Reichweiten der Zeitungen in Print und Online recht stabil

Schweizerinnen und Schweizer sind treue Konsumenten ihrer Zeitungen, sei es nun gedruckt oder online. 93 Prozent von ihnen lasen regelmässig eine gedruckte Ausgabe, ein Prozentpunkt weniger als im Frühling. Stabil blieb die Zahl der Online-Nutzer.

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Auch pendelte sich das Verhältnis zwischen der Online- und Print-Nutzung ein, wie die AG für Werbemedienforschung (WEMF) am Dienstag zu ihrer Herbsterhebung mitteilte. Zuvor war der Internet-Anteil jeweils gestiegen.

Von der Gesamtreichweite der Medientitel entfallen rund zwei Drittel auf die gedruckten Ausgaben, ein Drittel auf das Internet. Die Wanderung von der Druck- zur Onlineausgabe innerhalb einer printbasierten Medienmarke verlangsamte sich, blieb aber spürbar.

Die Leserzahlen von Zeitungen und Zeitschriften bleiben insgesamt seit einem Jahr auf hohem Niveau stabil. Angesichts der Zahlen sieht die WEMF keine rational erklärbare Ursache für die rückläufigen Werbeumsätze der Pressemedien.

Die Normalisierung des Digitalen

Das meist gelesene Medium ist nach wie vor 20 Minuten. Dessen Gesamtreichweite in der Deutschschweiz, in der Romandie und im Tessin beläuft sich nach den neuesten Zahlen auf 3,2 Millionen Nutzerinnen und Nutzer, wie der Herbstanalyse der WEMF zu entnehmen ist.

1,924 Millionen und damit mehr als im Frühling entfallen auf die gedruckte Ausgabe. 1,286 Millionen pro Tag nutzen die Internet-Ausgabe.

Mit einer Gesamtreichweite von 1,2 Millionen belegt der Blick Platz zwei. Auf seiner Internetseite gibt es 747’000 Nutzer im Tag. Gedruckt führen ihn sich 479’000 Personen zu Gemüte. Die Reichweite der Druck-Ausgabe sank dabei erneut.

Mit seinen Online-Besuchern hat der Blick als einziges grosses Medium mehr Leser im Netz als in der gedruckten Ausgabe. Insgesamt kommen die Onlineausgaben der Blick-Titel auf 813’000 digitale Nutzer.

Traditionszeitungen lassen Federn

Beim Tages-Anzeiger sinkt sowohl die Internet-Nutzung als auch die Leserschaft der gedruckten Zeitung auf zusammen 665’000. Die Print-Leserschaft ging seit der WEMF-Frühlingserhebung zurück auf 417’000. Die Internet-Nutzung sank um 10’000 auf 248’000.

Die Neue Zürcher Zeitung muss einen Leserschwund auf 252’000 hinnehmen, die digitale Nutzung steigt dagegen leicht auf 161’000.

Regionalzeitungen, deren Leser- und Nutzerschaft in der letzten Erhebung treu zu ihnen hielten, mussten in der Herbstumfrage Federn lassen.

Der Bund und die Berner Zeitung kommen digital und gedruckt auf eine Nutzergemeinde von 429’000, ein Rückgang um 10’000 bei steigender Digital-Kundschaft. Bei den Zeitungen der AZ Nordwestschweiz zeigt sich dasselbe Phänomen. Ihre Reichweite liegt bei 456’000.

Das St. Galler Tagblatt verliert digital und gedruckt auf 320’000. Die Luzerner Zeitung büsst bei der gedruckten Ausgabe Reichweite, legt digital aber zu. Das kann die Scharte bei der gesamten Reichweite nicht auswetzen.

Bei der Basler Zeitung sinken Druck- und Digitalreichweite leicht. In der Westschweiz zeigen sich bei 24 Heures und Le Matin ebenfalls Verluste an beiden Fronten. Le Temps und Tribune de Genève verlieren Print-Leser, legen aber digital zu. Le Nouvelliste steigert beide Kennzahlen. Im Tessin muss der Corriere del Ticino bei der Druckausgabe stark Federn lassen, kann sich aber online steigern.

