Schwierig und trotzdem grossartig – drei Interviews

In der Printausgabe der Werbewoche Nummer 5 analysieren David Guggenbühl und Boris Lautenbach vom Beratungsunternehmen Exsider.com das neue Schokoladenangebot von Maison Cailler. Werbewoche.ch bringt dazu drei ergänzende Interviews.

exklusiven Studie untersucht. Dazu haben David Guggenbühl und Boris Lautenbach auch mit drei Konkurrenten von Maison Cailler gesprochen und diesen vier immer gleiche Fragen gestellt.

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Markus Wilda, Leiter Marketing, Maestrani Schweizer Schokoladen

Was sind die wichtigen Elemente eines guten Geschenks?
Die Symbolik sowie die Geste ist das Wichtigste, noch wichtiger, als das eigentliche Geschenk. Er hat an mich gedacht. Und doch muss das Geschenk einen Wert haben. Warum sonst haben Eigenmarken ein Problem damit, sich als Geschenk zu etablieren? Weil sie eine tiefere Wertigkeit im Kopf des Konsumenten haben. Wenn ich volle Wertschätzung ausdrücken möchte, dann mache ich das mit einer edlen Marke wie zum Beispiel Sprüngli und nicht mit einer Eigenmarke. Der Beschenkte kennt ja ungefähr den Wert des Geschenkes und wird sich dann schnell sagen; Ok, der Wert dieser Freundschaft ist….

Was ist Maison Cailler?
Individuelle Schokolade. Jeder Geschmack ist verschieden. Sie promoten, dass jeder seinen eigenen Geschmack haben kann. Ich habe den Cailler Test schon gemacht.

Was halten Sie davon?
Spannender Ansatz. Dieser ist sehr aufwendig und sehr komplex. Es braucht sehr viel Kommunikation, um das Konzept verständlich zu machen. Das ist immer mit hohem finanziellem Aufwand verbunden. Das Problem der Botschaft ist, dass sie extrem komplex und erklärungsbedürftig ist. Die Frage ist, wie lange hat ein Konsument Zeit diese Botschaft zu entschlüsseln? Verstanden werden die einfachen Botschaften, auf die wir affin sind. Die Frage ist, wie affin sind die Leute auf das Thema?

Wie wird in der Zukunft Schokolade geschenkt?
Auch in Zukunft wird die Wertschätzung das zentrale Element jedes Geschenkes sein. In sofern wird es in Zukunft noch goldiger und hochwertiger. Verpackungen werden immer aufwendiger.

Andreas Trümpler, Direktor Marketing & Entwicklung, Confiseur Läderach

Was sind die wichtigen Elemente eines guten Geschenks?
Mehrere: wenn ich den Beschenkten gut kenne, dann ist ein gutes Geschenk etwas, das ich für ihn finde. Wenn ich z.B. weiss, er hat gerne dunkle Schokolade, dann kaufe ich ihm ein spezielles dunkles Schokoladen-Produkt mit einer speziellen Herkunftsbezeichnung. Und dann muss es auch cool eingepackt sein. Ein bisschen anders daher kommen, als einfach so null acht fünfzehn. Man muss die Liebe ein bisschen sehen.

Was ist Maison Cailler?
Das Konzept ist spannend. Man kann etwas zusammenstellen. Der Gedanke des speziellen Zusammenstellens, der eigenen Mischung, diesen Gedanken finde ich gut.. Was aber gelebt wird ist zu technisch, d.h. funktional perfekte Schachteln, makellose Verpackung, aber keine Emotionen. Obwohl Maison Cailler Emotionen verspricht, liefern sie eine „Apotheker-Schachtel“, perfekt aber eiskalt.

Was halten Sie davon?
Die Idee ist interessant und hat Potential. Jedoch spürt man die Herkunft und Grösse des Konzerns hinter Maison Cailler zu fest. Nestlé ist stark in durchdachten Technologien, d.h. der perfekten durchorganisierten Umsetzung durch Ingenieure und Fachspezialisten. Dabei geht leider scheinbar die emotionale Komponente vergessen. Der Konsument will überrascht werden und sich persönlich angesprochen fühlen. Ich finde die Verpackung gut, durchdacht und funktional gestaltet; sie ist wurfgeschützt, sie ist cool gestaltet und bietet ein Erlebnis wenn man Sie öffnet, aber trotzdem fehlt die Emotionalität. Zudem fehlt es dem Produkt an der Liebe zu Detail, der Inhalt der Packungen wirkt sehr industriell, etwas lieblos und beliebig. Ich glaube jedoch, dass Maison Cailler diese Chancen erkennen wird und sich erfolgreich weiterentwickeln wird. Nespresso ist ein gutes Beispiel aus demselben Haus, wo die Verbindung eines technisch perfekten Produktes mit den richtigen Emotionen zum Erfolg wurde.

Wie wird in der Zukunft Schokolade geschenkt?
Schenken wird immer ein wichtiger Teil des Schokolade-Geschäftes sein.. Gleichzeitig wird das Individuelle in Zukunft eine immer grössere Rolle spielen. Der Konsument will sich seine ganz persönliche Mischung bestellen können. Und aus dem heraus auch, dass er für jemanden etwas Individuelles zusammenstellen kann, verbunden mit der Botschaft „Ich habe für dich etwas persönlich zusammengestellt. Ich glaube, du hast das gern.“ Das Schokolade-Geschäft der Zukunft wird noch individueller und persönlicher. Die Frage stellt sich dabei, ob ein in grossen Mengen erfolgreicher Konzern diese Komplexität im Detail managen kann oder ob dies eher das Territorium der vielen kleinen Anbieter ist und bleibt.

Serge Doutaz, Head of Marketing & Sales, Chocolat Frey

Was sind die wichtigen Elemente eines guten Geschenks?
Ein Geschenk sollte nicht Massenware sein, sondern etwas Individuelles, Persönliches. Das Geschenk sollte dem Beschenkten zeigen, dass er dem Schenker wichtig ist. Diese Wichtigkeit kann man über die Wertigkeit des Geschenkes ausdrücken, aber auch über eine gewisse Originalität und über das “Ein-bisschen-Spezielle“. Und vielleicht sollte das Geschenk auch eine Aussage über den Schenker selber beinhalten.

Was ist Maison Cailler?
Maison Cailler ist facettenreich. Es bietet dem Konsumenten die Möglichkeit, ein personalisiertes Geschenk zusammenzustellen und es dann schön verpacken und verschicken zu lassen.

Was halten Sie davon?
Ein sehr spannender und auch sehr unternehmerischer Ansatz. Mir imponiert, dass man sich bei Nestlé Gedanken über neue Konsumenten-Nutzen macht und auch versucht, diese mit diesem neuartigen Angebot zu befriedigen. Aber das werden die Leute von Maison Cailler sicher relativ schnell selber herausfinden. Davon bin ich überzeugt.

Wie wird in der Zukunft Schokolade geschenkt?
Vor allem für die jüngere Generation wird das alte, traditionelle Geschenk immer langweiliger. Um Geschenke in Zukunft interessanter zu machen, muss man sie meiner Meinung nach personalisieren. Geschenke werden aber auch in Zukunft nicht nur übers Internet vertrieben; die traditionellen Vertriebskanäle werden sich behaupten. Die eigentliche Herausforderung liegt also darin, dem Konsumenten in Zukunft ein personalisiertes Geschenk bieten zu können, ohne ein zu komplexe Herstellungsverfahren und ohne dass sie nur aufs Internet als Vertriebskanal setzen.

Hier geht es zum Artikel aus der Printausgabe: Schwierig und trotzdem grossartig.

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