«Wir haben ein Bollwerk geschaffen»

Peter Wanners Aargauer Zeitung (AZ) wird zum publizistischen Massstab für das Mittelland

Peter Wanners Aargauer Zeitung (AZ) wird zum publizistischen Massstab für das MittellandVerleger Peter Wanner hat ein wichtiges Ziel seiner Expansionsstrategie erreicht: Der Aargauer Zeitung ist nicht nur die Einigung des Printwerbemarktes zwischen Baden und Solothurn gelungen, sie nimmt auch gleich das publizistische Zepter für das gesamte Gebiet in die Hand.Die Aargauer Zeitung ist die Hauptgewinnerin der neuen Kooperation. Ganz besonders auch im publizistischen Sinne, denn als Herstellerin des Mantels für alle beteiligten Zeitungen bedient deren Redaktion ab dem nächsten Jahr eine fast doppelt so grosse Auflage als heute noch.
Peter Wanner: Natürlich freut es mich enorm, wenn die Aargauer Zeitung (AZ) publizistisch ein grösseres Forum erhält. Diese Entwicklung ist für uns auch Anerkennung. Denn wir haben in den letzten Jahren viel in die Redaktion der AZ investiert und deren Leistungsfähigkeit laufend verbessert. Die Partnerverlage haben das honoriert, sie wollten unseren und keinen anderen Mantel. Aber auch sie profitieren. Mit einem attraktiven Mantel bauen sie ihre Stärke gegenüber ihren Leserschaften noch aus.
Profitieren sollen vor allem auch die Anzeigenkunden, indem etwa der Tausendleserpreis (TLP) sinkt. An der Presseorientierung sind Sie eine Gewichtung der Reduktion schuldig geblieben. Wie hoch wird der Nachlass sein?
Wanner: Wie hoch er genau sein wird, wissen wir noch nicht im Detail. Im Verhältnis zur Aargauer Zeitung wird die Reduktion gegenüber den heutigen Tarifen zwischen fünf und zehn Prozent betragen. Im Vergleich zur Neuen Mittelland-Zeitung wird der TLP aber noch weiter runtergehen, denn sie hat einen höheren TLP als die Aargauer Zeitung.
Bei der Bearbeitung des Anzeigenmarktes steht eine neue Herausforderung ins Haus, denn die beiden Vermarkter, Publicitas und AZ Media, müssen ihre Zusammenarbeit neu organisieren – eine recht komplizierte Angelegenheit.
Wanner: Bereits heute praktizieren wir bei der Aargauer Zeitung ein vergleichbares Modell, das gut funktioniert. Dieses Modell werden wir, geringfügig modifiziert, auch für die Mittelland Zeitung so einrichten. Es handelt sich dabei um eine doppelte Marktbearbeitung. Aber ich gehe davon aus, dass sich die Kunden bald einmal entscheiden werden, mit welchem Verkaufsmitarbeiter und über welchen Kanal sie ihre Anzeigen platzieren wollen.
Weshalb ist für Sie diese Kooperation die bessere Lösung, als wenn die Verlage in Bern oder Zürich zum Zuge gekommen wären?
Wanner: Hätten die Berner mit ihrem Werben in Solothurn Erfolg gehabt, wäre für sie damit der Weg ins Mittelland trotzdem immer noch blockiert gewesen. Denn Zofingen hätte als Aargauer Bezirk bei uns mitgemacht, da bin ich mir sicher. Und Olten, das wirtschaftlich mit Aarau und Zofingen verflochten ist, hätte ebenfalls zu einer Kooperation mit uns tendiert. Aber indem wir auch noch die Solothurner überzeugen konnten, wurde der Fall völlig klar. Wir haben jetzt im Mittelland einen Riegel und ein Bollwerk geschaffen, in das einzudringen die Zürcher oder Berner Verlagshäuser Mühe haben werden.
Ist das Gebiet für Sie nun komplett, oder lassen Sie weitere Integrationen offen, zum Beispiel nach Osten in Richtung Winterthur?
Wanner: Wir sind sicher offen, sollten weitere Verlage bei uns anklopfen. Das Erreichte zu konsolidieren hat im Moment aber Priorität. Denn es handelt sich um ein riesiges Projekt, das jetzt noch viel Detailarbeit verlangt. Interview: Daniel Schifferle

Weitere Artikel zum Thema