Vor dem TV sind (noch) alle Romands gleich

TSR verliert aber weiter Marktanteile

TSR verliert aber weiter MarktanteileVon Anita Vaucher Das Westschweizer Fernsehen verliert seit 1998 zwar leicht, aber beständig Marktanteile. Dafür legen der französische Privatsender M6 und die kleinen Spartensender zu. Bei den Media- und Werbefachleuten hat TSR ein Imageproblem, das mit verbesserter Kommunikation gelöst werden soll.
Alles wie schon immer gehabt, ist man versucht zu sagen, wenn man die Zuschauerzahlen 2001 der Télévision Suisse Romande (TSR) einer genaueren Betrachtung unterzieht. Knapp über eine Million Romands schaut täglich auf TSR fern. Die Westschweizer bleiben ihrem Fernsehen treu. Einzig «Loft Story», das Pendant zu «Big Brother», liess vor allem die jüngeren Zuschauer während der Sommermonate vermehrt auf M6 zappen. Ältere Zuschauer scheinen indessen den Verlockungen von M6 kaum zu erliegen.
M6 nimmt bei den 15- bis 44-jährigen Zuschauern hinter TSR und TF 1 den dritten Platz ein. Der Marktanteil von M6 hat sich von 7,4 Prozent im Jahr 2000 auf 8,8 Prozent im vergangenen Jahr erhöht. Derjenige von TF1, dem Hauptkonkurrenten der TSR, hat sich von 16 auf 15,9 Prozent etwas abgeschwächt.
Fehlende Sportereignisse lassen Marktanteile sinken
Gesunken ist auch der Marktanteil von TSR, nämlich von 32,2 auf 31,1 Prozent. Damit sackt der Westschweizer Sender noch etwas mehr in Richtung jener magischen Grenze, von der TSR-Direktor Gilles Marchand kürzlich in einem Interview gesagt hat, dass der Marktanteil keinesfalls unter 30 Prozent liegen dürfe.
Raymond Vouillamoz, Programmdirektor von TSR, hat für diese erneute Baisse auch gleich eine, wenn auch nicht ganz überzeugende Erklärung zur Hand: Ungerade Jahre seien mit internationalen Sportveranstaltungen seit je wenig gesegnet, zudem habe der Westschweizer Sender mit seiner Programmgestaltung während der Ausstrahlung von «Loft Story» nicht rechtzeitig ein Gegengewicht gesetzt. Wie dem auch sei, die Direktion im Genfer Fernsehturm muss sich etwas einfallen lassen, wenn sie ihren Marktanteil langfristig über der 30-Prozent-Marke halten will.
Media- und Werbe-Agenturen ins Visier genommen
Gilles Marchand will den Sender künftig den Media- und Werbeleuten besser verkaufen. In dieser Branche herrsche ein völlig falsches Bild von der Positionierung von TSR im Markt, verglichen mit TF1 und M6, meint er gegenüber der WerbeWoche. Und nicht ohne Stolz weist er auf das neueste Ergebnis hin, wonach TSR in allen Altersklassen überlegener Leader bei den Zuschauern sei. In der Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen dominiert die TSR mit 23 Prozent Marktanteil gegenüber TF1 mit 18 und M6 mit 16 Prozent, und in der Altersklasse der 25- bis 44-Jährigen beträgt der Vorsprung auf M6 gar 16 Prozent.
Neu überdenken will man auch die Struktur des zweiten Sendekanals TSR2, der je nach Bedarf abwechslungsweise als Plattform für Sport oder kulturelle Ereignisse dient. Die Platzierung von Werbezeit auf diesem Kanal gestaltet sich deshalb entsprechend schwierig.

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