«Man wird besser, wenn man Kind bleibt»

Frederick Rossmann ist nicht nur Creative Director der Agentur Werbeanstalt, sondern auch langjähriger Werbewoche-Cartoonist. In unserer Serie «13 Fragen» erzählt er unter anderem, wie er nachts zwei böse Jungs loswurde.

Frederick

1. Wofür würden Sie gratis arbeiten?
Für alles, was Spass macht. Bevor ich Hypothek und Versicherungen zahlen musste, machte ich alle Privatjobs gratis, da Design und Werbung schon damals meine Passion waren. Ich verstand ganz einfach nicht, wie man für etwas, das Spass macht, Geld verlangen kann. Heute ist das leider anders. Das mit Hypothek und Versicherungen.

2. Wo und wie haben Sie in Ihrem Leben schon einmal geblufft?
Nachts im Kreis 5 wollten mich zwei böse Jungs ausrauben. Ich sagte ihnen, sie sollen das mit mir im Hinterhof um die Ecke ausmachen. Daraufhin liessen sie mich in Ruhe und schlichen verschüchtert ab. In jenem Hinterhof wohnten Kollegen von mir, die mir nach einer peinlichen Kreischattacke hoffentlich zu Hilfe gekommen wären.

3. Was kommt Ihnen auf keinen Fall ins Büro?
Finken. Und ich meine nicht die gefiederten.

4. Wofür möchten Sie am liebsten werben?
Alphabetisch geordnet: Aargauer Kantonalbank, Badener Zeitung, Carl F. Bucherer, Davos Klosters, Emmentaler Käse, Freitag, Geberit, Haglöfs, Ikea, Jelmoli, Kunsthaus Zürich, Land Rover, Migros Jugendförderung, Nikon Schweiz, Opernhaus Zürich, PKZ, Qualipet, Ricardo.ch, Schweizerische Post, Tierwelt, Universitätsspital Zürich, Vögele Mode, Watson.ch, Xbox, Yooji’s, Zoo Zürich. Reto Dürrenberger freut sich auf Ihren Anruf: 043 305 00 99.

5. Gab es in Ihrem Leben einen Moment, als Sie dachten: Wow. Das ist super. Und es ist von mir!
Ja. Als ich ein 3-Tage-Marathon-Live-Painting an der Grafik13 gemacht habe, habe ich mich selber überrascht, da alles anders kam als geplant. Den Film dazu kann man googeln: Fredinko Painting.

6. Stimmt für Sie die kolportierte Meinung, dass man in Agenturen nicht alt werden kann, oder ist das ein Vorurteil?
Hmm. Sagen wir so: Man wird besser und kompetenter, wenn man seine Neugierde, sein Interesse und seine Leidenschaft nicht verliert. Also Kind bleibt.

7. Was ist für Sie die momentan grösste Herausforderung für die Werbung?
Ideen nicht zu verschenken.

8. Was tut Ihnen leid?
Stories über Kindersoldaten drücken mir Tränen in die Augen. Big time.

9. Fallen Sie auf Werbung herein? Wann?
Ja, da bin ich einfach gestrickt. Wenn jemand mit einem Eis vor einem Kiosk steht, kauf ich mir auch eins. Meistens sogar dasselbe.

10. Was möchten Sie nie über sich hören müssen?
Schlechter Vater. Kein Humor.

11. Schon mal überlegt, die Werbebranche zu verlassen?
Ja. Irgendwas machen, was Menschen unterhält. Solange ich in der Werbung bin, ist das meine Mission. Und ja, liebe Kunden: Werbung soll natürlich nicht nur unterhalten, selbstverständlich muss der Brand Fit gegeben sein und die Botschaft muss mitten ins Herz treffen.

12. Können Sie uns ein kleines Geheimnis verraten?
In der Schule machte ich die kleinsten Spickzettel, da mein Vater die dünnsten Rotring-Rapidographen hatte. Ich hatte viele Freunde.

13. Was hat Sie inspiriert, in die Werbe-/Kommunikationsbranche einzusteigen?
Mein Götti Vladislav, R.I.P. Er war Designer, Werber und Künstler. Aber vor allem ein lustiger Vogel.

Frederick Rossmann schuf als Art Director und Creative Director namhafte und preisgekrönte Kampagnen für Swisscom, Nestlé Cailler, Heineken, Credit Suisse, Pro Juventute und Sunrise und für Agenturen wie JWT, Contexta und TBWA. Er studierte an der Hochschule der Künste Zürich, besuchte die ADC/BSW-Kreativschule und nahm an zahlreichen Weiterbildungen teil. Rossmann zudem leidenschaftlicher Maler und Illustrator: Seine Cartoons «Agency Insights» erscheinen seit Jahren regelmässig in der Werbewoche. Seit Februar 2015 ist er Creative Director bei der Agentur Werbeanstalt Schweiz.

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Die «13 Fragen» erscheinen sowohl Online wie auch in der Printausgabe der Werbewoche.

Umsetzung 13 Fragen: Thomas Häusermann

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