«Ich wollte die Autowerbung verändern»

Die selbständige Art Directorin Catherine Martin verrät in unserer Serie «13 Fragen an...» unter anderem, wieso sie in die Kommunikationsbranche eingestiegen ist und weshalb ihr Crowdfunding auf die Nerven geht.

CMA

1. Wofür würden Sie gratis arbeiten?
Nur für OndadeMar, die Kult-Bademode-Marke aus Kolumbien. Naja, nicht ganz gratis: Ich würde mich in Bikinis bezahlen lassen.

2. Wo und wie haben Sie in Ihrem Leben schon einmal geblufft?
In Cartagena. An der letztjährigen Kunstmesse Art Cartagena verlängerte ich meinen Nachnamen für die Klatschpresse. Aus Martin wurde Martinéz.

3. Wofür möchten Sie am liebsten werben?
Für Kaffee. Mein Traum wäre die Brand-Lancierung der hierzulande noch unbekannten Marke Juan Valdez. In den USA ist die kolumbianische Kaffeemarke längst bekannt und mit eigenen Shops in New York vertreten.

4. Welche Werbung sollte man verbieten?
Diese nervigen, sich oft über den redaktionellen Raum ausbreitenden Banner.

5. Wären Sie nicht Werber geworden – was dann?
Keine Ahnung. Ich habe bereits mit 15 Jahren das Glück gehabt, meine Leidenschaft zu meinem Beruf machen zu können. Mein Cousin Claude Martin, der damals Creative Director bei Publicis war, unterstützte mich auf meinem Ausbildungsweg. Ich verdanke ihm sehr viel.

6. Was war der amüsanteste Lunch-Partner? Weshalb?
Matthias Mächler von «Die Magaziner». Mit humorvollen Menschen wird das Mittagessen zu einem Festmahl.

7. Was ist für Sie die momentan grösste Herausforderung für die Werbung?
Heute leben wir in einer totalen medialen Reizüberflutung. Da ist es entscheidend, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen und klar und prägnant zu kommunizieren. Less is more!

8. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?
Auf dem Frauen-WC. Die Handcrème-Minis nehme ich gerne mit und probiere sie aus.

9. Ein Buzz-Wort, das Ihnen auf die Nerven geht?
Crowdfunding. Was eigentlich gut gedacht war, hat mittlerweile inflationäre Züge angenommen. Jeder hat irgendein Projekt, das er für unterstützungswürdig hält. Und wenn es noch so unausgegoren ist.

10. Worauf können Sie unmöglich verzichten?
Auf Kaffee, Musik und Avocados.

11. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe-/ Kommunikationsbranche einzusteigen?
Als 15-Jährige wollte ich die Autowerbung verändern. Die sich lasziv räkelnden Frauen auf den Motorhauben empfand ich als plump und sexistisch. Heute kommt die Autowerbung zwar weitgehend ohne Girls aus, ist aber trotzdem nicht besser geworden. Man würde dieser Branche mehr Ideen, Humor und Stil wünschen.

12. Nennen Sie uns eine Kampagne, die Ihnen in letzter Zeit positiv aufgefallen ist – aber nicht von Ihnen stammt.
Da gibt’s einige: Die UBS-Vorsorgekampagne «Älter werden fängt früher an, als man meint» von Publicis. Der neue Schweiz-Tourismus-Film mit Buzz Aldrin von Havas Worldwide. Und die neue Kampagne von Ruf Lanz fürs Museum Haus Konstruktiv. Alle klug gedacht und hervorragend gemacht.

13. Welchen Berufskollegen würden Sie mit auf die einsame Insel nehmen?
Meinen Lebenspartner Markus Ruf.

Catherine Martin wurde in diesem Jahr von Lürzer’s Archive unter die 200 besten Verpackungs-Designer 2015/2106 weltweit gewählt. Seit 2012 arbeitet die schweizerisch-kolumbianische Doppelbürgerin als selbständige Graphic-, Brand- und Editorial-Designerin sowie als Art Directorin für direkte Kunden und für Werbeagenturen. Zu ihren Direktkunden zählen der Zürcher Ärzteball, die Bildungsdirektion der Stadt Zürich, die Otto Fischer AG sowie mehrere Start-ups.

Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche.

Umsetzung 13 Fragen: Thomas Häusermann

Weitere Artikel zum Thema