«Gebührenzahler wollen keine Medienhäuser wie Tamedia subventionieren»

SRG-Generaldirektor Roger de Weck erklärt im Interview mit der NZZ am Sonntag unter anderem, wie er sich die Zusammenarbeit mit den Verlegern vorstellt.

Bei der Frage, ob sich Service Public nicht auch mit geringeren Kosten finanzieren lasse, erinnert Roger de Weck wie im vergangenen «Medien-Club» daran, dass die SRG in der Schweiz mit ihren vier Landessprachen ungleich mehr finanziellen Aufwand betreiben müsse. So habe beispielsweise das ZDF für einsprachiges Fernsehen 40 Prozent mehr Mittel zur Verfügung als die SRG für Radio- und Fernsehen in vier Sprachen. Aufgrund der hohen Fixkosten des Rundfunks würde zudem ein Abbau der 24 Kanäle nicht viel bewirken.

Der SRG-Generaldirektor legt Wert darauf, dem Medienwandel gerecht zu werden. Man wolle für Internet spezifische audiovisuelle Angebote entwickeln, die mit den Kanälen zusammenspielen. Als Beispiel nennt er das 2012 lancierte Do-it-yourself-Radio, mit dem sich per App aus den Inhalten der verschiedenen SRG-Radiokanäle ein eigenes Programm zusammenstellen lasse.

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Über den Konflikt mit den Medienhäusern über die gebührenfinanzierte Konkurrenz im Internet erklärt de Weck, er habe den Verlegern ein «attraktives Angebot» gemacht: Zeitungen dürften die SRG-Videos auf ihren Websites einbetten, im Gegenzug wolle man an den Werbeeinnahmen beteiligt werden. «Für kleinere Zeitungen wären das minimale, für grössere Zeitungen moderate Beiträge», so de Weck. Das sei angemessen, denn Gebührenzahler würden keine Medienhäuser wie Tamedia mit 15 Prozent Rendite subventionieren wollen. Für private Nutzung sei das Service-Public-Angebot kostenlos, für kommerzielle Nutzung nicht. Ihm widerstrebe generell der Gedanke, journalistische Leistung zu verscherbeln. Auf die Forderung der Verleger, die SRG müsse ihr Internetangebot kostenpflichtig machen, erwidert de Weck, Blick und 20 Minuten hätten mehr Besucher als SRF. Und der NZZ würde SRF seines Wissen nicht das Leben erschweren. Man lege aber weiterhin den Schwerpunkt auf audiovisuelle Inhalte und verschwende «keine Sekunde darauf, Zeitung zu machen».

Guter Journalismus lässt sich nicht industrialisieren

Dem Vorschlag von Avenir Suisse, die SRG solle zum «Content Provider» werden (Werbewoche.ch berichtete), entgegnet de Weck einerseits, guter Journalismus lasse sich nicht industrialisieren. Andererseits würde mit diesem Modell der einzige wettbewerbsfähige schweizerische Kanal verschwinden. Private könnten diese Lücke nie füllen, da die teuren audiovisuellen Produktionen in der kleinen Schweiz ein Verlustgeschäft seien. Die SRG habe die kritische Masse, mit den ausländischen Anbietern in Konkurrenz treten zu können. Ausserdem trage die SRG zur Medienvielfalt bei, da ansonsten in der Romandie, in Bern oder Graubünden nur ein tonangebendes Medienhaus übrigbliebe. (hae/NZZaS)

Bild: Keystone
 

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