Zur Sache: mehr Mut

Wie jeder Journalist tausche ich mich regelmässig mit vielen unterschiedlichen Personen aus. Einmal im persönlichen Gespräch oder am Telefon, dann aber auch via Mail, Facebook und Twitter.

So unterschiedlich die Kommunikationswege sind, so unterschiedlich die Gesprächspartner. Das können bestandene Journalisten, Chefredaktorinnen, Kreativ-Direktoren, Agentur-Inhaber und -CEOs, Verlagsmanager, PR- oder Kommunikatonsleiterinnen sein, aber auch junge Kreative, junge Journalisten, Online-Nerds oder Internet-Unternehmer.

Die Themen sind logischerweise immer ähnlich: Funktion der Medien, Qualität der Medien, Entwicklung des Werbemarktes, Onlinemedien, Zukunft der Kommunikation etc. In letzter Zeit waren es auch immer wieder eher brisante Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das sagt wahrscheinlich auch einiges aus.

Was mir immer wieder auffällt, ist, dass das Alter der Personen in den seltensten Fällen mit den unterschiedlichen Antworten korreliert. Ich weiss, meine lieben Besserwisser, das ist aus der Psychographie und aus unzähligen Zielgruppen-Typologien schon lange bekannt. Aber es ist eben ein gewaltiger Unterschied, ob man auf einem Powerpoint-Chart irgendwelche farbigen Diagramme oder Datenwolken sieht oder das Ganze eins zu eins hört und vielleicht auch nonverbal merkt, wie das Gegenüber tickt.

Wenn man die Antworten, Haltungen und Meinungen einmal ganz simpel in zwei Gruppen unterteilen will, dann sind es einmal die Bewahrer, die alles abschirmen, verteidigen, bewachen wollen. Jede Idee, jeder neue Ansatz wird im Keime erstickt. Man sieht keine Chancen, sondern konzentriert sich auf mögliche Risiken. Man schaut nicht über den Tellerrand, denn es geht ja um die eigene Branche. Man träumt von gloriosen vergangenen Zeiten und hofft insgeheim, dass diese wiederkommen.

Die zweite Gruppe sind die Neugierigen. Diese stellen das Bewährte infrage, sie suchen neue Wege (im Wissen, dass man vielleicht auch scheitern kann), sie sehen neue Chancen – wenn auch oft zu optimistische – und sie sind neugierig. Sie interessieren sich für andere Branchen, neue Denkweisen. Sie versuchen sich neue Märkte und neue Konsumenten- und Leserbedürfnisse vorzustellen.

Was mir in letzter Zeit auffällt, ist, dass die Gruppe der Bewahrer und Zweifler immer mehr zunimmt. Die Neugierigen werden argwöhnisch betrachtet und insgeheim schon mal als potenzielle Störenfriede und gefährliche Phantasten katalogisiert.

Ein bisschen mehr Mut liebe Medien- und Kommunikationsbranche! Zögern und Zaudern bringt nichts.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

Weitere Artikel zum Thema