Leiden am Borer-Fielding-Syndrom

Die diesjährige Marketing-Gala in Freiburg beschwörte die Kraft der Visionen

Die diesjährige Marketing-Gala in Freiburg beschwörte die Kraft der VisionenVon Anita Vaucher Die eingereichten Projekte der diesjährigen Marketing-Trophy-Gewinner zeichneten sich durch hohe Qualität aus. Visionen hatten aber nicht nur die Preisträger, sondern auch die Referenten an der Marketing-Gala.
Zum fünften Mal fand in Freiburg der Schweizer Marketingtag mit der Verleihung der Marketing-Trophy 2002 statt. Mit diesem Preis zeichnet der Schweizerische Marketing Club (SMC) Firmen aus, die mit Marketingaktivitäten Kundennutzen schaffen, zum Erfolg beitragen und auch noch die Interessen der Öffentlichkeit berücksichtigen.
Die Idee zur Tagung entstand 1995. Weil die diesjährige Veranstaltung unter dem Motto «Die Kraft der Vision» stand, zitierte SMC-Präsident Roman Zenoni Antoine de St-Exupéry, um an die Gründung des Marketingtages zu erinnern, der damals ebenfalls Visionen brauchte: «Wenn du ein Schiff bauen willst, trommle nicht Männer zusammen, die das Schiff bauen sollen, sondern versuche, die Menschen für die Ferne zu begeistern.»
Dass die Politik genauso Visionen benötigt, bestätigte Nationalrat Walter Bosshard. Eigentlich müsste eine Gesellschaft, die der Tradition keine Bedeutung beimisst, eine Gesellschaft der Visionäre sein. Dem sei aber nicht so. Es sei in einem immer hektischer werdenden Umfeld auch schwierig, Visionen zu entwickeln, stellte Bosshard fest. Zudem brauche es Mut, sich mit einer eigenen und vielleicht auch eigenwilligen Meinung zu positionieren.
Paola Ghillani, Geschäftsführerin der Stiftung Max Havelaar, vertrat die Vision, dass es eines Tages die Nonprofit-Organisation Max Havelaar nicht mehr brauche. Für den Konsumenten solle es nämlich dereinst selbstverständlich werden, nur noch Produkte, die unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt werden, einzukaufen. Das 1992 gegründete Unternehmen hat zuerst mit dem Vertrieb von Kaffee, dann von zahlreichen andern Produkten, die durch fairen Handel Produzenten aus der Dritten Welt ein gerechtes Einkommen garantieren, hohen Bekanntheitsgrad erlangt.
Vom Borer-Fielding-Syndrom sprach Johannes Matyassy, seit einem Jahr Chef von Präsenz Schweiz und ehemaliger Pressesprecher der FDP, wenn er an die Diskrepanz denke zwischen der Sicht des Schweizers auf sein Land und dem Eindruck, den
das Ausland vom kleinen Alpenland habe. Als jüngstes Beispiel nannte er das Swissair-Grounding, das hierzulande zur nationalen Katastrophe «hochgejammert» wurde, während im Ausland das Image der Schweiz dadurch überhaupt nicht gelitten habe.
Die Gewinner der Marketing-Trophy

In der Kategorie 1 (Unternehmen mit 1 bis 49 Mitarbeitern): International Sport Agency AG, Buchs SG, mit der Markteinführung von Aqua Nova.
In der Kategorie 2 (Unternehmen mit 50 bis 299 Mitarbeitern): Kuhn Rikon AG,
Rikon, für das Konzept «Heiss angerichtet».
In der Kategorie 3 (Unternehmen mit über 300 Mitarbeitern): Südostschweiz Presse AG, Chur, für die Markteinführung des Member-Clubs «high5».

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