Grüsse aus dem Homeoffice – Folge 39: Roger Hämmerli, Andy Was Right

Roger Hämmerli, Geschäftsführer des Social Content Newsrooms Andy Was Right, hat das Homeoffice mit einem Bein bereits wieder verlassen. Gerade noch rechtzeitig für Folge 39 der Serie «Grüsse aus dem Homeoffice» haben wir ihn zur Arbeit in den eigenen vier Wänden befragt.

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Werbewoche.ch: Die Homeoffice-Zeit neigt sich vielerorts dem Ende zu – wann kehren Sie in die Agentur zurück?

Roger Hämmerli: Wir haben gerade eben mit einer vorsichtigen Rückkehr begonnen. Langsam wird alles wieder hochgefahren. Da bei uns aber nie «Büropflicht» bestand, kann jeder Mitarbeiter sich das gerade einteilen, wie er möchte und alle nicht zwingenden Treffen werden via Slack/Zoom abgehalten.

 

Befindet – oder besser gesagt befand – sich Ihr ganzes Unternehmen im Homeoffice?

Zu Beginn der ausserordentlichen Lage war für das ganze Team Homeoffice Pflicht. Ab und zu war ich im Büro, um Pflanzen zu giessen oder den Briefkasten zu leeren. Meine Mitarbeiter hätten es mir niemals verziehen, wenn unsere Pflanzen es nicht überstanden hätten.

 

Hatten Sie damals bei der Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes mit technischen Problemen zu kämpfen?

Nicht wirklich. Alle Mitarbeiter haben bei uns Macbooks und die nötigen Tools installiert. Bei mir persönlich war es auch kein Problem, da man meine Wohnung eher als Tech- und Gadget-Detailhandel bezeichnen könnte.

 

Wo haben Sie sich eingerichtet?

Die meiste Zeit habe ich komischerweise an meinem Kühlschrank im Stehen verbracht (siehe Foto). Das einfache Setting und die angenehme Arbeitshöhe haben mir geholfen, dass ich nicht komplett einroste. Ansonsten natürlich an meinem Bürotisch oder dem «Podcast-Sessel».

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Was benötigen Sie alles, um Ihrer Tätigkeit nachgehen zu können?

Ein Smartphone mit genügend Akku und meine Stimme in guter Verfassung.

 

Mussten Sie im Laufe der Homeoffice-Zeit «nachrüsten» oder Material aus der Büroräumlichkeiten holen?

Nein. Als wir hier die Zelte abgebrochen haben, schnappte ich mir die wichtigsten Utensilien für unseren Podcast und dann wars das.

 

Hatten Sie zuvor bereits Homeoffice-Erfahrung oder handelt es sich um eine Premiere?

Ich war nie der Homeoffice-Typ. Als ich bei Ringier war, war das Wochenende mein Homeoffice, weil ich ja nicht ständig im Büro auftauchen konnte. Ansonsten habe ich bisher gekonnt das Homeoffice umschifft. Ich bin nicht oft in meiner Wohnung, aber wenn ich da bin, will ich abschalten.

 

Welche Prozesse gestalten sich im Vergleich zum normalen Berufsalltag schwierig, wenn man sie «aus Distanz» erledigen muss?

Als Start-up war die grösste Herausforderung die Team-Kultur und die Prozesse weiter zu schärfen. In den letzten Wochen haben wir zudem stark ausgebaut und Mitarbeiter via Slack-Call einarbeiten, ist irgendwie nicht so lässig – um es diplomatisch auszudrücken.

 

Welche Arbeiten klappen problemlos?

Operativ haben alle Arbeiten geklappt. Da gabs und gibts nichts zu bemängeln. Da hat mein Team grosse Arbeit geleistet und ich bin mächtig stolz auf die Truppe, dass sie das so bravourös gemeistert haben.

 

Gibt es etwas, was sogar einfacher oder produktiver funktioniert im heimischen Büro?

Bei mir nicht. Ich funktioniere da einfach anders. Aber für einzelne Mitarbeiter ist das Homeoffice eine wahre Kreativstätte. Unsere Andys sollen dort Gas geben, wo sie persönlich am besten funktionieren.

 

Was tun sie dagegen, dass Ihnen zuhause die Decke auf den Kopf fällt?

Glücklicherweise habe ich eine Maisonette-Wohnung, die mich viele Treppen laufen lässt. Zudem habe ich im Glattpark meine Runden am Morgen und Abend gedreht. Ansonsten stürze ich mich in die Arbeit. Wenn man gerade ein Start-up lanciert hat, gibt es nichts Besseres als seinen ganzen Fokus darauf zu legen.

 

Haben Sie in dieser Zeit etwas gelernt oder perfektioniert?

