Showdown an Sunrise-GV um milliardenschweren Kauf von UPC

Highnoon in der Schweizer Telekombranche: Bei Sunrise kommt es an der ausserordentlichen Generalversammlung am nächsten Mittwoch zum Showdown um die milliardenschwere Übernahme von UPC.

UPC-Sunrise

Für den Kauf der grössten Kabelnetzbetreiberin der Schweiz will Sunrise 6,3 Milliarden Franken auf den Tisch legen (Werbewoche.ch berichtete). Das Ziel ist es, Branchenprimus Swisscom näher auf die Pelle zu rücken. Zur Finanzierung der grössten Übernahme im hiesigen Telekommarkt ist eine Kapitalerhöhung von bis zu 2,8 Milliarden Franken geplant, welche die Zustimmung der Aktionäre benötigt.

Hier bläst der Sunrise-Spitze ein eiskalter Gegenwind ins Gesicht. An der Spitze des Widerstands steht der grösste Sunrise-Aktionär, Freenet (Werbewoche.ch berichtete). Das deutsche Unternehmen, das 24,5 Prozent an Sunrise besitzt, ist nach anfänglicher Skepsis gegenüber dem Deal im August auf Opposition umgeschwenkt. Freenet-Chef Christoph Vilanek kritisiert den Kaufpreis und die dazu nötige Kapitalerhöhung als zu hoch. Auch die Struktur des Deals sei nachteilig für die Sunrise-Aktionäre.

Zudem sieht er den strategischen Sinn der Übernahme nicht mehr. Wegen der neuen Mobilfunkgeneration 5G lohne sich der Kauf des UPC-Kabelnetzes für so viel Geld nicht. Dafür 6,3 Milliarden Franken auszugeben, sei «Irrsinn», sagte Vilanek im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Ins selbe Horn stiess der aktivistische Aktionär Active Ownership Capital (AOC). Unerwartet war, dass sich der einflussreiche Stimmrechtsberater ISS dem Nein-Lager anschloss, das laut der Nachrichtenagentur Reuters über 30 Prozent der Stimmen auf sich vereint. Sunrise warf ISS vor, in der Analyse «grundlegende Fehler» gemacht zu haben, weshalb die Empfehlungen irreführend seien.

 

Deal auf Messers Schneide

Auf der anderen Seite haben sich auch eine Reihe von gewichtigen Aktionären wie die kanadische Pensionskasse Canada Pension Plan Investment Board (CPPIB) hinter das Vorhaben gestellt. Auch die Stimmrechtsberater Glass Lewis sowie die Schweizer Ethos und zRating unterstützen den Deal.

Dennoch steht der Milliarden-Kauf auf Messers Schneide. Sunrise braucht an der GV die Zustimmung von mehr als der Hälfte der abgegebenen Stimmen, um die Kapitalerhöhung durchführen zu können. Das könnte eng werden, wenn Freenet und andere Aktionäre dagegen stimmen, denn an einer GV sind nie alle Aktionäre vertreten. In den letzten Jahren lag die Beteiligung zwischen 62 und 67 Prozent.

Sunrise-Finanzchef André Krause rechnet allerdings mit einer höheren Präsenz am nächsten Mittwoch. Der Konzern hat sich gewaltig angestrengt, um möglichst viele Aktionäre zu mobilisieren (Werbewoche.ch berichtete). Sogar in Zeitungen wurde ganzseitige Werbung dafür geschaltet.

 

Zugeständnisse gemacht

Um möglichst viele Ja-Stimmen zu bekommen, hat Sunrise bereits Zugeständnisse gemacht. Die Kapitalerhöhung wurde auf 2,8 Milliarden Franken verkleinert. Ursprünglich war sie gar 4,1 Milliarden Franken schwer, was den Börsenwert von Sunrise überstiegen hätte.

Zudem erklärte sich UPC-Verkäuferin Liberty Global Anfang Woche auf den letzten Drücker bereit, die Kapitalerhöhung mit einem Betrag von bis zu 500 Millionen Franken zu unterstützen. Käme die Kapitalerhöhung zustande, würde Liberty Global dann bis zu 7,8 Prozent an Sunrise besitzen.

Sunrise-Chef Olaf Swantee wertete dies als starkes Signal von Liberty, das ausdrücke: «Wir glauben an die Fusion, die Kabelnetztechnologie und die Firma.» Damit werde die Kapitalerhöhung um 18 Prozent erleichtert.

 

5G kann Kabelnetz nicht ersetzen

Auch inhaltlich verteidigte Swantee die Kaufpläne: Das Argument der Gegner, dass die neue Mobilfunkgeneration 5G das Kabelnetz von UPC ersetzen könne, wies Swantee als «absurd» zurück. 5G könne die langsame Internettechnik ADSL ersetzen, aber nicht ein Kabelnetz, das eine Geschwindigkeit von bis zu 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) liefere.

«Wenn wir jedes Haus mit 5G abdecken wollen, braucht es wahrscheinlich dreimal mehr Antennenstandorte. Das werden wir in der Schweiz nicht schaffen. Wir haben sogar Mühe, hierzulande jedes Jahr 20 oder 30 neue Antennen aufzustellen», sagte der Sunrise-Chef.

 

Spannung steigt

Trotz des Entgegenkommens gestand Swantee in einem Interview ein, im Hinblick auf die Abstimmung nervös zu sein. Wie viele Stimmen Sunrise hinter sich habe, wollte er nicht sagen. Es sei schwierig, im Moment eine Prognose abzugeben.

Falls der Deal an der GV abgelehnt wird, befürchtet Sunrise Verwaltungsratspräsident Peter Kurer eine Destabilisierung des Unternehmens. Die Mitarbeiter wären demotiviert. Es dürfte zu personellen Konsequenzen kommen.

«In meinem Fall sind diese einfach: Ich würde abgewählt», hatte Kurer in einem Interview gesagt. Aufgrund seiner Erfahrung schliesse er aber nicht aus, dass ein Nein weitere Abgänge zur Folge haben könnte.

Sunrise-Chef Swantee gab sich bedeckt in der Frage, ob er dann den Hut nehme: «Das sind im Moment nicht meine prioritären Überlegungen. Jetzt geht es um Sunrise. Ich mache mir im Moment keine Gedanken um meinen eigenen Job.»

Grossaktionär Axxion hat bereits einen Antrag zur Abwahl von Kurer und Verwaltungsrat Jens Jesper Ovesen an der GV eingereicht. (SDA)

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