Admeira legt los

Admeira, das Werbe-Joint-Venture von Swisscom, SRG und Ringier, hat am Montag den Betrieb aufgenommen. Beim Medienfrühstück verriet die Geschäftsleitung ihre ambitionierten Ziele.

Admeira hat – trotz Kritik und Widerstand von Seiten der Verleger – am Montag den Geschäftsbetrieb aufgenommen. Im Restaurant Au Premier im Zürcher Hauptbahnhof präsentierte sich die Geschäftsleitung rund um CEO Martin Schneider den Medienvertretern.

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Der mächtigen ausländischen Konkurrenz mit gleichlangen Spiessen begegnen: CEO Martin Schneider erklärt die Ziele.

Es gehe darum, «möglichst viel Geld in der Schweiz zu behalten», fasst der bisherige Ex-Publisuisse- und jetztige Admeira-CEO die Ziele des neuen Vermarktungsunternehmens zusammen. Ambitioniert sind sie, auch wenn COO Marc Sier aus börsenrechtlichen Gründen auf konkrete Angaben zu den angestrebten Geschäftszielen verzichten muss und will. Man wolle aber bereits im ersten Jahr schwarze Zahlen schreiben und verfolge eine Wachstumsstrategie. Ausgangsbasis bilden dabei nicht nur die rund 600 Millionen Franken Werbeumsatz, welche die in Admeira vereinten Publisher jährlich erwirtschaften, sondern auch die 280 Mitarbeitenden, die zusammen auf «2000 Jahre Vermarktungserfahrung» kämen, so Schneider.

Portfolio
Die von Admeira vermarkteten Publisher

Mit Hochdruck Standort gesucht

Für 200 der Mitarbeitenden – zur Zeit noch in vier verschiedenen Büros tätig – wird zur Zeit mit Hochdruck nach einem Standort im Raum Zürich gesucht. Die ursprünglich 15 Optionen habe man mittlerweile «zu einer Top 3 verdichtet», verrät Sier. CEO Schneider legt besonders Wert darauf, die Mitarbeitenden an den verschiedenen, schweizweiten Standorten möglichst bald unter einem Dach zu vereinen. Nur so könne eine Kultur entstehen. «Videokonferenzen sind schön und gut, zusammen Kaffee trinken ist besser.»

Ein Stellenabbau ist nicht geplant. Im Gegenteil – Stichwort Wachstumsstrategie. Effizient wolle man sein, sagt Sier. Effizienz könne man durch Kostenreduktion oder Leistungssteigerung erreichen – Admeira setze auf Zweitere. Chief Sales Officer Arne Bergmann betont, man wolle in Zukunft noch viel näher am Kunden sein, daher habe man gar kein Interesse, das Sales-Team zu reduzieren.

Noch bleibt vieles beim Alten

Nun laufen die Geschäfte also. Viel ändert sich vorerst aber nicht. Die Ansprechpersonen bleiben die selben, nur die Firma heisst anders. Kostenseitig soll es vorerst vor allem für die Agentur-Kundschaft Einsparungen geben, da es nur noch einen Ansprechpartner gebe, sagt Bergmann. Und Beatrice Kniel, Managing Director Broadcast, betont ausdrücklich, man habe nicht vor, sich ins Geschäft der Media- und Kreativagenturen einzumischen. «Wir versuchen aber, Effizienz zu bieten und ihnen so das Leben etwas einfacher zu machen». Wie genau die Konditionen aussehen – beispielsweise bei Überschneidungen, wenn Kunden bisher bei den Joint Venture-Unternehmen einzeln gebucht haben – weiss man noch nicht genau. «Damit werden wir uns in nächster Zeit beschäftigen. Ziel ist es, dass die Kunden nicht mehr bezahlen, aber auch nicht weniger», sagt Kniel.

In der «Zusammenführphase» – wie Marc Sier den momentanen Zustand nennt – bleibt also vieles beim Alten. Auch technisch. Vorerst setzt man auf reine Reichweite, im Laufe des Jahres will man das Targeting anbieten, das Swisscom schon seit zehn Jahren einsetzt. Die vielbesprochene zielgruppengerichtete Werbung ist vorläufig gesetzlich nur auf Sendern ohne Konzession möglich. Also TF1 und S1. Man setze sich aber dafür ein, dass durch eine Konzessionsänderung möglichst bald alle Sender von dieser Art Werbung profitieren könnten, so der COO. Vorerst bleiben für die restlichen Sender lediglich interaktive TV-Spots, bei denen per OK-Button auf der Swisscom-Fernbedienung ein weiterführender Link geöffnet werden kann.

