Pipilotti Rist gestaltet NZZ-Kunstausgabe

Seit 1986 im Geschäft, ist Pippilotti Rist heute die bekannteste Videokünstlerin der Schweiz. Nun hat sie die kreative Gestaltung der NZZ-Samstagsausgabe übernommen und bringt das Bedürfnis nach Re- und Upcycling zum Ausdruck.

(Bild: Joël Hunn für NZZ/ProLitteris)

Bewegte, farbenfrohe Formen zieren als Rahmen Titelseite und ausgewählte Seiten der NZZ-Samstagsausgabe. Sie wurden von der Schweizer Videokünstlerin Pipilotti Rist geschaffen und sind eng verbunden mit dem Layout und dem Satzspiegel der Zeitung: So verändert sich etwa die Farbe der Abbildungen in der Zeitung dort, wo der Rahmen sie durchzieht.

Mit der Gestaltung der NZZ bringt Pipilotti Rist zugleich das Thema Re- und Upcycling zum Ausdruck, indem die NZZ einmal ganz anders verwendet werden kann. Die von Rist gestalteten Seiten sollen nach der Lektüre als Tischsets ein Zweitleben führen können.

Im Interview mit Feuilleton-Redaktorin Birgit Schmid erklärt die Künstlerin, wie die Idee entstanden ist: «Ich liebe Tischsets und bin gleichzeitig eine Wiederverwendungsfetischistin. Zudem sind Zeitungen sehr hygienisch. Unser Vater Walter half als Hausarzt auch bei Spontangeburten und verwendete mangels sauberer Tücher im Notfall eine frische Zeitung, um ein Neugeborenes hinzulegen, bevor er die Nabelschnur durchschnitt.»

Pipilotti Rist ist eine Pionierin der Videokunst. Seit Mitte der achtziger Jahre arbeitet sie mit dem Medium, ihr innovativer Umgang damit gilt als stilbildend. Mit ihren unentwegt strömenden Bildern, mit Geräuschen, Musik und Gesang schafft sie einen einzigartigen Kosmos und bricht mit herkömmlichen Sehgewohnheiten und gängigen Raumvorstellungen. Ihr künstlerisches Schaffen entwickelte sich im Einklang mit dem technischen Fortschritt, dessen neue Möglichkeiten sie auf spielerische Art erforscht.

Der Feuilleton-Teil der NZZ-Kunstausgabe fokussiert am Samstag ganz auf das Werk von Pipilotti Rist. Neben dem doppelseitigen Interview erwartet die Leserschaft eine Retrospektive von Feuilleton-Redaktor Philipp Meier über ihre Arbeit. Phillip Meier und Birgit Schmid haben den Schaffensprozess der Künstlerin über die Jahre verfolgt. Über die Zusammenarbeit sagen sie: «Der Austausch war inspiriert und inspirierend, Pipilotti Rist zeigte viel Begeisterung für diese Carte blanche. Sie antwortete prompt und mit grosser Offenheit auf den Strauss an Fragen, der mit der Gestaltung der Zeitung einherging. Wir haben so auch die Person hinter der Künstlerin noch etwas besser kennengelernt – eine Frau voller Tatendrang, Eigenwilligkeit und Leidenschaft, die sich die Welt spielerisch aneignet.»

Parallel zur Kunstausgabe produzierte Pipilotti Rist für die NZZ die exklusive Edition «Die Sonne geht im Westen unter und steigt im Osten wieder auf». Sie verdeutlicht darin den hoffnungsvollen, farbenfrohen Ansatz ihres Werks – in dem die Sonne untergehen muss, damit sie wieder aufgehen kann –, aber auch ihren multimedialen Referenzrahmen: Der malerisch wirkende Druck ist digital generiert, sein Seitenverhältnis ist im Videoformat 4:3 und damit eine Hommage an das analoge PAL-Zeitalter. Die Edition ist auf 100 Exemplare limitiert, handsigniert und kostet 3500 Franken.

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