SWA-Jahresmeeting: Werbebranche kam am Mittwoch endlich wieder zusammen

Über 300 Werbeauftraggeber, Agentur- und Medienvertreter kamen am Mittwoch zum SWA-Jahresmeeting unter dem Motto «Mensch oder Maschine?» zusammen. Redner präsentierten ihre Ideen und Denkanstösse zur Entwicklung der KI in Marketing und Kommunikation. Als Überraschungsgast sprach Moderator Patrik Müller mit dem «Werber des Jahres» David Schärer über die Zeit nach Corona und die Zukunft der Werbung.

Wie zuletzt 2019 eröffnete SWA-Präsident Roger Harlacher als Gastgeber das grosse Jahresmeeting. In seiner Einleitung blickte er kurz auf die ersten Fiktionen von Mensch-Maschinen zurück und ging auf den Stand heutiger Technologien ein. Ob humanoide Roboter oder die Überwachung alter Menschen durch Systeme mit künstlicher Intelligenz: Die Anwendungsgebiete neuer Technologien sind grenzenlos und zeigen bereits Science ohne Fiction.

Für Harlacher lautet die Zukunft deshalb eher «Mensch und Maschine» oder «Mensch und Technologie». Umso wichtiger sei es, dass Marketer sich intensiv mit dieser technologischen Entwicklung auseinandersetzen. Als Verband will der SWA dazu den Menschen ins Zentrum stellen und seine Mitglieder auf dieser anspruchsvollen Marketing-Reise in die Zukunft begleiten.

Zum Verband erklärte Harlacher, wie zuvor an der 73. Generalversammlung, dass die meisten werbenden Unternehmen und der SWA gut durch die Pandemie gekommen sind. Dabei konnte der SWA seine Dienste und Angebote rasch auf digital umstellen und erreichte zum Beispiel mit seinen Webinaren neue Teilnehmerrekorde.

Ein Meilenstein im letzten Jahr sei zudem die Gründung von «Digital Ad Trust Switzerland», zusammen mit Leading Swiss Agencies und IAB Switzerland, gewesen (Werbewoche.ch berichtete). Mit der Zertifizierung von Websites in der Schweiz erhalten Werbeauftraggeber damit mehr Sicherheit und Transparenz in den Bereichen Ad Fraud, Viewability, Brand Safety und User Experience. Kunden und Agenturen sollten deshalb künftig unbedingt auf solche zertifizierten Websites setzen.

In der Zusammensetzung des Vorstands gibt es aktuell nur wenig Veränderungen. Dies, weil zuletzt im Oktober vier neue Mitglieder in den Vorstand gewählt wurden (Werbewoche.ch berichtete). Durch zahlreiche Neumitglieder im Jahr 2021 sowie im laufenden Jahr ist der Verband inzwischen auf über 200 Mitglieder gewachsen.

Speaker über KI in Marketing und Kommunikation

Der Speaker, Wissenschaftler und Autor Professor Peter Gentsch aus Berlin brachte die wissenschaftliche Sicht ein. Für ihn sei die KI ein besonders mächtiges Instrument für Marketing und Kommunikation. Aber da fehle es bei vielen Marketern leider oft an Fantasie. Viele Unternehmen schauen heute noch zu sehr, wie man KI zur Optimierung bestehender Prozesse nutzen kann. Spannend ist für ihn jedoch die Frage, wie man die Produktexperience verbessern kann. Damit würde man mit KI neue Geschäftsmodelle erschliessen! Zum Schluss ging er noch auf Berufe ein, die sich mehr oder weniger Sorgen um die Konkurrenz von KI machen müssen. Lehrer und Zahnärzte werden auch in Zukunft kaum von KI betroffen sein. Echt Sorgen machen müssen sich eher Menschen im Verkauf und Service. Dafür werden neue Berufe entstehen wie ein Head of Bot Creative, In-world Marketing Architekt, Memory Augentation Therapist oder Maschine & People Ethics Manager.

Die KI-Expertin und Buchautorin Mieke De Katelaere aus Brüssel bewertete die künstliche Intelligenz aus Sicht einer Ingenieurin. Für die Belgierin ist AI nichts, an das man mehr oder weniger glaubt, sondern ein Tool, dem keine Aufgabe komplex genug sein kann. Dazu gehört auch die Gestaltung von 360-Grad-Customer-Experiences. AI ist gut, schlecht und hässlich. Davon und welche Verantwortlichkeiten damit verbunden sind, hat sie in ihrem Buch niedergeschrieben. Die Deutsch-Erstausgabe konnten die Gäste des Jahresmeetings gleich im Goodie-Bag mit nach Hause nehmen.

Der Transformations-Experte Thomas Ruck von Accenture Interactive aus Zürich startete mit Nasa-Ingenieuren, die sich morgens ihre AR-Brillen aufsetzen, um Marsroboter auf Reisen zu schicken. Ist eine solche Zukunft auch für Werberinnen und Werber vorstellbar? Danach ging er mit dem Publikum auf eine virtuelle Tramfahrt entlang der reichlich mit Plakaten flankierten Weinbergstrasse in Zürich. Die KI hilft dabei zu erkennen, welche Plakatkreationen vergleichsweise besser bemerkt und erinnert werden. Mit zahlreichen weiteren Beispielen zeigte er, was KI heute kann und fragte zum Schluss, ob das Publikum bereit für die KI sei oder nicht.

«Werber des Jahres» David Schärer über KI und Covid

Als Überraschung bot der SWA dem amtierenden «Werber des Jahres», David Schärer eine kurze Plattform. Im Talk zwischen dem Moderator Patrik Müller und dem Mitgründer von Rod ging es mehr als nur um die Covid-Kommunikation des BAG. Er erzählte, wie kurzfristig die BAG-Kampagnen realisiert wurden und wo KI bereits in der Agentur zum Einsatz kommt. Als Werber ist er selbstverständlich gegen Werbeverbote für legale Produkte und findet, dass die Branche bereits viel früher Einfluss auf die Stimmung in der Bevölkerung und die Gesetzgebung nehmen sollte.

Danach leitete der SWA-Direktor Roland Ehrler zum Stehdinner über. Schliesslich hatten sich viele Werbeauftraggeber, Agentur- und Medienvertreter seit vielen Monaten nur noch virtuell getroffen. Umso grösser war die Freude aller persönlichen Begegnungen und der Austausch bis in die späten Abendstunden. Gerne nach Hause mitgenommen wurde der traditionelle SWA Goodie-Bag mit Inhalten von Sponsoren und Mitgliedern.

Das nächste SWA-Jahresmeeting wird am 15. März 2023 im StageOne stattfinden.

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