Ringier macht digital vorwärts – 2015 im Zeichen des Wandels

 Der Medienkonzern Ringier erfindet sich gerade neu. Bald wird das Haus zu den führenden Unternehmen der Branche in Europa zählen. So jedenfalls sieht es das Drehbuch des Verlegers vor. 2015 ist in dieser Leseart einfach ein Jahr des Wandels.

Der Umsatz des Konzerns ging um 4,3 Prozent auf 946 Millionen Franken zurück. Unter anderem sind Währungsumrechnungen dafür verantwortlich – Ringier ist in zahlreichen Ländern Osteuropa, in Afrika und Asien präsent. Jüngst nahm der Konzern auch Aktivitäten in Myanmar auf. Im Gegenzug hat Ringier seine zusammen mit Axel Springer gehaltenen Geschäfte in Tschechien verkauft. Diese Umsätze fehlen nun. Dafür konnte sich Ringier mit dem Geld aus den Verkäufen Neues leisten, vor allem den Ausbau der digitalen Angebote. Zum Konzern gehören nebst Radio- und TV-Beteiligungen etwa 160 digitale Plattformen sowie mehr als 70 mobile Applikationen. Ausgebaut hat Ringier beispielsweise die Online-Marktplätze Scout24. Weiter gehören E-Commerce-Märkte wie MyStore.ch, Deindeal.ch und Geschenkidee.ch zu Ringier. Das Digitalangebot, das Ringier bereits vor Jahren aufzubauen begonnen hat, ist viel mehr Notwendigkeit als Spielerei. «Wer mit den neuen Realitäten nicht umgehen kann, hat keine Zukunft», sagte Verleger Michael Ringier am Mittwoch vor Journalisten. In den letzten Jahren konnte Ringier den Umsatzanteil aus dem Digitalgeschäft stetig steigern, inzwischen liegt er bei mehr als einem Drittel. Beim Betriebsgewinn stammen rund 61 Prozent mittlerweile aus dem Digitalgeschäft, nach knapp 50 Prozent im Jahr zuvor.

Zu den Besten gehören

Damit gehört Ringier gemäss eigenen Angaben bereits heute zu den Spitzenreitern in Europa. Und zu den Branchengrössen will Ringier morgen erst recht gehören – dank Digitalisierung und Diversifizierung, also neuen Produkten in neuen Märkten. 1,7 Milliarden Franken hat Ringier in den letzten Jahren in die Transformation investiert. «Die digitale Welt ist brutal», sagte Konzernchef Marc Walder. Nach dem Prinzip «the winner takes it all» – der Sieger bekommt alles – müsse man im Digitalgeschäft zu den Besten gehören. Das ist teuer. Unter dem Strich blieb Ringier 2015 nur ein Gewinn von 11,3 Millionen Franken. Im Vorjahr war es noch fast doppelt so viel. Sehr bescheiden und gewollt sei das, sagte Michael Ringier.

Zügige Abschreibungspolitik

Der Betriebsgewinn ohne Abschreibungen (EBIDTA) legte mit 96,1 Millionen Franken hingegen um 16,8 Prozent zu. Details zu den Abschreibungen gibt das Unternehmen nicht bekannt. Man verfolge eine «zügige Abschreibungspolitik», sagte Michael Ringier. Wie es sich für ein Familienunternehmen gehöre, sei die Finanzierungspolitik konservativ und der Verschuldungsgrad entsprechend tief. Keinen Hehl machte er daraus, dass das Kerngeschäft, also Zeitungen und Zeitschriften, auch dieses Jahr Federn lassen musste. Umsatzzahlen der einzelnen Zeitungen und Zeitschriften gibt Ringier nicht bekannt. Der Blick gehöre mit fast 600'000 Leserinnen und Lesern noch immer zu den meistgelesenen Bezahlzeitungen der Schweiz.

Werbeallianz gegründet

Dass das Geschäft mit der Tradition nicht ganz von gestern ist, zeigt gemäss Ringier auch das Magazin Landliebe. Das sei eine «Erfolgsgeschichte», welche beweise, dass «die Welt nicht schwarz oder weiss ist». Gemäss Marc Walder ist Landliebe ein Beispiel dafür, dass auch eine Zeitschrift Erfolg haben kann, wenn sie es schafft, ein Lebensgefühl zu vermitteln. Digitale Plattformen nannte er im Unterschied dazu «Informationsgewitter». Als Meilensteine des Jahres erwähnte Ringier weiter das Gemeinschaftsunternehmen mit Axel Springer im Bereich Zeitschriften und die Werbeallianz Admeira. Um bei der Vermarktung zuzulegen, hat Ringier zusammen mit dem Telekomriesen Swisscom und der SRG Admeira gegründet. Bis Ende Jahr werden sich noch weitere Unternehmen einbringen. Es gebe Interessenten, Details nannte Verleger Ringier auf Anfrage nicht. (SDA)

 

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