampagne «The Power of Flowers» für Fleurop, 2007.

 

4. Fallen Sie auf Werbung herein?

Ja, klar! Ich habe ein sehr visuelles Gedächtnis. Darum haben mich das Visuelle und Art Direction immer fasziniert. Und da gibt es immer wieder mal Kampagnenfilme, die mich einfach umhauen, wie etwa die Filme von Baz Luhrmann für Chanel sowie zahlreiche Kampagnenfilme von Nike, Gucci, Levi’s, Balmain oder Puma. Wäre ich ein Kreativer, wäre ich wohl am liebsten Art Director.

 

5. Was ist für Sie die momentan grösste Herausforderung für die Werbung?

Die Schwierigkeiten bei der Anwerbung und Bindung der Mitarbeitenden. Viele verschiedene Branchen suchen nach Fachleuten mit den gleichen Qualifikationen. Als weitere Herausforderung kommt hinzu, Personal mit vielfältigen Hintergründen und einem ausgeglichenen Geschlechterverhältnis zu beschäftigen.

 

6. Hat das klassische Agentur-Modell langfristig eine Zukunft?

Ja, wenn wir es verstehen, dem Kundenverhalten und dem Konsumentenerlebnis zu folgen. Das Konsumentenerlebnis bewegt sich in Richtung digitale Welt. Wir müssen also eine Medienintegration erreichen. Dafür brauchen wir eine grundlegende Veränderung der Kultur – weg von der Verbreitung von Kampagnen hin zum Dialog mit Kunden.

 

7. Was halten sie von Owned Media?

Sowohl Owned als auch Shared Media haben wegen der Dialogqualitäten stark an Relevanz gewonnen. Bis vor fünf Jahren war von Owned Media in den Agenturen nur wenig die Rede.

 

8. Welche Printmedien haben Sie privat abonniert?

Einige aus dem angelsächsischen Sprachraum. The Economist und Vanity Fair UK sind für mich Pflichtlektüre.

 

9. Wer war der amüsanteste Lunch-Partner, und weshalb?

Ich hatte 2002 die einmalige Gelegenheit, Vivienne Westwood zu interviewen. Sie erklärte mir in dem Gespräch vieles über England, Mode und Punk Rock. Daraus ist eine langjährige Freundschaft entstanden. Ich habe sie vor einem Tag angerufen und mitgeteilt, dass ich das hier erwähnen werde.

 

10. Was halten Sie von Influencer Marketing?

Positiv ist Influencer Marketing dann, wenn Marke und Influencer die gleichen Werthaltungen teilen und der Influencer mittelfristig zum glaubwürdigen Botschafter einer Marke wird. Allerdings fällt oftmals auf, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht immer ganz stimmt – was wiederum negativ ist.

 

11. Haben Sie ein Vorbild?

Als gebürtiger Südafrikaner kam ich in einem gespaltenen Land auf die Welt. Das Ende der Apartheid und die Versöhnung, die folgte, haben mir sehr viel bedeutet. Dies haben wir Nelson Mandela zu verdanken, und somit ist er ein grosses Vorbild für mich.

 

12. Wofür würden Sie gratis arbeiten?

Der Tierschutz liegt mir sehr am Herzen. Als Besitzer eines Beagles bricht es mir immer wieder aufs Neue das Herz, wenn ich sehe, wie Hunde und Tiere im Allgemeinen in Laboren misshandelt werden. Deshalb bin ich für NGOs, wie etwa das Beagle Freedom Project, seit Jahren tätig.

 

13. Welche fünf Tonträger würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?

Etwas zwischen der deutschen Klassik, britischem Trip-Hop, Miles Davis, Joy Division sowie Deep House aus meiner Geburtsstadt Johannesburg.

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