SonntagsBlick am beliebtesten

Bei den Sonntagsmedien bleibt der gedruckte SonntagsBlick die beliebteste Lektüre, obwohl die Print-Reichweite auf noch 583’000 schrumpft. Die Internetnutzung lässt sich nicht separat eruieren, da das Internet-Portal mit anderen Blick-Titeln geteilt wird.

Die SonntagsZeitung findet 581’000 Leserinnen und Leser, weniger als noch im Frühling. Ihre digitalen Inhalte sind im Newsnet der Tamedia-Gruppe zu finden. Die gedruckte NZZ am Sonntag kann den Aufwärtstrend vom Frühling nicht halten und verliert bei der Leserschaft auf noch 414’000. Den eigenen Auftritt im Internet hat die Zeitung erst seit März. Die Einstellung der Schweiz am Sonntag vom Februar hat den Sonntagsblättern somit keine neuen Leserinnen und Leser gebracht.

Die WEMF nimmt den Zeitungen und Zeitschriften jeweils im Frühling und im Herbst den Puls. (SDA)

Die Reaktionen der Verlage

Die NZZ-Mediengruppe schreibt in einer Mitteilung, ihre Titel erreichten «in einem turbulenten Marktumfeld konstante Leserzahlen». Die von der WEMF ausgewiesenen Lesermarktentwicklung für die Tages- und Sonntagszeitungen der Gruppe sei «vergleichsweise gut». Die NZZ erinnert dabei daran, dass die zahlreichen Digital-Abonnenten ihrer E-Paper nicht in die Statistik einfliessen. Das NZZ Folio erreicht im Vorjahresvergleich 8 Prozent weniger, was auf eine Auflagenreduktion zurückgeführt wird – das Heft ist dem St. Galler Tagblatt, der Luzerner Zeitung und der Zuger Zeitung nicht mehr beigelegt – die Auswirkung sei aber positiver als prognostiziert.

Somedia schreibt, die Südostschweiz Gesamtausgabe, zu der auch das Bündner Tagblatt und die Quotidiana gehören, habe ihre Leserschaft gegenüber dem Vorjahr um rund 5000 Leser erhöhen können. Mit täglich 164’000 Lesern der Normalausgabe bleibe die Südostschweiz Gesamtausgabe damit die mit grossem Abstand reichweitenstärkste Zeitung vom Engadin bis an den Zürichsee. Diese Entwicklung unsterstreiche die Bedetuung der Regionalzeitungen als wichtige Informationsquelle und wirksame Werbeträger. Ebenfalls ausbauen konnte die Leserschaft die Wochenzeitung Bündner Woche und die Gratiszeitung Glarner Woche. Die Veränderungen sind nicht signifikant.

Tamedia freut sich nicht nur darüber, dass 20 Minuten die stärkste News-Medienkombination der Schweiz bleibt und 20 Minuten Friday die Gesamtreichweite um 6,2 Prozent steigern konnte, sondern auch über 5000 neue Nutzer der Medienmarke Finanz und Wirtschaft. Damit unterstreicht der Finanztitel einerseits seine ausgewiesene Stabilität, andererseits aber auch eine steigende Nachfrage nach hochwertigen Informationen aus der Finanz- und Wirtschaftsbranche.

Die UFA-Revue, die erstmals seit 15 Jahren wieder an der MACH Basic-Studie teilgenommen hat, freut sich, «die meistgelesene Fachzeitschrift der Schweiz» zu sein. Mit einer Leserschaft von 216’000 Personen könne man für sich beanspruchen, auch über den primären Sektor hinaus wahrgenommen zu werden. Neben aktiven Landwirtinnen und Landwirten gehören auch Personen aus Bildung, Forschung sowie Natur- und Umweltorganisationen zu den Zielgruppen.

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