Zu guter Letzt: Jäger des verbotenen Oscars

UPC Cablecom dekorierte eine Pressekonferenz mit Oscar-Statuen. Das Unternehmen hat die Rechnung ohne den Oscar-Jäger gemacht – und diese nun erhalten.

Konkret ging es um die Präsentation der Netflix-Konkurrenz Myprime. Zum monatlichen Fixpreis können mit dem neuen Dienst von UPC Cablecom Filme, Serien, Dokumentationen und Kindersendungen unbegrenzt auf allen Devices konsumiert werden. Um entsprechend Hollywood-Atmosphäre zu erzeugen, stellte UPC Cablecom bei der Medienkonferenz im September mannshohe Oscar-Statuen auf.

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Meinte es nur gut: Eric Tveter, CEO von UPC Cablecom mit Oscar (Bild: Keystone)

Die Dekoration stiess bei den Rechtehinhabern der Oscar-Statue auf wenig Begeisterung: Die Academy of Motion Picture Arts aus Beverly Hills mobilisierte ihren Zürcher Anwalt Daniel Marugg. Sein Einschreiten führte laut UPC-Cablecom-Sprecher Andreas Werz zwischenzeitlich zu einer «gütlichen Einigung» mit der Academy. Wie gütlich diese Einigung konkret war, zeigt nun die Zeitung Schweiz am Sonntag: UPC Cablecom musste sich nicht nur freikaufen – über den Betrag wurde wie immer Stillschweigen vereinbart – sondern auch noch die Statuen an Anwalt Marugg aushändigen. In seiner Altenburger Kanzlei warten die todgeweihten Oscars nun auf ihre Vernichtung.

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Kein Sonderfall für Marugg: Wie der «Oscar-Jäger» gegenüber Schweiz am Sonntag verrät, hat er in den letzten zehn Jahren nicht weniger als 80 solcher Statuen «aufgespürt und vernichten lassen». Die kleinen Plastik-Statuen nicht mitgerechnet, versteht sich. Ebenfalls im Visier des Anwalts: Firmen, die den Namen Oscar unrechtmässig verwenden, um Produkte zu bewerben.

Aber der Weg ist noch lang. Erst wenn die letzte unlizenzierte Oscar-Statue dieser Welt der lokalen Müllverbrennung übergeben und die letzte «Vater des Jahres»-Oscarkopie vom Bulldozer überrollt wurde, kann sich Oscar-Jäger Marugg zur Ruhe setzen. Übrigens: Unbestätigten Gerüchten zufolge soll die Vernichtung der Cablecom-Statuen öffentlich auf dem Dorfplatz Altenburg vollzogen werden. Die Bevölkerung ist herzlich eingeladen, dem Spektakel beizuwohnen und anhand des statuierten Exempels zu lernen, dass auch geistiges Eigentum Eigentum ist.

Thomas Häusermann

Oscar auf Teaserbild: Keystone / Grafik: hae

 

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