Zu guter Letzt: Nachrichten aus der verschworenen Blackbox

In Deutschland gibt es das Institut für Medienverantwortung. Und das hatte im Mai eine tolle Idee: Nämlich als landesweite Aktion im November «eine Woche Transparenz» zu starten, in deren Rahmen die Leser von Zeitungen einen Einblick in die Entstehung einer Nachricht hätten erhalten sollen.


In Deutschland gibt es das Institut für Medienverantwortung. Und das hatte im Mai eine tolle Idee: Nämlich als landesweite Aktion im November «eine Woche Transparenz» zu starten, in deren Rahmen die Leser von Zeitungen einen Einblick in die Entstehung einer Nachricht hätten erhalten sollen. So löblich die Idee, so grandios das Scheitern. Denn kein einziges Medium hat sich bereit erklärt, an der Aktion teilzunehmen. 

Sabine Schiffer, Projektleiterin und Medienpädagogin, rief das auf die verbalen Barrikaden. Man müsse den Menschen doch zeigen, dass Nachrichten etwas von Menschen Gemachtes sind und nicht in einer Blackbox entstehen. Und: Da der Entstehungsprozess einer Nachricht den Mediennutzern weitgehend unbekannt sei, liesse dies Raum für die Entstehung von Mythen und Verschwörungstheorien. Irgendwie verwundert es angesichts dieser schlüssigen und einleuchtenden Argumentation kein bisschen, dass Frau Schiffer kurz vor Beginn der Transparenzwochen keinen Kontakt mehr mit den zunächst zumindest teilweise interessierten Verantwortlichen erhielt. 

Gemäss ursprünglicher Medienmitteilung des Instituts sollte mit der Aktion der alltäglichen Ohnmachtsschulung mittels Aufbau der Medienkompetenz entgegengewirkt werden. Die Zeitungen hätten während einer Woche jeder Nachricht eine kurze Info vorschalten müssen, wie der jeweilige Beitrag zustande gekommen ist, warum er ausgewählt wurde, warum ihm welches Bild zugeordnet worden ist etc. Gegen den Vorwurf der Zeitung als verschworene Blackbox verwehrt sich allerdings der stellvertretende Chefredaktor der Nürnberger Nachrichten, Alexander Jungkunz. Die Quelle einer Nachricht sei durch Angabe der Agentur-Kürzel oder Autoren-Name stets zu erkennen. Zudem generiere ein solches Projekt neben dem Platzproblem einen textlichen Aufwand, der in einer Tageszeitung nicht möglich sei. 
 
Gerade die Absagen der Zeitungen hätten der Frau Schiffer eine Bestätigung sein können, dass Nachrichten eben doch etwas von vielen Menschen Gemachtes sind. Innerhalb eines Produktionsprozesses, den man nicht so mirnichts-dirnichts ändern kann.

Weitere Artikel zum Thema