Safari im helvetischen Busch

Südafrika Anlässlich des 10. Jahrestags der Demokratie wird in der Schweiz ein pralles Infopaket geschnürt.

Südafrika Anlässlich des 10. Jahrestags der Demokratie wird in der Schweiz ein pralles Infopaket geschnürt.
Spätestens mit den ersten demokratischen Wahlen 1994 wurde das «Buch der Apartheid» in Südafrika endgültig versiegelt. Am 27. April dieses Jahres feiert die junge Republik ihren zehnten Geburtstag. Diesen lediglich mit einem Apéro zu begehen, schien Nozipho January-Bardill aber nicht adäquat. Die südafrikanische Botschafterin in Bern nimmt das Jubiläum zum Anlass, um die Beziehungen zwischen der Schweiz und Südafrika zu vertiefen. Mit der Konzeption und Umsetzung des umfangreichen Massnahmenpakets hat die südafrikanische Botschaft die Agentur Aidentity Marketing und Kommunikation betraut. Da der Umfang des Projekts die Ressourcen der Kleinagentur überschritten hätte, holten sich die Berner Unterstützung – und zwar in Biel, bei den Kollegen der Agentur Virus Ideenlabor. Das Virus-Team zeichnet in erster Linie für die visuelle Umsetzung der Publikumskampagne verantwortlich.
Entstanden sind Testimonial-Plakate und -Inserate, auf denen südafrikanische Menschen aller Couleur für Frieden, Freiheit, Dialog und natürlich für Demokratie posieren. Key Visual ist eine Blume, die es nur in Südafrika gibt. Diese Tatsache sei aber nur ein Teilaspekt, sagt Kampagnenleiter Alex Milosevic von Aidentity. Und präzisiert: «Die Blume als solche steht bei uns für Liebe, Zusammengehörigkeit, aber auch für Wachstum und Entwicklung.»
Direkte Kontakte fördern
Diese klassischen Werbemittel sollten aber nur einen Teil der Gesamtkampagne ausmachen. Denn für die Botschafterin ist der persönliche Dialog der beste Weg, um Stereotypen abzubauen. Die erarbeiteten Projekte sollen deshalb den direkten Kontakt mit der Bevölkerung fördern. Neben diversen Gastauftritten an Messen, Events, in Museen oder an Festivals bildet «Eine Safari in der Schweiz» das Herzstück der Kampagne. Dafür wird die Schweiz, entsprechend den neun südafrikanischen Provinzen, in neun Regionen aufgeteilt. In diesen werden Gruppen à elf Personen – entsprechend den elf Landessprachen – auf die Pirsch gehen. Ihre «Safari» führt die südafrikanischen Delegationen beispielsweise in die Konservenfabrik Bischofszell oder vor die Migros-Regale. Was sie dabei erleben, wird von einer Autorin und einem Fotografen dokumentiert und später in Buchform publiziert.
Mehr als ein Akquisitionstool
Dass man mit den Aktionen Schweizerinnen und Schweizer als Touristen oder als Investoren akquirieren wolle, weist Milosevic zurück, und January-Bardill meint, es sei klar eine «People-to-People-Kampagne». Man wolle in erster Linie die zehn Jahre der Freiheit feiern und ausdrücken, was die Menschen in Südafrika fühlen, «zehn Jahre alt zu sein». Dabei könnte auch die Schweiz, die für Südafrika in demokratischer Hinsicht fast eine Grossmutter ist, etwas vom «Kind» lernen.
Eine weitere Motivation, so die Botschafterin, sei, der Schweiz und ihrer Bevölkerung für das Engagement und die Solidarität in Zeiten der Unterdrückung und in denen des Aufbaus zu danken. Angesprochen auf die umstrittene Rolle von Schweizer Firmen während des Apartheidregimes, entgegnet January-Bardill: «Wir möchten im Zusammenhang mit dem Jubiläum auf die positiven Aspekte unserer Entwicklung in den letzten zehn Jahren zurückblicken.» Zudem habe Südafrika die Verantwortung für seine Vergangenheit übernommen. Wenn die Schweizer das Gefühl hätten, dass es in ihrem Land noch dunkle Kapitel gäbe, dann sollten sie zurückblicken und einen Weg finden, damit umzugehen. Trotzdem lässt sich die Assoziation mit der Vergangenheit nicht ganz vermeiden, wenn man auf der Sponsorenliste der Kampagne
Unternehmen wie Credit Suisse, Nestlé, Novartis, Schindler und UBS liest. Gemäss Milosevic werden rund 80 Prozent der Projektkosten mit Beiträgen von mehr als 30 Schweizer Firmen gedeckt.
Obwohl die südafrikanische Regierung alle Botschafter ermutigte, das 10-Jahr-Jubiläum der Republik zu feiern, ist der Umfang der Massnahmen in der Schweiz einzigartig. Zwar findet der eigentliche Jahrestag am 27. April mit dem Freedom Day seinen Höhepunkt. Die verschiednen Aktivitäten verteilen sich aber über das ganze Jahr. Auftakt bildete Mitte Januar die Berner Ferienmesse, an welcher Südafrika als Gastland vertreten war.
Jubiläumskampagne: Südafrikanische Menschen posieren für Frieden, Freiheit, Dialog und – selbstverständlich – auch für Demokratie.
Simone Keller

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