Zur Sache: Hohlsprech

Manfred Messmer schrieb diese Woche in seinem lesenswerten Blog Arlesheim-Reloaded über seine Politikverdrossenheit.

Ich erlaube mir, hier daraus zu zitieren: «Ich kann den Politikern nicht mehr zuhören. Ich kann ihre Föteli nicht mehr sehen. Ich mag keine politischen Diskussionen mehr verfolgen. Ich habe genug. Es ist mir egal, wer gewählt wird und wer nicht. Gestern auf SF die Fortsetzung dieser Endlosschlaufediskussion des Staatsrundfunks: Da stehen ein Herr Müller von der FDP, der Herr Blocher, eine Frau, deren Namen ich mir nicht merken muss, von der Mitte und dann noch der Herr Fehr von der SP. (…) Es ist vorbei. Ich mag mir dieses dumme Geschwätz nicht mehr anhören. Was sind denn das für Leute, die allen Ernstes der Meinung sind, sie seien Stars. Alles aufgeblasene Gockel und Hennen, die sich um die richtige Ausleuchtung ihrer Wahlkampffotos mehr Gedanken machen als über sonst was. Und von Schlagzeile zu Schlagzeile hüpfen und meinen, dabei handle es sich um Politik.» Was Messmer hier schreibt, ist Labsal auf meine Seele. Letzte Woche hatte ich das Vergnügen, am Schweizerischen Medienkongress zweimal Politikvertreter über mich ergehen lassen zu müssen.

Der erste Beitrag kam von Medienministerin Doris Leuthard. Man würde erwarten, dass eine Bundesratsrede am Medienkongress ein wenig Inhalt und Tiefgang bietet. Aber nein, es war nur gerade ein Aufruf für ein gemeinsames Vorgehen zwischen Verlegern und SRG betreffend den umstrittenen Online-Aktivitäten der SRG. Auch die Aussage, dass sich das technologische Umfeld in den letzten Jahren stark verändert habe und namentlich das Internet und mobile Geräte (soso) die Medien vor neue Herausforderungen stelle, brachte wahrscheinlich keine neuen Erkenntnisse. Dass dann am Ende noch eine obskure Episode aus dem vorvorvergangenen Jahrhundert als Drohkulisse herhalten musste, war nur noch peinlich. Letztes Jahr konnte Leuthard wegen Nebel nicht landen, dieses Jahr schien leider die Sonne.

Am nächsten Tag dann die Elefantenrunde der Parteiexponenten. Nur gerade zwei Präsidenten hielten es für nötig zu erscheinen (Pelli und Brunner), die anderen Parteien schickten Vertreter, was bei der CVP ein Glücksfall war. Norbert Neininger war zwar ein brillanter Moderator, doch was nützt das, wenn mit Ausnahme eines Teilnehmers nur Phrasen gedroschen werden. Diese Woche publizierte das Syndikat Medienschaffender SSM eine Umfrage bei Politikern über deren Zufriedenheit mit den Schweizer Medien. Was kam dabei raus? Gar nix. Die altbekannten x‑mal wiederholten Banalitäten wie fehlende Recherche, mangelnde Vielfalt oder Pseudo-Primeurs. Um Messmer nochmals zu zitieren: «Ich mag mir dieses dumme Geschwätz nicht mehr anhören.»

Pierre C. Meier, Chefredaktor pc.meier@werbewoche.ch
 

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