Wenn We(r)ber zur Gitarre greift

Wie die Konzertmarke Blue Balls Music der Holding Weber Hodel Schmid ins Rollen kam

Wie die Konzertmarke Blue Balls Music der Holding Weber Hodel Schmid ins Rollen kamVon Ernst Weber Wenn Urs Leierer nur etwas für den Blues, Jazz und Rock tun kann: Vor acht Jahren organisierte der damals 28-Jährige erstmals die Luzerner Blues Session, heute leitet der gebürtige Meggener die Konzertagentur Blue Balls Music.
Nur knapp zwei Jahre brauchte der ehemalige Werbeberater, um aus der Idee Reinhold Webers eine Marke zu formen, mithin ein Unternehmen, das 3,5 Millionen Franken umsetzt.
Im Mai 1998 kam dem Chef der WHS-Gruppe, Reinhold Weber, die Idee, er könnte unter dem Label Blue Balls Music Konzerte veranstalten. Keinen Monat später, am 3. Juni, fand die erste von mittlerweile zehn Blue Balls Nights statt. Weber, der selbst Gitarre spielt, hatte den amerikanischen Bluesgitarristen David Lindley auf die Bühne des Zürcher Inrestaurants Kaufleuten geholt.
Von der Resonanz des Bluesabends ermutigt, setzte sich Reinhold Weber im August 1998 mit den Veranstaltern der Luzerner Blues Session, Urs Leierer und Martin Vokinger, an einen Tisch, um die Gründung einer Konzertagentur zu diskutieren. Das Trio einigte sich darauf, Blue Balls Music als GmbH ins Handelsregister einzutragen.
Weber steuerte 51 Prozent
des nötigen Kapitals bei und integrierte die Gesellschaft in die WHS-Holding, Leierer und Vokinger beteiligten sich zu je 24,5 Prozent an dem Projekt. «Aber nicht das Kapital, sondern die Kompetenz gibt bei uns den Ton an», sagt Urs Leierer, seit November 1998 Geschäfsführer der im Gebäude von WHS, Zürich, domizilierten Blue Balls Music GmbH.
Inzwischen entwickelte sich Blue Balls Music unter Leierers Federführung zu einer eigenständigen Konzertmarke: Das Publikum bringt das Label mit stimmigen Live Acts internationaler Blues-, Jazz- und Rocklegenden und von Musikern in Verbindung, die in Insiderkreisen als Geheimtipp bekannt sind. Die beiden blauen Kugeln des Signets erinnern an die kosmische Dimension, den unendlichen Schoss der Muse, in den sie wie Planeten im Weltall eingebettet sind. Und
der Schatten symbolisiert den Moment der Inspiration: Wo die Kugeln ihren Schatten berühren, küsst quasi die Muse die Welt.
Ohne Sponsoren keinen Ton von Blue Balls Music
Bisher stand die Bekanntmachung der Marke im Vordergrund. Die Werbung für die Blue Balls Nights beschränkte sich deshalb auf die Verankerung der Marke und ihres Logos. «Die Bezeichnung Blue Balls stösst auf Musikgehör: Obwohl junge Promotorcompanies gerne überhört werden, hat sich der Name beim Publikum und bei den Agenten sehr schnell bewährt», bemerkt Urs Leierer.
Nach gelungener Einführung baute man nun in den Auftritt, der aus den Basiswerbemitteln Flyer, Plakat und Inserat besteht, eine emotionale Komponente ein: Ein Foto des Stars on Stage soll den Betrachter auf das bevorstehende Konzert einstimmen.
Erstmals flankiert ein TV-Spot die Printwerbung. Der 3D-animierte 15-Sekunden-Film wurde von Primetime produziert. Der Spot läuft auf TV 3. Die TA-Media AG ist seit den ersten Stunden Medienpartner der Konzertagentur. Das Verlagshaus unterstützt auch das Blue Balls Festival, das von 21. bis 29. Juli in Luzern stattfindet, indem es dem Veranstalter Inseratenraum und Sendezeit zur Verfügung stellt. Der Spot für das Blue Balls Festival wird ebenfalls auf MTV zu sehen sein.
