Was bedeutet eigentlich… «slacken»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal erklärt er das Verb «slacken» und bringt uns die Geschichte des dahintersteckenden Brands näher.

Was bedeutet eigentlichFührungskräfte werweissen derzeit, welche Veränderungen die Pandemie und damit einhergehend der Einzug von Homeoffice-Regelungen in den Organisationen mit sich bringen. Dabei unterschätzen sie, dass etwas anderes ihre Organisationen viel schleichender durcheinanderbringt, weil nicht bundesrätlich verordnet, sondern selbstbestimmt: Slack.

Es gibt inzwischen wohl keine Agentur oder Marketing-Abteilung in der Branche, in der noch nicht geslackt wird, was das Zeug hält. Als internes Kommunikationsinstrument für Gamer entwickelt, ist das Tool heute nicht nur das beliebteste Chat- und Produktivitätsprogramm der Welt, sondern es verändert auch die Kommunikationskultur der Unternehmen, in denen es eingesetzt wird. Und zwar aufs Heftigste. Mittlerweile sind das über 70 Prozent aller «Fortune 100»-Unternehmen und das Wachstum ist ungebremst. Seit die Firma von Salesforce übernommen wurde, erst recht: Salesforce hat nämlich gerade erst begonnen, im Marketing richtig mitzuspielen.

Das Englische «to slack» oder «slack» ist im Alltag längst verdeutscht worden und heisst, sich über eben diesen Kanal Text- und Bild-Botschaften, Dokumente, Gifs und Emojis auszutauschen. In der Herkunftssprache wird das Wort vielseitiger angewendet: Als Verb bedeutet es trödeln, nachlassen, bummeln, entspannen, erschlaffen. Als Substantiv steht es für Leerlauf, Flaute, Durchhänger oder lustlose Zeit.

Vielleicht ist Slack deshalb bei Mitarbeitenden beliebter als bei Chefinnen und Chefs. Während zweitere sich darüber beklagen, dass die Arbeitsmoral, Konzentration und mündliche Kommunikation verkümmern könnte, finden erstere toll, dass man sich in unzähligen Channels zu Gruppen zusammentun und austauschen kann und so dauernd etwas «läuft», weil irgendwer sicher irgendwo irgendwas zu berichten hat. Eine Herausforderung, die uns wohl noch lange beschäftigen wird.

Wenn Arbeit zum Spiel wird

Um zu verstehen, wieso wir alle slacken, müssen wir zurück zur Entstehung dieses Phänomens. Eine wilde Geschichte, die mit einem seltsamen, misslungenen Videospiel beginnt. Hinter Slack steht anfangs ein Entwickler, Stewart Butterfield, der sich zusammen mit seinem ehemaligen Chef Cal Henderson sowie ein paar anderen von der Firma Flickr verabschiedete, um sich an der Entwicklung eines Multiplayer-Online-Games ohne Kampfcharakter namens Tiny Speck zu versuchen.

Das Ding scheiterte grandios. Aber das Bedürfnis, ein Tool zu entwickeln, das auf spielerische Art und Weise verändern sollte, wie Menschen arbeiten müssten, war gewachsen. Kein bescheidener Anspruch, den sie dann Jahre später auch tatsächlich erfüllen konnten. Der Brand ist längst zum Verb und zum Household Name geworden, was beides quasi der Ritterschlag des Brandings ist. Das Geheimnis dabei: Software und Arbeit nicht allzu ernst nehmen!

Slack ist nicht nur das schnellst wachsenden Software-as-a-Service-Startup der Geschichte, es veränderte innerhalb von fünf Jahren tatsächlich die Art, wie wir miteinander kommunizieren und arbeiten fundamental.

Telefonieren tun wir ja schon lange nicht mehr. Mails sind sowas von 00er-Jahre. SMS und DMs sind auch schon 10er-Jahre und nicht mehr in. Mit Slack bewegen wir uns in lebendigen Kanälen – immer sofort und gleichzeitig in verschiedenen. Wir lernen dabei, in Parallelwelten und Bubbles zu kommunizieren und deren Stimmungen und Meinungen zu antizipieren. Deshalb sollten wir alle – egal ob Arbeitgeber oder Arbeitnehmer – nicht rumtrödeln oder nachlassen, sondern unsere Organisation und unser Verhalten darauf ausrichten. Ansonsten drohen Bullying, Bashing, Celebrating und Co. das Kommando zu übernehmen. Und das ist führungstechnisch nochmals eine ganz andere Herausforderung als Home-Office.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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