«Die ADCE-Jurierung ist einzigartig»

Die aktuelle ADCE-Präsidentin Barbro Ohlson über die diesjährige Preisvergabe

Die aktuelle ADCE-Präsidentin Barbro Ohlson über die diesjährige PreisvergabeDie Schwedin Barbro Ohlson studierte am renommierten Saint Martins College of Art & Design in London. Für CDT Design Consultants kreierte sie unter anderem ein neues CI für die English National Opera. 1992 gründete sie ihr eigenes Unternehmen, das für Kunden in England und Skandinavien tätig ist. Heute lebt Barbro Ohlson in Stockholm und ist Head of Graphic Design beim schwedischen Fernsehunternehmen TV4.Barbro Ohlson, sind Sie mit der diesjährigen Jurierung zufrieden?
Barbro Ohlson: Sehr sogar! Zusätzlich freut es mich als Skandinavierin, dass nach einer Absenz auch die norwegischen Kreativclubs wieder dabei sind.
Empfanden Sie die Jurierung als anstrengend?
Ohlson: Als ADCE-Präsidentin hatte ich vor allem die Aufgabe, bei Unstimmigkeiten einzuschreiten. Da es keine gab, beschränkte ich mich darauf, die verschiedenen Jurys zu begrüssen. Es gab dieses Jahr fast keine Debatten, aber natürlich konnte ich nicht zu jeder Zeit in jeder Jury sein.
Es gab keine Kritik am Prozedere und den erkorenen Gewinnern?
Ohlson: Natürlich sind einige Leute jeweils zufriedener als andere, das ist normal. Auch Kritik über das Gefälle zwischen den Ländern ist zu hören. Aber alles in allem ist die ADCE-Jurierung eine unproblematische Sache, da die Arbeiten bereits vorab ausgezeichnet wurden.
Was halten Sie von der mit dem Grand Prix ausgezeichneten Kampagne, die national nur Silber holte?
Ohlson: Ich sah die Kampagne zum ersten Mal anlässlich der Preisverleihung bei D&AD und war sehr beeindruckt. Bei der Vergabe der britischen Awards ist mir aber aufgefallen, dass monumental wirkende Arbeiten in England sehr gut ankommen. Beispielsweise das Millennium-Wheel oder andere grandiose Installationen.
Ist es kein Widerspruch, dass die ADCE-Grand-Prix-Kampagne national nur Silber holte?
Ohlson: In der entsprechenden Kategorie wurde kein Gold vergeben, zudem holte sie bei den britischen TV-Awards Gold.
Haben Inserate eine Chance, den Grand Prix zu gewinnen? Filme und interaktive Medien sind doch schlicht spannender.
Ohlson: Ich glaube nach wie vor, dass auch Print, Outdoor oder die Designkategorie Chancen haben. Schliesslich zählt immer noch die Idee, nicht das Budget.
Haben Sie Favoriten unter den teilnehmenden Ländern?
Ohlson: Die Briten machen immer wieder gute Werbung. Mir sind aber auch exzellente Arbeiten aus Norwegen oder Holland aufgefallen. Sicher ist ein Grand Prix keine Nebensache. Ebenso wichtig ist aber die Möglichkeit, dass wir die prämierten Arbeiten aus verschiedenen Ländern an einem Ort zeigen und so auch einen Überblick über das europäische Werbeschaffen erhalten. Und das ist das Einzigartige an der ADCE-Jurierung. Interview: Beat Fritsch

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