Ringier gegen Meyer: Eklat beim Blick

Nach einem internen Streit muss Bundeshausredaktor Henry Habegger den Blick per sofort verlassen. Frank A. Meyer ist ausser sich vor Wut, denn der Entscheid wurde gegen seinen Willen gefällt.

Wie die Zeitungen NZZ am Sonntag und Schweiz am Sonntag berichten, wurde der langjährige Bundeshausjournalist Henry Habegger am Freitag Namittag per sofort freigestellt. Damit hat sich Verleger Michael Ringier überraschend gegen den Willen von Frank A. Meyer entschieden und ihn entsprechend verärgert. Bei Ringier spreche man von einer «Revolution», schreibt die NZZ am Sonntag, denn der Entscheid habe Auswirkungen auf die politische Ausrichtung des Blick. Fragen, bei denen Meyer normalerweise das letzte Wort hat.

Der Entlassung voraus ging ein Konflikt zwischen Habegger und Andreas Kunz, der seit Anfang August stellvertretender Leiter des Ressorts Politik ist. Geholt wurde der zuvor für die Weltwoche tätige Kunz von der ehemaligen interimistischen Chefredaktorin Andrea Bleicher. Habegger, der seit 2004 für den Blick SP-nahe (und somit nach dem Geschmack Meyers) aus dem Bundeshaus berichtet und seit 1998 für Ringier tätig ist, zerstritt sich mit Kunz, nachdem dieser einen Kommentar über die Bundesrätin Widmer-Schlumpf geschrieben hatte. Habeggers Analyse zum Thema hingegen wurde nicht abgedruckt.

Habegger stellte sich darauf in einem E-Mail offen gegen Kunz und die Blick-Führung. Als Reaktion darauf reichte Kunz vor zwei Wochen – noch in der Probezeit – die Kündigung ein, schrieb danach aber noch die vielbeachtete Artikelserie zum Fall «Carlos». Bereits in der Vergangenheit waren die beiden Journalisten übrigens aneinandergeraten, als Kunz Habegger in der Weltwoche vorwarf, den Rauswurf von Christoph Blocher aus dem Bundesrat bewusst beeinflusst zu haben.

Florian Fels, Chef der Ringier-Abteilung Publishing, teilte Habegger schliesslich mit, dass er das Medienhaus zu verlassen habe. Abgesprochen wurde der Personalentscheid auch mit Verleger Michael Ringier. Kunz hingegen soll dazu bewegt werden, seine Kündigung zurück zu ziehen.
Frank A. Meyer soll sich «vehement» für seinen Verbündeten Habegger eingesetzt haben – ohne Erfolg. Dass sich Michael Ringier gegen Meyer stellt, ist ein Novum und hat es laut einem in der NZZ am Sonntag zitierten Blick-Journalisten «noch nie gegeben, seit die beiden befreundet sind». Im Medienhaus rechnet man damit, dass Meyer die Niederlage nicht auf sich sitzen lässt und die Verantwortlichen den Unmut in Form einer «Retourkutsche» zu spüren bekommen. (hae/NZZaS/SaS)

Bild: Blick.ch
 

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