SRG-Fernsehen: Mit der «Idée suisse» ist es nicht weit her

Zwar ist eine Themenvielfalt in den Informationsangeboten des SRG-Fernsehens vorhanden, die Sprachregionen nehmen aber nach wie vor wenig Bezug aufeinander. Der Anteil der Frauen, die in Beiträgen zu Wort kommen, ist vor allem im Westschweizer Fernsehen hoch.

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Dies sind zwei Hauptbefunde der neusten Inhaltsanalyse des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom), die am Dienstag veröffentlicht wurde. Insgesamt habe die SRG das Informationsangebot im vergangenen Jahr leicht ausgebaut, vor allem dank einer Umstrukturierung beim Westschweizer Kanal RTS Deux.

Die Themenvielfalt der SRG-Fernsehsender ist laut Studie weiterhin hoch. Auch Migrations- und Integrationsthemen seien «in einem quantitativ klar erkennbaren Umfang identifizierbar», heisst es in der Mitteilung des Bakom zur Studie. Ebenso sei der Blick über den sprachregionalen Tellerrand zwar vorhanden, dieser werde aber nicht ausgeweitet, so die Studienautoren. Insbesondere berichteten West- und Südschweiz wenig übereinander.

 

Fast Funkstille zwischen Süd- und Westschweiz

Zwar seien in allen untersuchten Programmen Sendungen vorhanden, die die Schweizer Sprachregionen zum Thema machten. Auch hätten im Vergleich zu früheren Jahren Wiederholungen und Programmübernahmen zwischen den Sprachregionen zugenommen. Aber insgesamt sei die Thematisierung der jeweils anderen Sprachregionen eher bescheiden und werde nicht ausgeweitet. Speziell die Bezüge zwischen Tessin und Romandie seien «sehr gering ausgeprägt». Insgesamt kämen die jeweils anderen Landesteile in den Programmen auch vor – «allerdings auf einem konstant niedrigen Niveau».

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Lob gibt es bezüglich angemessener Vertretung der Geschlechter im publizistischen Angebot, namentlich für das Westschweizer Fernsehen RTS. Dort liegt der Anteil der weiblichen Akteure in den journalistischen Themenbeiträgen mit 64 (RTS Un) beziehungsweise 56 Prozent (RTS Deux) überdurchschnittlich hoch.

Bei SRF 1 kommen in 45 Prozent der Beiträge Frauen zu Wort, bei den beiden Kanälen für die italienischsprachige Schweiz liegen die entsprechenden Werte bei 29 und 33 Prozent. Eine strukturelle Beurteilung dieser Werte ist laut den Autoren der Studie jedoch erst in den kommenden Jahren möglich. Die SRG ist erst seit 2019 verpflichtet, sich um eine angemessene Vertretung der Geschlechter in ihrem publizistischen Angebot zu bemühen.

Die SRG muss in ihren Angeboten auch Menschen mit Migrationshintergrund berücksichtigen. Laut Studie schwanken die entsprechenden Anteile je nach Programm in einer Spanne zwischen 2 (RTS Un) und 9 Prozent (SRF 1).

 

2352 Programmstunden untersucht

Weiter stellt die Studie fest, dass die Strukturen der SRG-Fernsehprogramme seit der letzten Erhebung 2017 weitgehend stabil geblieben sind. Eine grössere Veränderung habe sich einzig bei RTS Deux gezeigt. Dort sei die Informationsleistung mit der Einführung des Formats «RTS Info» fast um die Hälfte erhöht worden. Im Gegenzug wurde der Unterhaltungsbereich stark reduziert.

Die Studie hat die deutsche Göfak Medienforschung GmbH im Auftrag des Bakom durchgeführt. Untersucht wurden je zwei durchschnittliche Programmwochen von SRF 1, SRF zwei, SRF info, RTS Un, RTS deux, RSI LA 1 und RSI LA 2. Diese machten unter dem Strich insgesamt 2352 Programmstunden aus. Die Publikation der Analysen soll laut Mitteilung des Bakom die öffentliche Diskussion über die Programmleistungen anregen. Die Analyse wird alle zwei Jahre durchgeführt. (SDA)

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