«Ich will dem Lokalradio wieder zu einem Höhenflug verhelfen»

Privat-Radio Privat-Radio-Pionier Roger Schawinski erwartet von Energy Zürich nicht die nötigen Erneuerungsimpulse für das in die Jahre gekommene Privatradio. Und denkt über ein eigenes Projekt nach.

Privat-Radio Privat-Radio-Pionier Roger Schawinski erwartet von Energy Zürich nicht die nötigen Erneuerungsimpulse für das in die Jahre gekommene Privatradio. Und denkt über ein eigenes Projekt nach.WW Energy Zürich sucht den Weg zurück zum Erfolg mit einer Verjüngung der Zielgruppe. Hat ein Radioformat für die 15- bis 34-Jährigen in der Stadt Zürich Zukunft?Roger Schawinski: Ich glaube schon. Denn eine Einengung der Zielgruppe macht in einer Stadt wie Zürich, die mehrere Privatradios hat, sicher Sinn.
Wo sehen Sie die Risiken des Formatwechsels hin zu Energy Zürich?
Die Radioszene wird dadurch nicht bereichert, sie wird eher noch weiter verarmen. Es besteht die Gefahr, dass man das Radio international einebnet und es noch inhaltsleerer macht. Wenn ich in die Energy-Sender reinhöre, dann ist dort immer alles «sensationel», «phantastique» und «super» – mit drei Adjektiven kommen die über 24 Stunden hinweg durch. Das ist mager, wenn man bedenkt, welche Bedeutung die Lokalradios mal hatten.
Auch nicht aus der Welt zu reden ist die Tatsache, dass die nunmehr
20-jährige private Radiolandschaft in der Schweiz Ermüdungserscheinungen zeigt: Die Hörerzahlen
bröckeln seit zwei Jahren weg – höchste Zeit also für neue Ideen.
Das ist so, wir hatten keine Innovation mehr beziehungsweise die Innovation ging in die falsche Richtung – Stichwort Einheitsbrei. Radio, wie ich es machte, war innovativ. Heute wird es hingegen auf ganz wenige Elemente reduziert, und Energy wird diesen Prozess noch weiter beschleunigen.
Profitieren könnte aber Radio 24. Wenn dessen bisheriger Erzkonkurrent die über 34-Jährigen nicht mehr explizit anspricht, ist es nahe liegend, dass ein Teil davon zu 24 wechselt.
Das ist durchaus möglich. Aber die jüngere Positionierung des ehemaligen Radio Z zeigt vor allem, dass die Versorgungslücke auf dem Platz Zürich für die über 35-Jährigen immer grösser wird: Jetzt kommt Energy Zürich, bald folgt das neue Jugendradio, wir haben bereits Radio 24 und DRS 3 – das sind doch in der Ansprache alles Radios für Kids, nicht für Erwachsene. Ich stelle eine totale Unterversorgung für Leute fest, die vertiefte Informationen wollen und Beiträge, die auch mal länger sind als drei Minuten. Dies ist der Grund, weshalb ich mich für ein Radio stark mache, das auf die über 35-Jährigen fokussiert. Die jüngsten Entwicklungen im Zürcher Radiomarkt bestätigen mich in dieser Forderung.
Wie ernst ist es Ihnen wirklich damit? Mit der Knappheit an UKW-Frequenzen steht eine wesentliche Hürde im Weg.
Frequenzen hat es genug. Das beweisen die vielen Bewilligungen für Kurzversuche in der Region Zürich. Nachdem Bundesrat Leuenberger für Zürich eine Jugendfrequenz ausgeschrieben hat, hoffe ich, dass er jetzt dasselbe tut für ein Radio für Erwachsene. Sobald dies der Fall ist, werde ich das Projekt aktiv weiterverfolgen. Ich habe immer Medien gemacht, die auch mich selber ansprechen – zu einem Radio für die über 35-Jährigen habe ich heute einen starken Bezug, so wie ich früher ein Radio für die Jungen machen wollte. Hier liessen sich ganz neue Formen entwickeln – und man könnte dem Radio wieder zu einem Höhenflug verhelfen, wie das früher mal der Fall war.
Hat immer nur Medien gemacht, die ihn selbst ansprechen: Ex-Radio-24-Besitzer Roger Schawinski.
Interview: Daniel Schifferle

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