Die SP geht links.ch

Zur besseren Kommunikation: Schweizer Sozis lancieren ein Partei-Monatsmagazin

Zur besseren Kommunikation: Schweizer Sozis lancieren ein Partei-MonatsmagazinVon Markus KnöpfliNach Patzern, Pech und Pannen flickt die SPS an ihrer Kommunikation herum. So verpasst sie sich derzeit ein neues Kommunikationskonzept. Mit dazu gehört das Einstampfen des Pressedienstes und diverser Mitgliederinfos. Statt dessen erscheint ab 1. Mai ein neues Monatsblatt.
Dass die Sozialdemokratische Partei der Schweiz (SPS) keine Partei der Arbeiter, sondern des (gehobenen) Mittelstandes ist, weiss heute jedes Kind. Doch die SPS weiss es dank Marktforschung noch genauer: 31 Prozent der Mitglieder und Sympathisanten weisen ein höheres, 28 Prozent ein mittleres Einkommen (etwa Lehrerlohn) aus. Bei der Bildung verfügen 58 Prozent der Mitglieder und 48 Prozent der Sympathisanten über eine höhere Schulbildung. Fast eben so viele Sympathisanten, nämlich 47 Prozent, sind jünger als 40 Jahre, bei den Mitgliedern sind es 27 Prozent.
Kein Wunder, kommt doch SPS-Sprecherin Ursula Dubois zum Schluss: «SP-Mitglieder und
-Sympathisanten sind für die Werbung ein sehr interessantes Zielpublikum.» Die SPS ist also nur noch einen kleinen Schritt davon entfernt, ein so kaufkräftiges Fussvolk auch zu vermarkten.
Konkret: Die SPS will ab dem 1. Mai eine teilweise werbefinanzierte Monatszeitung mit dem Namen SPlinks.ch oder links.ch herausgeben – und stellt im Gegenzug alle kantonalen und parteiinternen Mitgliederinfos ein. Das neue Blatt mit einer Auflage von 60000 Exemplaren werden alle SPS-Mitglieder und die regelmässigen Spender automatisch erhalten. Darüber hinaus soll es aber auch einen weiteren Personenkreis ansprechen. Sogar ein Vertrieb über Kiosk wird nicht ausgeschlossen.
SPS rechnet mit «akzeptablen» Werbeeinnahmen
links.ch soll «selbstkritisch und kein ideologisches Parteiblatt» werden, sagt Dubois. Im Blatt sollen auch parteininterne Meinungen zu Wort kommen, die von den Ansichten der Parteileitung abweichen. «Es geht darum, wiederzugeben, wo die parteiinterne Debatte zu einem bestimmten Thema steht», sagt Dubois. Dies soll in journalistischer Form geschehen, links.ch werde nicht einfach aus aneinandergereihten Texten von SPS-Nationalräten bestehen.
Andererseits spricht Dubois davon, dass die SPS als Herausgeberin auch einen Teil der Kosten trägt, denn «links.ch ist für die Partei auch ein PR-Mittel, um mit den Mitgliedern zu kommunizieren». Zudem wird die SP-Sprecherin in einer ersten Phase Chefredaktorin des neuen Blattes. Es wird somit spannend sein zu verfolgen, wie Dubois den Spagat zwischen Verlautbarung und Journalismus überwinden wird.
Über das Budget und den Businessplan des SPS-Titels im Tabloidformat will die Parteisprecherin noch nichts sagen. Doch abgesehen von der SPS sollen auch die Kantonalparteien sowie einige Abonnenten ihre Scherflein beisteuern. Und natürlich die Inserenten. «Schon in der ersten Phase rechnen wir mit akzeptablen Einnahmen», sagt Dubois. Noch stehen aber die Tarife nicht fest. Sie betont aber, dass es möglich sein wird, vierfarbig zu inserieren, auch wenn links.ch nur zweifarbig sein wird.
Wiederbelebungsversuche
an einer Zeitungsleiche
An sich ist die Parteipresse seit Jahren tot. Warum aber glaubt Dubois dennoch an die Chancen von links.ch? Sie weicht aus und begründet, weshalb die SPS ein eigenes Organ will: Die meisten Forumszeitungen, die verschiedene Positionen zu Wort kommen lassen, seien unter Druck. Die meisten seien apolitische Monopolblätter, die «nur noch Extrempositionen abbilden». Aus diesem Grund müssten Parteien weltweit wieder auf eigene Infokanäle zurückgreifen.
Wie aber wirkt sich links.ch für die Schaffhauser AZ, die WochenZeitung (WoZ) oder das SP-Intellektuellenblatt Rote Revue aus? «Die AZ ist zu lokal und deshalb kaum betroffen. Die Rote Revue erhält die Chance, sich umzupositionieren. Und die WoZ wird durch eine zusätzliche Debatte allenfalls stimuliert», sagt Dubois. Auch WoZ-Verlagsleiterin Verena Mühlberger wittert keine rote Gefahr. «Etwas Konkurrenz tut uns gut. Ich befürchte aber nicht, dass wir Abonnenten oder Inserenten verlieren werden», sagt sie.

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