Im Ton liegt die Emotion

Renzo Selmi setzt sich für mehr akustische Qualität in der Werbung ein

Renzo Selmi setzt sich für mehr akustische Qualität in der Werbung einVon Bruno Amstutz Das Selmi Tonstudio gilt in der Werbebranche als Garant für qualitativ hoch stehende Radiospots. Die akustische Werkstatt produziert aber auch ein breites Spektrum von Eigenkompositionen und will die Tonqualität von TV-Spots auf ein höheres Niveau hieven.
Renzo Selmi und Christoph Grunder, Inhaber von Selmi Tonstudio, sind Advokaten des guten Tons. Der macht bekanntlich die Musik, auch in der Radio- und TV-Werbung. Dass sie oft den richtigen Ton getroffen haben, zeigen die zahlreich gewonnenen Awards: 38-mal wurde das Studio vom ADC Schweiz und zweimal vom ADC Deutschland mit Preisen bedacht, dazu gesellen sich 10 Auszeichnungen des goldenen Ohrs, 3 Clio Awards und 2 goldene ITVA-Auszeichnungen.
Doch um die Tonqualität in der Schweizer Werbung steht es gemäss Renzo Selmi nicht zum Besten; manchmal fühle er sich in der Schweiz wie in einem akustischen Drittweltland. Gerade bei TV-Spots liegen für Selmi 60 Prozent der Wirkung in der Tonspur, sie transportiert die Emotionen, verstärkt und beeinflusst den Ausdruck der Bilder. Dessen ungeachtet ortet der Tonmeister in Schweizer Spotproduktionen ein grosses akustisches Defizit.
Auch teure Spots werden oft billig vertont
«Die Vertonung ist oft das schwächste Glied in der Produktionskette», bemängelt Selmi, «für sie wird manchmal weniger Geld aufgewendet als für das Catering einer grösseren Filmproduktion.» Die Lieblosigkeit der Akustik führt seiner Meinung nach auch zu einer Lieblosigkeit, mit der die Zuschauer viele Spots konsumieren.
Wenn auf dem Bildschirm die Protagonisten in zehn Meter Entfernung sprechen, tönt es für Selmi wie ein Verbrechen, wenn er hört, dass die Sprecher im Studio zwanzig Zentimeter vor dem Mikrofon sitzen. Synchronisiert er Spots, lässt er seine Sprecher notfalls bei Schnee und Regen im Garten ihre Texte rezitieren.
Produktionen in den USA haben bei den Studioleitern auch die Sinne für die Qualität von Eigenkompositionen geschärft. «In den USA hat der Ton mehr Gewicht», so Selmi, «und man findet leichter professionelle Musiker, die ihren Job ohne falsche Attitüden auf hohem Niveau erledigen.» Er und sein Team wissen auch, wo man solche Leute in der Schweiz findet.
Wenn Orchestermusik gefragt ist, spielt für Selmi ein Orchester und kein Synthesizer. Vom Ländler bis zum Michael-Jackson-Soundalike bieten die Klangspezialisten ein breites Spektrum an Eigenkompositionen an.
Zu tun gibt es genug, doch Selmi will nicht vergrössern. Neben den Inhabern sind ein Tontechniker und eine Sekretärin angestellt, bei Bedarf werden Freelancer beigezogen. «Wir wollen technisch an der Front bleiben», erklärt Selmi, «aber nicht wachsen. Grösse killt die Kreativität.»

Weitere Artikel zum Thema