Interaktive-TV-Werbung
Beispiel für einen interaktiven TV-Spot: Per Knopfdruck kann ein Warenmuster angefordert werden.

Aber auch dann werde es nie das Ziel sein, eine 1:1-Beziehung zum einzelnen Haushalt aufzubauen, erklärt Schneider. Im Zentrum würden immer Cluster stehen. Und Marc Sier führt aus: «Unser Geschäftsmodell ist das Anbieten von Zielgruppen. Diese werden aber immer so gross sein, dass es nicht möglich ist, auf Einzelpersonen zurück zu schliessen.»

Zielgruppenspezifische_TV-Werbung
Das Ziel: Familie, Jugendlicher und Rentner schauen das selbe Programm, erhalten aber unterschiedliche Werbeblöcke eingeblendet.

Bleibt die politische Frage. Admeira hat viele Kritiker und Feinde. Allen voran der Verband Schweizer Medien unter Präsident Hanspeter Lebrument und Tamedia-Verleger Pietro Supino, die das Joint Venture in dieser Konstellation verhindern wollen. Dass mit Ringier ein direkter – und rein privatwirtschaftlicher Konkurrent von der gebührenfinanzierten SRG und der staatsnahen Swisscom profitieren soll, stösst längst nicht nur den konkurrierenden Verlegern sauer auf. Diese gingen eigentlich davon aus, dass ihr Vorstoss ans Bundesverwaltungsgericht aufschiebende Wirkung haben wird (Werbewoche.ch berichtete).

Admeira ist dennoch plangemäss gestartet. Und zwar «nicht mit angezogener Handbremse», wie CEO Schneider selbstsicher betont. Denn man gehe nicht davon aus, dass ein negativer Entscheid folgen werde. Für alle Fragen, welche die politischen Aspekte von Admeira betreffen, verweist er jedoch an die einzelnen Joint-Venture-Teilnehmer. Und persönlich? Er habe eine «simple Einstellung» zum Thema und sehe mit seinem Publisuisse-Hintergrund das neue Unternehmen in erster Linie als grosse Chance, um auch in Zukunft Werbemarktgelder generieren zu können. «Wir verlieren kein Geld mehr und sichern so der SRG die Zukunft. Wir verteidigen das, was es braucht, um den Auftrag der SRG auch weiterhin erfüllen zu können.»

Thomas Häusermann

Admeira hat – trotz Kritik und Widerstand von Seiten der Verleger – am Montag den Geschäftsbetrieb aufgenommen. Im Restaurant Au Premier im Zürcher Hauptbahnhof präsentierte sich die Geschäftsleitung rund um CEO Martin Schneider den Medienvertretern.

Der mächtigen ausländischen Konkurrenz mit gleichlangen Spiessen begegnen: CEO Martin Schneider erklärt die Ziele. 

 

Es gehe darum, «möglichst viel Geld in der Schweiz zu behalten», fasst der bisherige Ex-Publisuisse- und jetztige Admeira-CEO die Ziele des neuen Vermarktungsunternehmens zusammen. Ambitioniert sind sie, auch wenn COO Marc Sier aus börsenrechtlichen Gründen auf konkrete Angaben zu den angestrebten Geschäftszielen verzichten muss und will. Man wolle aber bereits im ersten Jahr schwarze Zahlen schreiben und verfolge eine Wachstumsstrategie. Ausgangsbasis bilden dabei nicht nur die rund 600 Millionen Franken Werbeumsatz, welche die in Admeira vereinten Publisher jährlich erwirtschaften, sondern auch die 280 Mitarbeitenden, die zusammen auf «2000 Jahre Vermarktungserfahrung» kämen, so Schneider.

Die von Admeira vermarkteten Publisher 

 

Mit Hochdruck Standort gesucht 

Für 200 der Mitarbeitenden – zur Zeit noch in vier verschiedenen Büros tätig – wird zur Zeit mit Hochdruck nach einem Standort im Raum Zürich gesucht. Die ursprünglich 15 Optionen habe man mittlerweile «zu einer Top 3 verdichtet», verrät Sier. CEO Schneider legt besonders Wert darauf, die Mitarbeitenden an den verschiedenen, schweizweiten Standorten möglichst bald unter einem Dach zu vereinen. Nur so könne eine Kultur entstehen. «Videokonferenzen sind schön und gut, zusammen Kaffee trinken ist besser.» Ein Stellenabbau ist nicht geplant. Im Gegenteil – Stichwort Wachstumsstrategie. Effizient wolle man sein, sagt Sier. Effizienz könne man durch Kostenreduktion oder Leistungssteigerung erreichen – Admeira setze auf Zweitere. Chief Sales Officer Arne Bergmann betont, man wolle in Zukunft noch viel näher am Kunden sein, daher habe man gar kein Interesse, das Sales-Team zu reduzieren. 

