Was bedeutet eigentlich… «Pet-Project»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal teilt er seine Gedanken zum Begriff «Pet-Project».

Ein Phänomen, das durch die Covid-Pandemie grosse Beliebtheit erlangt, hat nun auch bei uns einen Namen erhalten, wenn auch einen englischen: das Phänomen der Ego-Projekte.

Oder eben Pet-Projects, was wörtlich übersetzt Haustier-Projekt meint. In Anbetracht der bald ausklingenden Homeoffice-Periode ist zwar auch diese Übersetzung nicht ganz abwegig. Es lohnt sich aber, den Begriff und das Phänomen darum herum in zweierlei Hinsicht genauer zu betrachten.

Erstens sprachlich: Als wären wir plötzlich alle Tierliebhaber, wird der englische Begriff Haustier-Projekt statt des deutschen Adäquats Lieblings- oder Privatprojekt angewendet. Das mag seinen Ursprung vielleicht darin haben, dass die Millennials langsam das Kommando übernehmen.

Gemäss einer Studie der amerikanischen Marktforschungsfirma YPulse gaben 7 Prozent der Millennials an, während COVID-19 ein Haustier adoptiert zu haben, um während der Quarantäne nicht allein zu sein. Aber auch ohne Pandemie sind sie eine Generation von Haustiereltern: 76 Prozent der 20- bis 38-Jährigen in den USA haben ein Haustier, 50 Prozent davon einen Hund und 35 Prozent eine Katze.

Projekte, die vor die Hunde gehen oder für die Katz sind

Was uns um zweiten Punkt führt, dem inhaltlichen: Mit dem Begriff wird nämlich ein Projekt beschrieben, welches vor allem der persönlichen Befriedigung dient und weniger dem Ziel oder der Wichtigkeit einer Aufgabe. Wer also ein Projekt sein Pet-Project nennt, riskiert es, von Auftraggebenden und Vorgesetzten schief angeschaut zu werden. Entweder weil diese nicht wissen, was damit gemeint ist, oder weil sie befürchten, dass zu viel Eigeninteresse reingesteckt wird und dabei das eigentliche Ziel vergessen geht. Damit also Pet-Projects auch unternehmerisch erfolgreich sind und nicht für die Katz sind oder vor die Hunde gehen, ist eine gute Mischung aus Eigeninteresse und Selbstmotivation, aber auch Dienstleistungsbereitschaft gefragt. Letztere geht manchmal vergessen, wenn das Streicheln des eigenen Egos über das Gelingen der Sache gestellt wird.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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