Primus in the club of fifty

Alexander Fleischer will als neuer Präsident des Harbour Club den Berufsstand der Kommunikationschefs weiter professionalisieren.

Alexander Fleischer will als neuer Präsident des Harbour Club den Berufsstand der Kommunikationschefs weiter professionalisieren.Ob in der Politik oder in der Privatwirtschaft: Kommunikation wird immer wichtiger. Trotzdem ist der Kommunikationsleiter in einem Unternehmen noch nicht auf gleichem Niveau wie der Finanzchef oder Personalleiter. «Aber in die Richtung wird es gehen», meint Alexander Fleischer.Der Leiter Marketing & Kommunikation bei PricewaterhouseCoopers in Zürich ist im Februar zum neuen Präsidenten des Harbour Club gewählt worden. Dieser Club der Pressesprecher, Werbeleiter, Sponsoringverantwortlichen und anderen Kaderleute im Bereich Corporate Communications ist 2000 gegründet worden. Die Mitgliederzahl ist auf 50 beschränkt. «Wir wollen überschaubar bleiben, damit man sich wirklich kennen lernen und persönliche Gespräche führen kann.»
Die Mitglieder dürfen nicht in einer Agentur arbeiten, sondern müssen in einem Unternehmen auf höchster Stufe zuständig sein für die Kommunikation. Es gibt eine Warteliste für den Club, aber die ist «nicht dramatisch». Die Idee des Clubs: «Wir wollen auf oberster Ebene sensibilisieren, dass die Kommunikation ein strategischer Werttreiber ist und wie man am besten damit umgeht.»
«Harbour Club» tönt international. Das Netzwerk ist aber rein schweizerisch. Der Name geht auf das Clubhouse am Zürichsee zurück, wo alle zwei Monate die Lunch-Treffs stattfinden. An diesen nehme die Hälfte aller Mitglieder teil, freut sich Fleischer. Zufrieden ist der neue Präsident auch mit den regelmässigen «Guerilla Workshops» zu einzelnen Themen. Weil hier nur Mitglieder zugelassen sind, kann man «frei von der Leber reden und auch heikle Fragen austauschen». Einmal im Jahr findet ein öffentliches Symposium statt. Das letzte, zum Thema «Reputation Management», war ausgebucht und hat auch extern gutes Feedback bekommen. Im nächsten wird es um «Wertschöpfung durch Kommunikation» gehen.
Was trägt Kommunikation bei zur Wertschöpfung? Das ist eine Frage, mit der sich Fleischer täglich in seinem Job auseinander setzen muss. «Wie kann ich nachweisen oder verständlich machen, was es eigentlich wert ist, zu kommunizieren?»
Kommunikation wird wichtig, weil der Bilanzwert und der Kapitalwert von Unternehmen oft «sehr auseinander gehen». Beim Kapitalwert spielen Faktoren wie Reputation, Brand und Image eine grosse Rolle. «Das mehr in den Griff zu bekommen und nicht wie heute einfach als gegeben hinzunehmen, ist unser Job.»
Man erwartet heute überdies, dass ein Unternehmen ein Stück weit auch Sinn stiftet für den einzelnen Mitarbeiter ebenso wie in der Gesellschaft. «Das geht dann fast schon in moralisch-philosophische Dimensionen.»
Alexander Fleischer hat sich schon früh für solche Fragen interessiert. Auf der Suche nach einer sinnvollen Arbeit ging er nach der Schule für neun Monate nach Guatemala und wirkte dort in der Entwicklungshilfe mit. Zurück in Deutschland, studierte er in Worms Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Tourismus. In Berlin hängte er ein Zusatzstudium für Publizistik an und spezialisierte sich auf Unternehmenskommunikation.
Auf Stellensuche stiess er auf das Inserat einer «internationalen PR-Agentur». Fleischer bekam den Job – bei Peter Bütikofer, der damals mit seiner Zürcher PR-Agentur auch Niederlassungen in Berlin und Dresden hatte. Wegen seines betriebswirtschaftlichen Backgrounds wurde Fleischer immer mehr für Kunden im Bereich Investor Relations (IR) eingesetzt. Das führte ihn häufig nach Zürich. Ein wichtiger Kunde 1995 bis 1998 war Jacobs mit der Fusion von Adia und Ecco zu Adecco.
Als letztes Mandat für Bütikofer betreute er die Börsenspezialisten Deloitte & Touch. Das weckte endgültig sein Interesse an IR. Fleischer liess sich 1998 als Leiter Kommunikation bei PricewaterhouseCoopers anstellen. Zwei Jahre später wurde er zum Leiter Marketing & Kommunikation befördert.
«Mich fasziniert an dieser Branche, dass ihr Thema sehr intellektuell, abstrakt und nicht fassbar ist. Andere sagen, das ist schrecklich. Mir gefällt das.»
Vor der Fusion mit Coopers war Revi Suisse Price Waterhouse nicht ausgeprägt marketing- und kommunikationsorientiert. Die Fusion war «ein Meilenstein in der Branche», weil da erstmals Branding und Identity professionell angegangen wurden.
Fleischer hat bei PWC drei Werbekampagnen aufgegleist. Stolz ist er auf ein weiteres «Baby», das CEO-Magazin. Dieses wird an Kunden, Opinionleader und ausgewählte Studenten verschickt.
Die Unternehmenskommunikation fasziniert ihn, weil darin psychologische und soziologische Aspekte mitspielen – und dies in einem wirtschaftlichen Kontext, der zu strategisch-analytischen wie auch kreativen Prozessen herausfordert. «Das Potenzial, das weiterzuentwickeln, ist noch riesig, denn in der Kommunikationsbranche stehen wir erst am Anfang.»
Fleischer liebt heute das Leben in Zürich, auch wenn er «ein bisschen zu früh» gekommen sei. «In dieser Stadt bleibt man hängen. Ich würde deshalb allen empfehlen, erst für ihren beruflichen Abschluss nach Zürich zu ziehen.»
Der neue Präsident des Harbour Club ist verheiratet mit einer Schweizerin, hat einen zwanzig Monate jungen Sohn und entspannt sich beim Schwimmen, Handball, Basketball, Klavierspielen und Ins- Theater-Gehen.
Alexander Fleischer, Leiter Marketing & Kommunikation bei PricewaterhouseCoopers.

Andreas Panzeri

More articles on the topic