 

Noch bleibt vieles beim Alten 

Nun laufen die Geschäfte also. Viel ändert sich vorerst aber nicht. Die Ansprechpersonen bleiben die selben, nur die Firma heisst anders. Kostenseitig soll es vorerst vor allem für die Agentur-Kundschaft Einsparungen geben, da es nur noch einen Ansprechpartner gebe, sagt Bergmann. Und Beatrice Kniel, Managing Director Broadcast, betont ausdrücklich, man habe nicht vor, sich ins Geschäft der Media- und Kreativagenturen einzumischen. «Wir versuchen aber, Effizienz zu bieten und ihnen so das Leben etwas einfacher zu machen».

Wie genau die Konditionen aussehen – beispielsweise bei Überschneidungen, wenn Kunden bisher bei den Joint Venture-Unternehmen einzeln gebucht haben – weiss man noch nicht genau. «Damit werden wir uns in nächster Zeit beschäftigen. Ziel ist es, dass die Kunden nicht mehr bezahlen, aber auch nicht weniger», sagt Kniel.

In der «Zusammenführphase» – wie Marc Sier den momentanen Zustand nennt – bleibt also vieles beim Alten. Auch technisch. Vorerst setzt man auf reine Reichweite, im Laufe des Jahres will man das Targeting anbieten, das Swisscom schon seit zehn Jahren einsetzt. Die vielbesprochene zielgruppengerichtete Werbung ist vorläufig gesetzlich nur auf Sendern ohne Konzession möglich. Also TF1 und S1. Man setze sich aber dafür ein, dass durch eine Konzessionsänderung möglichst bald alle Sender von dieser Art Werbung profitieren könnten, so der COO. Vorerst bleiben für die restlichen Sender lediglich interaktive TV-Spots, bei denen per OK-Button auf der Swisscom-Fernbedienung ein weiterführender Link geöffnet werden kann.

Beispiel für einen interaktiven TV-Spot: Per Knopfdruck kann ein Warenmuster angefordert werden. 

 

Aber auch dann werde es nie das Ziel sein, eine 1:1-Beziehung zum einzelnen Haushalt aufzubauen, erklärt Schneider. Im Zentrum würden immer Cluster stehen. Und Marc Sier führt aus: «Unser Geschäftsmodell ist das Anbieten von Zielgruppen. Diese werden aber immer so gross sein, dass es nicht möglich ist, auf Einzelpersonen zurück zu schliessen.»

Das Ziel: Familie, Jugendlicher und Rentner schauen das selbe Programm, erhalten aber unterschiedliche Werbeblöcke eingeblendet. 

 

Bleibt die politische Frage. Admeira hat viele Kritiker und Feinde. Allen voran der Verband Schweizer Medien unter Präsident Hanspeter Lebrument und Tamedia-Verleger Pietro Supino, die das Joint Venture in dieser Konstellation verhindern wollen. Dass mit Ringier ein direkter – und rein privatwirtschaftlicher Konkurrent von der gebührenfinanzierten SRG und der staatsnahen Swisscom profitieren soll, stösst längst nicht nur den konkurrierenden Verlegern sauer auf. Diese gingen eigentlich davon aus, dass ihr Vorstoss ans Bundesverwaltungsgericht aufschiebende Wirkung haben wird (Werbewoche.ch berichtete).

Admeira ist dennoch plangemäss gestartet. Und zwar «nicht mit angezogener Handbremse», wie CEO Schneider selbstsicher betont. Denn man gehe nicht davon aus, dass ein negativer Entscheid folgen werde. Für alle Fragen, welche die politischen Aspekte von Admeira betreffen, verweist er jedoch an die einzelnen Joint-Venture-Teilnehmer. Und persönlich? Er habe eine «simple Einstellung» zum Thema und sehe mit seinem Publisuisse-Hintergrund das neue Unternehmen in erster Linie als grosse Chance, um auch in Zukunft Werbemarktgelder generieren zu können. «Wir verlieren kein Geld mehr und sichern so der SRG die Zukunft. Wir verteidigen das, was es braucht, um den Auftrag der SRG auch weiterhin erfüllen zu können.»

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