Loud outcry against torture

Social Advertising II Am 10. Dezember – Tag der Menschenrechte – verschaffte Publicis mit einer Schock-Kampagne Amnesty International Gehör.

Social Advertising II Am 10. Dezember – Tag der Menschenrechte – verschaffte Publicis mit einer Schock-Kampagne Amnesty International Gehör.Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen Formen verboten. Dies proklamiert Artikel 4 der vor genau 55 Jahren verabschiedeten Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Obwohl sich die Uno-Mitglieder verpflichtet haben, die Menschenrechte zu schützen und zu fördern, spottet die diesbezügliche Praxis in vielen Ländern jeden gesunden Rechtsempfindens.Als der erwähnte Artikel im neuen Spot für Amnesty International (AI) mit einem epischen Filmsoundtrack angekündigt wurde und von
Ijaba Masamba vorgelesen werden sollte, hörte man aber keine Worte. Stattdessen erschien das düstere Schwarzweissbild einer geknebelten Frau, die in einer Zelle schreit, winselt und weint. Der Slogan rief in Erinnerung: «Heute ist Tag der Menschenrechte. Aber nicht überall.» Ebenso unerträglich eindringlich liess das Publicis-Team um CD Markus Gut und AD/Texter Ralf Kostgeld weitere Menschenrechtsartikel «vortragen». Bei allen führte die Ansage den Betrachter in die Irre, um mit den nachgestellten Foltereinspielungen den Schockeffekt zu verstärken. Diese Sequenzen hielt man bewusst kurz, damit die Abwehrreaktion der Zuschauer nicht vor der Auflösung zum Zappen verleitete. Doch vor der Realität dürfe man die Augen nicht verschliessen, meint Kostgeld: «Sie ist bei weitem schlimmer als das, was wir in den Spots zeigten.» Tatsache sei nämlich, dass jährlich Tausende Menschen ihre Mitmenschen mit Schlägen traktierten, sie vergewaltigten oder mit Stromstössen folterten.
Schockieren statt lavieren Allerdings sei die Schweizer AI-Sektion, anders als jene in angelsächsischen Ländern, von der Kommunikation mit brutalen Bildern und markigen Worten abgekommen, sagt Christian Hosmann von der Menschenrechtsorganisation. Gerade in der Deutschschweiz habe AI festgestellt, dass die Leute von heftigen Kampagnen eher abgeschreckt würden, weshalb man vor einigen Jahren zu diplomatischeren Tönen gewechselt habe.
Unbeirrt davon schlug Publicis für den Menschenrechtstag und die Anliegen von AI eine Schockumsetzung vor, weil heuer die Gefahr, im Medienrummel um die Bundesratswahl unterzugehen, ungleich grösser gewesen wäre. Für den freiwilligen Einsatz der Agentur waren denn auch die positiven Faktoren ausschlaggebend. So darf der Auftritt auf Grund der Umsetzung wie der starken, gesponserten Medienpräsenz mit guten Werten bei der erstmaligen Teilnahme von AI am GfS-Spendenmonitor rechnen. Erstmals wird damit die Bekanntheit der Organisation in der Schweiz erhoben. Zudem dürfte Publicis’ Appell die Wahrnehmung der anderen Kommunikationsmittel – Internet, Infostände, Mailings, Events oder die Solidaritätskerze – stärken und die vor drei Jahren weltweit lancierte Kampagne zur Abschaffung der Folter in der Öffentlichkeit aktualisieren. Flankiert wurden die TV- von Radiospots und einer U-Boot-Anzeige. Bei Letzterer entpuppte sich das Bild eines bedeutungslosen Raums durch das Auseinanderziehen des Zeitungsbundes in der WoZ und der NZZ als Folterkeller mit einem Galgenstrick über einer Falltür (siehe Seite 14). «Ein Pressebild eines irakischen Gerichtssaals, das wir von der Agentur Dukas bekommen haben», erläutert CD Markus Gut.
Soll mächtig unter die Haut gehen: Schock-Spot von Publicis für Amnesty International.
Luca Aloisi

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