Wenn ich Kochen sagen würde, wäre das zwar löblich, aber schlichtweg falsch. Ich hatte ehrlich gesagt keine Zeit nebst der Arbeit eine andere Passion zu verfolgen – aber das ist okay für mich.

 

Hat sich bei Ihnen schon so etwas wie ein Homeoffice-Koller bemerkbar gemacht?

Schwierig zu sagen. Da müsste man wohl meine Mitarbeiter fragen, ob ich unausstehlich geworden bin oder sie es noch ausgehalten haben.

 

Was vermissen Sie am meisten am physischen Berufsalltag?

Da wir sehr oft vernetzt und direkt zusammenarbeiten, fehlt der persönliche Austausch. Diese kurzen zwei bis drei Sätze, damit beide Seiten verstehen, was gemeint ist und natürlich der Kontakt mit dem Team. In einem jungen Unternehmen finden Charaktere noch ihre Rollen und dafür muss man viel Zeit miteinander verbringen.

 

Was vermissen Sie generell am normalen Alltag?

Ich bin ja eigentlich aus dem Glarnerland. Da hatte ich 18 Jahre lang meine Ruhe und wenn in der Stadt – ja, Glarus darf sich Stadt nennen – mal etwas lief, war das super. Was ich an Zürich so mag, ist der Fakt, dass ständig etwas läuft. An jedem Eck und in jeder Gasse lebt diese Stadt. Das ist natürlich verloren gegangen und dieses «Feeling» wünsche ich mir zurück.

 

Was werden Sie – rückblickend – am meisten vermissen an der aktuellen Situation?

Nichts. Alles andere wäre gelogen. Ich bin aber dankbar für die vielen «gratis» Lektionen, die mir die Krise als Geschäftsführer beschert hat.

 

Sind Sie zuversichtlich, dass Ihr Unternehmen die Krise überstehen wird?

Zu Beginn der Krise dachte ich mir: «Shit, da hast du die riesige Challenge, die du immer wolltest und jetzt passiert so etwas…». Ich habe jetzt bestimmt mehr graue Haare als ich mit 29 haben sollte, aber aktuell bin ich so zuversichtlich wie noch nie, dass wir nicht nur gestärkt aus der Krise kommen, sondern sie uns auch als Start-up und Team essentiell geformt hat.

 

Bekanntlich hat alles auch seine positiven Seiten. Was ist es in Ihrer aktuellen Homeoffice-Situation?

Unser Team hat in Sachen Kommunikation eine Menge gelernt. Auf einmal kann nicht mehr einfach jede Kleinigkeit über den Tisch hinweg kommunizieren, sondern muss darauf achten, wie Informationen am besten ankommen. Jeder Mitarbeiter musste lernen, wie man effizienter und klarer kommuniziert. Ein junges Team hat hier gerade Kommunikationsunterricht im Schnellverfahren und das wird uns auch lange nach der Krise noch von Nutzen sein.

 

Inwiefern wird Andy was Right von der Krise beziehungsweise aus den Learnings daraus profitieren?

Viele Unternehmen haben realisiert, wie wichtig eine schnelle authentische Kommunikation sein kann. Man hat nicht immer Zeit für lange Entscheidungswege und ewige Diskussionen. Wir konnten vielen neuen Kunden aufzeigen, wie man tagesaktuell auf Gegebenheiten reagiert. Für uns war die Krise eine Chance unser Geschäftsmodell in Extremis zu prüfen – mit Erfolg. Nie hatten wir mehr zu tun.

 

Wann und wieso haben Sie im Zusammenhang mit dem Homeoffice zum letzten Mal gelacht?

Lachen und blöde Witze kommen bei uns nie zu knapp. Mit Leo haben wir den Flachwitz-Meister par excellence im Hause und Remo hat gerade gestern wieder für einen Brüller gesorgt, als er die legendäre FCB-Locker-Room-Ansprache von Christian Gross nachgemacht hat. Beachtlich, wie alt wir mittlerweile sind. Unsere Praktikanten haben sehr verstört gewirkt.

 

Was möchten Sie Ihren Branchenkolleginnen und -kollegen mit auf den Weg durch die Krise geben?

Als Branchen-Neuling und Start-up möchte ich hier nicht zu stark den Finger heben und grosse Ratschläge verteilen. Ich kann nur raten, was mir in der Zeit geholfen hat: Nicht ständig nach links und rechts zu schauen, sondern sich auf die eigene Sache konzentrieren. Die Meinung anderer bezahlt eure Rechnungen in einer solchen Zeit nicht.

Das Coronavirus hat die Gesellschaft fest im Griff. Wer zuhause bleiben kann, bleibt zuhause. Auch die Werbe-, Kommunikations- und Marketingbranche verlagert den Betrieb grossflächig ins Homeoffice. Mit der Serie «Grüsse aus dem Homeoffice» beleuchtet Werbewoche.ch den Berufsalltag in den heimischen vier Wänden.

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