Sir Mary: Das nächste Kapitel

Nach sieben Jahren Autonomie geht Sir Mary eine Partnerschaft mit dem Agenturnetzwerk Myty ein. Was bewegt die Gründer:innen dazu?

Arbeiten künftig mit der Myty Group AG zusammen: das Sir-Mary-Führungsteam mit Daniel Zuberbühler, Tino Elsener, Vanessa Habisreutinger, Nicolas Hostettler, Nadine Pachoud, Florian Beck, Maurizio Rugghia und Fabian Habisreutinger (von links). Bild: zVg / Sir Mary.
Arbeiten künftig mit der Myty Group zusammen: das Sir-Mary-Führungsteam mit Daniel Zuberbühler, Tino Elsener, Vanessa Habisreutinger, Nicolas Hostettler, Nadine Pachoud, Florian Beck, Maurizio Rugghia und Fabian Habisreutinger (v.l.n.r.). (Bilder: zVg. / Sir Mary)

Ende September verkündete die Zürcher Agentur Sir Mary eine Partnerschaft mit der rasch wachsenden Myty Group (Werbewoche.ch berichtete). Als junges Agency-Network mischt Myty seit 2020 die Branche – nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa – auf und bündelt bereits die Kräfte von 13 Unternehmen mit mehr als 700 Mitarbeitenden. Im Interview mit m&k Werbewoche.ch erklären die Sir-Mary-Co-Founder Maurizio Rugghia und Daniel Zuberbühler, wieso eine Partnerschaft mit Myty für sie den nächsten, logischen Schritt in der Entwicklung ihres Unternehmens darstellt – und was diese für das Team, die Kund:innen und die Geschäftsführung der Agentur bedeutet.

 

m&k: Daniel Zuberbühler, Maurizio Rugghia: Im September gewann Sir Mary das Schweizer Agenturranking der Media Research Group. Schon kurz darauf gaben Sie den Beitritt zum Agency Network Myty bekannt. Sie waren «alleine» enorm erfolgreich – wofür braucht es da ein Netzwerk?

Daniel Zuberbühler: Vielen Dank für das Kompliment! Sir Mary ist gut aufgestellt für die Bedürfnisse der Werbeauftraggebenden. Der Gewinn des Rankings hat dies offiziell bestätigt, und das macht uns natürlich stolz. Nichtsdestotrotz, in unserer Branche ist es wichtig, immer am Ball zu bleiben und weiterzudenken.

Maurizio Rugghia: Sir Mary wurde mit der Ambition gegründet, als moderne Agentur und erste Adresse für Digital-First-Kommunikation den Agenturmarkt zu verändern. Uns geht es darum, das Spiel zu prägen, nicht nur mitzuspielen. Weil wir diesen hohen Anspruch weiterhin erfüllen wollen, läuten wir für Sir Mary die nächste Phase ein, zusammen mit Myty. Es geht also nicht darum, was wir «brauchen», sondern darum, wie wir unser Potenzial weiter entfalten und den wachsenden und sich wandelnden Ansprüchen unserer Kund:innen auch in Zukunft gerecht werden können. Die Partnerschaft mit Myty sehen wir als Schritt, der uns neue Türen in Bezug auf technologische Ressourcen, Spezialisierung und Expertise in unterschiedlichen Disziplinen eröffnet. Wir sind immer noch die gleiche Crew, aber jetzt haben wir Zugriff auf ein beeindruckendes Spektrum an Ressourcen und Skills, die weit über das hinausgehen, was wir allein hätten erreichen können.

«Dieser Schritt ist eine Erweiterung unserer Möglichkeiten, nicht das Ende unserer Reise.»

 

Myty ist – der beeindruckenden Skalierung zum Trotz – weniger bekannt und erheblich kompakter als, sagen wir … Dentsu, WPP oder die «üblichen Verdächtigen». Sind Sie trotzdem oder gerade deswegen beigetreten?

