Viscom: Imagekampagne geplant

Der Druck-Branche geht es schlecht. Die Hälfte der 2'000 grafischen Betriebe droht bis 2010 zu verschwinden, der tiefe Eurokurs beschleunigt diesen Prozess. Die Viscom plant deshalb eine Image-Kampagne und die Einführung des Labels «Printed in Switzerland».

Immer mehr Zeitschriften würden in Zukunft im grenznahen Ausland gedruckt werden, sagt Thomas Gsponer, Viscom-Direktor gegenüber der Zeitung Sonntag. Dies, weil die Produktion aufgrund des Eurokurses mittlerweile zum Teil bis zur Hälfte billiger sei. Dass diese Befürchtungen nicht von ungefähr kommen, zeigt die Sonntagspublikation anhand einiger aktueller Beispiele: So werde die Frauenzeitschrift Annabelle aus dem Hause Tamedia seit vergangenem Jahr im deutschen Pforzheim gedruckt und nicht mehr bei Zieglerdruck in Winterthur. Die Programmbeilage TV täglich, welche Tamedia zusammen mit Ringier herausgibt, werde seit Anfang Jahr ebenfalls in Süddeutschland gedruckt. Die bisherige Druckerei in Zofingen hatte den entsprechenden Druckbereich aufgegeben. Und auch das Magazin des Fernsehartztes Samuel Stutz, Sprechstunde Doktor Stutz, werde seit einem halben Jahr in Deutschland gedruckt. «Dank der günstigeren Preise spare ich pro Jahre einige Hunderttausend Franken. Dieses Geld kann ich in die redaktionelle Leistung investieren», wird er im Sonntag zitiert. Stutz hat so zwei neue Stellen geschaffen und das Heft erscheint neu sechs- statt viermal pro Jahr.

Nicht nur journalistische Erzeugnisse folgen dem Euro-Lockruf. Die meisten Werbeprospekte würden unterdessen im Ausland produziert, wird Lothar Dostal, Chef von Ziegler Druck, zitiert. Vor zwei Jahren druckte das Unternehmen beispielsweise noch die Flyer und Kataloge von Micasa und Melectronics. Heute stammen sie aus Deutschland und Österreich. Seit längerem werden auch alle Kuoni- und Hotelplan-Reisekataloge im Ausland hergestellt. Sogar 75 der 125 Editionen der Schweizer Telefonbücher kommen seit zwei Jahren aus Deutschland. Die Herausgeberin Local.ch, ein Jointventure von Swisscom und der Publigroupe, begründet dies gemäss Sonntag mit der fehlenden Drucktechnik in der Schweiz. Und die SBB produzieren die Bahn- und Postauto-Kursbücher in Deutschland, beide mit einer Auflage von je 50'000 Exemplaren.

Gsponer will das Feld der ausländischen Konkurrenz nicht einfach kampflos überlassen. «Im April starten wir eine grossflächige Imagekampagne mit Inseraten und Plakaten. «Wir müssen die Swissness für Druck-Erzeugnisse hervorheben», wird der Viscom-Direktor im Sonntag zitiert. Dafür plane man zudem die Einführung eines Labels «Printed in Switzerland». Dieses würde für Elemente stehen wir Qualität, GAV, umweltgerechte Produktion, Ausbildung und Mindestlohn – Faktoren, welche im Ausland nicht immer gegeben seien. Im Hinblick auf die kommenden Wahlen habe man deshalb alle Schweizer Parteien angeschrieben und sie gebeten, ihre Wahlprospekte nachhaltig und in der Schweiz zu drucken.
 

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