«In diesem Zusammenhang muss ich einmal sagen, dass wir sehr stark auf Sachleistungssponsoren angewiesen sind. Ohne den Goodwill unserer Medienpartner und das Wohlwollen unserer Drucker und Lithografen würden weder die Blue Balls Nights zu Stande kommen, noch gäbe es das Blue Balls Festival», meint Urs Leierer, der im gleichen Atemzug auch die Swisscom erwähnt, die seit Anfang des Jahres Presentingsponsor der Blue Balls Nights ist.
Das Unternehmen in neue Bahnen gelenkt
Um eine Steigerung der Präsenz und Festigung des Images der Konzertmarke zu bewirken, benannte man die bisher eigenständige, in sich geschlossene Luzerner Blues Session in Blue Balls Festival um. Sacha Huber, Art Director bei WHS, Zürich, hat das neun Tage dauernde, wichtige europäische Musikhappening unter den optischen Hut von Blue Balls Music gebracht.
«Die Zürcher profitiert nun von der Bekanntheit der Luzerner und die Luzerner von der Bekanntheit der Zürcher Veranstaltung», sagt Urs Leierer. Als weiteren, weniger markentechnischen, sondern mehr praktischen Grund für die Zusammenlegung der Auftritte führt der Organisator das immense Arbeitspensum an, das von einer Einzelperson nicht mehr zu bewältigen gewesen sei. Obschon der Musikfan auf zahlreiche freiwillige Helfer, den Verein Luzerner Blues Session, den Support von WHS, Zürich, und auf Martin Vokinger, der das Booking macht, zählen kann, managt er Blue Balls Music doch weitgehend als Einmannshow.
Ferner erfolgte die Zusammenlgeung im Hinblick auf das verstärkte Engagement, das Blue Balls Music in peripheren Organisationsbereichen eingehen will. Die gewonnene Kapazität nutzt Leierer beispielsweise, um vermehrt Veranstaltungen am Konzertrand einzubauen, wie etwa die Weltpremiereausstellung «Dick Polak’s Photography of The Rolling Stones Rock’n’Roll Circus», die während des Blue Balls Festivals zu sehen ist. Die Butter aufs doch reichlich harte Veranstaltungsbrot aber will sich Urs Leierer mit der Durchführung von Kundenkonzerten und Tourneeprojekten verdienen. Erste Anlässe dieser Art sind ein geschlossenes Konzert für die Swisscom im September und die Schweizer Tour des upcoming New Yorker Bluesgitarristen Popa Chubby.
Blue Balls Music hat nicht vor, den Löwen des Konzertveranstaltungsbusiness, etwa Good News, den Rang streitig zu machen. Die Zielvorgabe des Marketings lautet vielmehr, möglichst grosse Künstler vor ein möglichst kleines Publikum zu bringen.
Diesem Credo entsprechend findet das Blue Balls Festival unter anderem im geeigneten Ambiente des Kultur- und Kongresszentrums Luzern statt, die Blue Balls Nights aber im «Kaufleuten». Locations wie das unpersönliche Zürcher Hallenstadion fallen ausser Betracht, obwohl es mit Namen wie Peter Green, Robert Plant, Billy Cobham, Johnny Winter, Robert Cray oder John Mayall vermutlich gut zu füllen wäre.
«Das von sechs auf neun Tage verlängerte Blue Balls Festival hat seine optimale Grösse erreicht», sagt Leierer, der dieses Jahr mit 45000 Besuchern rechnet. Und verspricht: «Ich werde es auch dann nicht weiter ausbauen, wenn der Erfolg es verlangt. Das Blue Balls Festival soll nicht wie das Jazz-Festival Montreux zu einer werden.»
Shawne Borer eröffnet das Blue Balls Festival ’00

Die Frau des Schweizer Botschafters in Berlin, Shawne Borer-Fielding, hat das Patronat des Eröffnungsabends des Blue Balls Festival ’00 im Kunst- und Kulturzentrum in Luzern übernommen. Sie wird am 21. Juli persönlich den Weltstar Natalie Cole (USA) und deren nahezu 20 Mann starke Band präsentieren.

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