Zuberbühler: Unsere Bedingung für eine Partnerschaft war klar: Wir wollten unsere Identität, unsere Kultur und unseren Standort unangetastet lassen. Myty ermöglicht uns genau das und lässt uns unternehmerische und kulturelle Freiheit.

Rugghia: Wir haben uns bewusst für Myty entschieden, gerade weil es sich von den üblichen Verdächtigen unterscheidet. Myty bietet eine einzigartige Kombination aus Agilität, Innovation und einer engen Gemeinschaftskultur, die mit unserer Vision bei Sir Mary perfekt harmoniert.

 

Was fasziniert Sie an Myty?

Zuberbühler: Myty hat uns mit dem Motto «Just getting started» überzeugt, das perfekt zu unserem eigenen Geist passt. Was uns begeistert, ist ihre frische, unkomplizierte Herangehensweise.

Rugghia: Wir wollen mithelfen, mitmachen und mitreden. Direkt mit dem Gründerteam, mit dem wir uns auf Anhieb super verstanden haben. Wir setzen uns nicht ins gemachte Nest, das ist nie unser Anspruch gewesen und wird es auch weiterhin nicht sein.

 

Haben Sie keine Sorge, mit dem Schritt Ihre Unabhängigkeit aufzugeben?

Rugghia: Was wir mit Myty gewinnen, ist weit mehr als das, was wir als einzelne Agentur hätten erreichen können. Wir glauben fest daran, dass unsere Stärken im Netzwerk noch weiter zur Geltung kommen. Es geht nicht darum, Kontrolle abzugeben, sondern unsere Fähigkeiten zu erweitern und unsere Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wir sind motivierter denn je, mit den zusätzlichen Ressourcen und der kollektiven Erfahrung des Netzwerks etwas Neues zu schaffen, das den Markt prägt und unsere Kund:innen begeistert.

 

Welche Chancen eröffnen sich Ihnen durch diesen Schritt?

Rugghia: Unternehmerisch gesehen, eröffnet uns der Schritt eine einmalige Chance, aktiv an der Gestaltung eines europäischen Netzwerks mitzuwirken. Wir haben jetzt die Plattform, um unsere Vision auf einer breiteren Bühne zu präsentieren und dabei eine aktive Rolle einzunehmen.

Zuberbühler: Für unsere Kund:innen bedeutet das vor allem, dass wir ihnen jetzt ein noch breiteres Spektrum an Fachwissen und Dienstleistungen anbieten können. Die zusätzlichen Partnerschaften innerhalb des Myty-Netzwerks ermöglichen, noch zielgerichteter auf ihre individuellen Anforderungen einzugehen. Und nicht zuletzt profitieren unsere Mitarbeitenden von diesem Schritt. Sie erhalten Zugang zu einem grösseren Pool an Wissen und Erfahrungen und haben die Möglichkeit zum fachlichen Austausch und zur Weiterentwicklung, was in unserer Branche entscheidend ist. Das wiederum eröffnet ihnen neue Karrierewege, die zuvor vielleicht nicht möglich gewesen wären.

 

Sagt Ihre Entscheidung auch etwas über Ihren Blick auf die Entwicklung der Kommunikationsbranche in den nächsten fünf, zehn, fünfzehn Jahren aus – und wenn ja, was?

Zuberbühler: Unsere Entscheidung für Myty spiegelt definitiv unsere Einschätzung wider, wohin sich die Kommunikationsbranche entwickeln wird. Wir sind überzeugt, dass eine Digital-First-Denke ein Muss ist – kein Kann. Und zwar heute, nicht erst in Zukunft. Sie ist das Fundament, auf dem Kommunikationsstrategien gebaut werden.

Rugghia: Die Branche entwickelt sich in rasantem Tempo weiter, und wir sehen eine zunehmende Spezialisierung und Fragmentierung innerhalb der Kommunikationsdisziplinen. Starke und vernetzte Partnerschaften werden essenziell, um die vielfältigen Disziplinen zu bedienen und Kanäle nahtlos zu verbinden.

