Das Mediapulse Fernsehpanel – oder Vertrauen ist eine Frage des Willens

Eine Stellungnahme von Nico Gurtner, Leiter Kommunikation von Mediapulse, zum Artikel «Sechs Antworten auf offene IGEM-Fragen zum TV-Panel» von Markus Knöpfli aus der aktuellen Werbewoche 11/2015. Der Artikel ist auch für Nicht-Abonnenten einsehbar.

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Der Artikel «Sechs Antworten auf offene IGEM-Fragen zum TV-Panel» hat mich nachdenklich gestimmt. Nicht weil er Fehler enthält – er ist sachlich meist korrekt. Aus der Perspektive von Mediapulse hätte man sicher mit einigen Ausführungen bei vielen Punkten Verständnis schaffen können. Offensichtlich ist uns dies aber am Anlass, auf den sich der Artikel bezieht, nicht gelungen. Hauptpunkt ist auch nicht, dass die IGEM mit ihrem Fragenkatalog Teile eines vertraulichen Auditberichtes öffentlich gemacht hat.

Zum Nachdenken bringt mich vielmehr die Diskrepanz in der Wahrnehmung der Arbeit von Mediapulse. Nach einem schweren Start nehmen wir, Mediapulse, ein gut aufgestelltes Panel wahr, das die Realität besser abbildet als früher und umfassendere Daten liefert, als wir sie aus allen anderen Mediengattungen kennen. Ohne ins Eigenlob kippen zu wollen – das Panel ist eine solide und vertrauenswürdige Messung des Schweizer Fernsehkonsums. Von aussen hingegen, schlägt uns immer noch ein kalter Wind entgegen: Viele Zweifel aus dem Jahr 2013 halten sich hartnäckig. Auch die Fragen der IGEM basieren nicht ganz zufällig auf einem alten Bericht über das Jahr 2013.

Es ist – wie so oft – eine Frage der Perspektive. 90 bis 95 Prozent des Panels laufen heute einwandfrei, im restlichen Bereich gibt es Verbesserungspotential. Aus der Sicht der Unternehmenskommunikation sehe ich natürlich vor allem den positiven Teil. Einige Anwender fokussieren auf Grund des Vertrauensverlustes im 2013 nach wie vor auf den Teil, der noch nicht perfekt läuft. Der Bericht der Medienwissenschaftlichen Kommission (MWK) hilft in keiner Art und Weise, diese Lücke zu schliessen. Es ist ein kritischer Qualitätsbericht im Sinne des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses; das heisst er handelt das Positive in wenigen Worten ab und fokussiert detailliert auf die Entwicklungspotentiale. Dass sich dabei Auditor und Auditierte nicht immer einig sind kennt jeder aus dem eigenen Betrieb.

Wollen wir aus diesem Grabenkampf herauskommen braucht es einen Perspektivenwechsel. Während sich Mediapulse (gezwungenermassen) durchaus sehr kritisch mit der eigenen Arbeit auseinander setzt, vermissen wir manchmal auf der anderen Seite den Mut zum Goodwill; den Mut einfach einmal vorauszusetzen, dass Mediapulse korrekt arbeitet. Versuchen Sie doch einmal beide Hypothesen gleich streng zu testen: Was spricht für einen Fehler bei Mediapulse? Was spricht dagegen? Wir helfen Ihnen gerne bei der Auflistung der Vielzahl an Qualitätskontrollen und Prüfschritte, welche die Daten hinter sich haben, bis sie bei Ihnen ankommen! Oder geben Ihnen ein Bild der vielen Prozesse, die reibungslos vonstattengehen.

Transparenz alleine reicht allerdings nicht aus. In Deutschland reibt man sich längst die Augen darüber, was wir hier alles offenlegen. Es braucht auch den Willen zu vertrauen. Oder wie es in der psychologischen Grundschule gelehrt wird: Das größte Hindernis, Vertrauen aufbauen zu können, ist es, dass Menschen gewohnheitsmässig Neuem erst einmal mit Misstrauen entgegentreten. Es wäre an der Zeit, diesen Modus bald einmal zu überwinden. Im alten Panel sahen wir uns mit grösseren Herausforderungen konfrontiert. Fragen dazu hat jedoch kaum jemand gestellt.

Nico Gurtner
Leiter Kommunikation
Mediapulse

 

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