Zur Sache: Kommunikationsverhinderer

Dass die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Medienschaffenden nicht immer unproblematisch ist, kann man verstehen, denn die beiden Ausgangspositionen sind halt unterschiedlich.

Da ist einmal das Medium respektive der Journalist, der Antworten auf seine Fragen bekommen möchte, damit er einen interessanten Artikel oder einen spannenden Beitrag bringen kann. Auf der anderen Seite findet sich das Unternehmen. Eigentlich möchte dieses ja gerne antworten. Aber wehe, die Fragen sind kritisch. Dann bricht Panik aus. Berichterstattung ja bitte, aber selbstverständlich nur positive. Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass irgendetwas geschrieben oder gesendet werden könnte, das zwar interessant ist und der Wahrheit entsprechen würde, aber gleichzeitig den mühsam aufgebauten Image-Lack ein wenig ankratzen könnte.

Spannend, liebe Kommunikationsverhinderer, sind Antworten aber nur dann, wenn sie auch Fakten liefern. Und interessant wird ein Artikel nur dann, wenn er auch kritische Punkte beleuchtet. Bei Unternehmen mit professionellen Kommunikationsleitern ist die Zusammenarbeit meistens unproblematisch. Es gibt aber leider immer noch Firmen, die das Gefühl haben, dass Medien als Sprachrohr des Unternehmens fungieren müssten. Und es sind weiss Gott nicht nur kleine Klitschen mit irgendeinem PR-Heini im Nebenamt, der nicht begriffen hat, was seine eigentliche Aufgabe ist, nämlich Informationen zu liefern, und nicht, diese zu verhindern. O nein, es gibt auch grosse Firmen, die PR nach nordkoreanischer Art betreiben. Firmen, die kritische Fragen entweder gar nicht zulassen oder sie aber mit einem solchen PR-Geschwurbel und professionellen Schönsprech beantworten, dass die Aussagekraft der Antworten gegen unter null tendiert. Oder aber – subtiler – man lässt den Termin zur Autorisierung einfach verstreichen oder verschiebt ihn immer wieder.

Hier ein aktuelles Beispiel, das fragliche Unternehmen ist wohlgemerkt kein Medienhaus! Zitate und Fakten gingen zum Autorisieren an das Unternehmen. Nun passierte nichts mehr, der ursprüngliche Termin verstrich und man versprach die Sache bis um x Uhr zu erledigen.

Wieder nichts und einen Tag später kam dann der Artikel zurück. Ganze Absätze fehlten, Zahlen waren gestrichen und Formulierungen des Journalisten so verändert, dass die Aussage nicht mehr dieselbe war. Wir beschlossen, den Artikel nicht zu bringen.

Ich weiss, dass es meinen Kollegen von der politischen Presse oft auch nicht besser geht. Das aber ist ein schwacher Trost.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

Weitere Artikel zum Thema