Das Live-Erlebnis, unser kostbarstes Gut

Das C-Wort macht alles anders. Live-Kommunikation wird sich wandeln. Radikaler als erwartet, digitaler als gedacht. Corona verändert unsere Möglichkeiten, aber nicht unsere Bedürfnisse. Michael Dancsecs, Inhaber von Standing Ovation, teilt seine Gedanken.

Michael Dancsecs

Corona als Innovationsbeschleuniger? Liest man die Kommentare aus der Live-Kommunikations- Branche, stehen wir an einem Wendepunkt. Radikale Transformationen werden uns prophezeit. Herkömmliche Geschäftsmodelle werden verschwinden. Geht es der Live-Kommunikation wie der klassischen Kommunikation? Keine Budgets mehr oder Kreativität nur noch via Bits & Bytes?

 

Unsere Kompetenz heisst live – die Technologie heisst phygital 

Live-Kommunikation findet längst in einer phygitalen Welt statt. Doch das Zusammenwachsen von online und offline, von real und virtuell, von physisch und digital hat man sich gemächlicher vorgestellt. Nun ist höchste Dringlichkeitsstufe angesagt. Denn Social Distancing hat uns jetzt gezeigt: Es geht auch anders. Beispielsweise per Live-Stream oder mittels VR-Brille. Um in Echtzeit dabei zu sein, braucht es den Körper nicht mehr, sondern nur noch den Kopf und die entsprechende Technik.

Tech-Innovatoren machen sich die aktuelle Dringlichkeit zunutze. Gut für unsere Kunden, gut für uns als Event-Dienstleister: Wir erhalten ein noch leistungsfähigeres Angebot an Kommunikationstechnologien und -möglichkeiten. So können wir Budgets um einiges effizienter einsetzen und Menschen noch vielfältiger zusammenbringen. Doch wer jetzt nur auf Technologie fokussiert, verliert unser wichtigstes Gut aus den Augen: das Live-Erlebnis.

 

Resonanz braucht Realität 

Klar, wir sind zurzeit im Krisenmodus. Wir sehen erst mal die substanziellen Verluste: die Ausfälle, die Absagen, die Verschiebungen. Aber wir sehen dadurch auch den besonderen Wert der direkten Begegnung. Sie ist durch nichts zu ersetzen, weder für uns Menschen, noch für die Marken, an denen wir uns orientieren.

Je länger wir genötigt sind, Social Distancing zu praktizieren, desto mehr wollen wir wieder gemeinsam Dinge erleben. Wir brauchen die gegenseitige Resonanz. Wir brauchen das Gefühl, durch gemeinsame Erlebnisse miteinander verbunden zu sein. Auch wenn das virtuelle Community Building und das Digital Conferencing immer mehr zur Gewohnheit werden: Einzigartige Erlebnisse brauchen reale Nähe. In seinem Financial-Times-Artikel mit dem Titel «Covid-19 is tech’s big moment – but we still miss real life» formuliert es Leo Lewis pointiert: «Man muss nur lange genug den Tech-Gesprächen zuhören, (…) dann werden sie zu traurigen Abgesängen auf das reale Leben.»

 

Das neue Miteinander 

Was wir gegenwärtig erfahren, ist nicht nur die Effizienz der digitalen Interaktionsmöglichkeiten. Wir erfahren ebenso die Absenz des realen Miteinanders. Es ist eine sehr heilsame Erfahrung: Wir merken, wie kostbar Live-Experience ist und wie sorgfältig wir mit diesem besonderen Gut umgehen müssen.

Gerade deshalb brauchen wir die findigen Ideen der KomTech-Innovatoren: Sie helfen uns, aus dem besonderen Gut Live-Experience noch mehr herauszuholen. Der Dialog zwischen Online- und Offline-Experience sowie zwischen Realität und Virtualität wird in Zukunft noch viel intensiver. Wichtig dabei ist, dass nicht die Technik im Vordergrund steht, sondern das einzigartige Erlebnis, das sie ermöglicht.

Wie sich die aktuelle Lage entwickeln wird, wissen wir nicht. Aber eines wissen wir: Die Wichtigkeit der Live-Experience wird zunehmen, weil sie uns jetzt so sehr fehlt.

* Michael Dancsecs ist Inhaber der Zürcher Eventagentur Standing Ovation.

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