Zur Sache: panem et circenses

Mein Mitleid hält sich in Grenzen: Die SRG steht seit längerer Zeit im Kreuzfeuer der Kritik. Schelte hagelt es von allen Seiten. Schon die Wahl von Roger de Weck zum SRGGeneraldirektor führte zu heftigen Reaktionen.

Vor allem die SVP schoss sich auf ihn ein. Endlich hatten sie einen Beweis für das angeblich linksunterwanderte Schweizer Fernsehen. Auch die Europafreundlichkeit von de Weck war ihnen ein Dorn im Auge. Als dann im Juli die Verhandlungen zwischen der Schweizer Fussballliga und der SRG abgebrochen wurden, gab es wieder Buh-Rufe. Die SRG hatte die TV-Rechte an den Fussballmeisterschaftsspielen verloren, verkauft wurden sie von der Liga für 186 Millionen an die Cinetrade.

Rechtsbürgerliche Kreise fordern seit langem eine Verschlankung der SRG-Strukturen. Die Aktionen Bye-Bye-Billag und Gebührenmonster, die in den Social Media gestartet und von der SVP-Nationalrätin Natalie Rickli kräftig unterstützt wurden, fanden breiten Anklang. Immerhin über 140 000 Unterschriften wurden für eine Petition zu einer happigen Gebührensenkung von 462 auf 200 Franken gesammelt. Die Parteien sind unzufrieden. Politiker jeglicher Couleur beschweren sich, sie würden gegenüber den Politikern der jeweiligen Gegner- Parteien benachteiligt werden.

Auch die Verleger sind unzufrieden. Dabei geht es bei deren Kritik nicht darum, der SRG zu verbieten, dass sie ihren Zuschauern die Möglichkeit gibt, via Online und demzufolge auch mit mobilen Devices einen neuen Zugang zu den Programmen zu finden. Die Verleger wehren sich vielmehr zu Recht gegen die inhaltliche Ausweitung der SRG-eigenen Senderportale. Denn durch eine solche droht eine klare Wettbewerbsverzerrung. Die SRG könnte dank den garantierten Einnahmen aus den Konzessionsgeldern problemlos genügend Ressourcen freischaufeln, um ein qualitativ hochstehendes Nachrichtenportal aufzubauen. Wenn dann auf diesem Portal noch Werbung erlaubt würde, kämen die Onlineportale der privaten Verleger stark unter Druck.

Ungemach also überall. Da kommt es doch gelegen, dass zufälligerweise ausgerechnet jetzt eine frohe Botschaft verkündet werden kann. Cinetrade und SRG haben sich geeinigt.

Ab nächster Saison gibt es jeden Sonntag um 16 Uhr eine Direktübertragung eines Fussballspiels. 18-mal pro Saison kann die SRG wählen, welches Spiel sie übertragen will. Und das in Länderspielqualität. Billig war der Deal wahrscheinlich nicht. Aber auch die SVP wird nur vorsichtig Kritik äussern, denn mit den Fussballfans will man es sich nicht verderben.

Pierre C. Meier, Chefredaktor
pc.meier@werbewoche.ch
 

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