«Wir können jederzeit das geballte Spezialwissen von 700 neuen Kolleg:innen anzapfen.»

 

Verändert sich nun etwas für Ihre Mitarbeitenden?

Rugghia: Für die Mitarbeitenden ändert sich grundsätzlich nichts – wir sind weiterhin operativ und kulturell unabhängig. Neu haben sie Möglichkeiten, das Know-how des Netzwerks zu nutzen, können die aufstrebende Marke Myty mitgestalten und an agenturübergreifenden Projekten arbeiten. Ebenfalls stehen Arbeitsplätze an anderen Myty-Standorten zur Verfügung: für einfacheres «remote working» in Berlin, Hamburg, Zagreb und weiteren Metropolen.

 

Und für die Kund:innen?

Zuberbühler: Neu – und sehr reizvoll für unsere Kund:innen – ist, dass wir jederzeit das geballte Spezialwissen unserer mehr als 700 Kolleg:innen unter dem Dach von Myty anzapfen können. Von Spezialdisziplinen in Web- und App-Entwicklung, E-Commerce, Artificial Intelligence, Corporate Branding und Corporate Content über Customized-Agency-Angebote zu Employer Branding bis hin zu Digital Solutions. Für unsere Kund:innen bedeutet das mehr Möglichkeiten, anspruchsvolle Projekte zu realisieren und am Puls der digitalen Transformation zu bleiben.

«Wir sind keine Managertypen, sondern Unternehmer und Macher, die tief in der Branche verwurzelt sind.»

 

Hand aufs Herz: Ist das der erste Schritt für einen «Exit» der Gründer:innen – oder können wir damit rechnen, dass Sie weiter ins Tagesgeschäft der Agentur involviert bleiben?

Rugghia: Ganz ehrlich, dieser Schritt bedeutet für uns eine Erweiterung unserer Möglichkeiten, nicht das Ende unserer Reise. Das Management von Sir Mary bleibt unverändert und dem Tagesgeschäft voll verpflichtet. Das bestehende und eingespielte Team ist entscheidend für den Erfolg und die Strategie!

Zuberbühler: Ausserdem sind wir keine Managertypen, sondern Unternehmer und Macher, die tief in der Kommunikationsbranche verwurzelt sind. Wir haben nicht nur Spass an unserer Arbeit, sondern empfinden eine tiefe Zufriedenheit dabei, den weiteren Erfolg unserer Gruppe mitzugestalten.

Aktuelle Projekte von Sir Mary: Eine grosse Imagekampagne für die Versicherung CSS und eine Kollaboration zwischen Samsung und der Kultserie «Tschugger» (S. 88, unten). Bilder: zVg / Sir Mary.
Aktuelle Projekte von Sir Mary: Eine grosse Imagekampagne für die Versicherung CSS…
Aktuelle Projekte von Sir Mary: Eine grosse Imagekampagne für die Versicherung CSS und eine Kollaboration zwischen Samsung und der Kultserie «Tschugger» (S. 88, unten). Bilder: zVg / Sir Mary.
… und eine Kollaboration zwischen Samsung und der Kultserie «Tschugger».

Sir Mary ist eine Kreativ- und Mediaagentur, die 2016 von Maurizio Rugghia, Daniel Zuberbühler und Florian Beck gegründet wurde. Von Beginn an fokussierte sich die Agentur auf einen Digital-First-Approach und gewann damit zahlreiche renommierte Etats – und Preise: So wurde Sir Mary beispielsweise als Schweizer Digitalagentur des Jahres 2018 und als DACH-Newcomer-Agentur des Jahres 2019 ausgezeichnet; ausserdem belegte Sir Mary den ersten Platz im jährlichen Ranking der Schweizer Werbeagenturen 2023.

 

Dieser Artikel erschien zuerst in der m&k Printausgabe 11-12/2023.

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