Weniger Rüebli bringen viel mehr Geld

Gratiszeitungen Obwohl die AZ Medien vor einem Jahr die vier Lenzburger Kromer Medien AG mit den vier Splits ihrer Aargauer Woche (AW) zusammenlegte, ist die AW-Auflage heute kleiner, aber wesentlich einträglicher als zuvor.

Gratiszeitungen Obwohl die AZ Medien vor einem Jahr die vier Lenzburger Kromer Medien AG mit den vier Splits ihrer Aargauer Woche (AW) zusammenlegte, ist die AW-Auflage heute kleiner, aber wesentlich einträglicher als zuvor.Die Gebietsbereinigung zwischen AW und den Kromer-Titeln Lenzburger Bezirks-Anzeiger (LBA), Der Seetaler/Der Lindenberg, Der Un-terfreiämter und Die Wyna erfolgte vergangenes Jahr mit dem Ziel, möglichst wenig Kunden und Leser zu vergraulen. Und auch Rücksichtnahme auf Partner der Mittelland Zeitung war erforderlich – das führte etwa zu Gebietsabsprachen mit Gratistiteln des Zofinger Tagblatts, was wiederum eine AW-Auflage-reduktion um 25000 Exemplare zur Folge hatte. Heute deckt die AW nach wie vor die vier Rüebliland-Zentren Aarau, Baden, Freiamt und Lenzburg ab – die Städte Aarau, Wettingen und neu auch Lenzburg und das Seetal sogar als amtlicher Anzeiger mit Bruttozustellung. «AW budgetierte für dieses Jahr einen Umsatz von neun Millionen Franken, vor der Fusion waren es sechs Millionen Franken gewesen», sagt Marcel Suter, Geschäftsleiter der AZ Wochenzeitungen AG.
Diese Steigerung sei vor allem dank des gut verwurzelten LBA und des Freiämters möglich, vorher habe die AW im Raum Lenzburg kaum Umsatz gemacht. «Zudem konnten wir mit der Zusammenlegung die Produktions- und Vertriebskosten massiv reduzieren», sagt Suter. Dass die AW nicht im Fricktal präsent ist, begründet er mit fehlendem wirtschaftlichem Potenzial (Mitteln) für einen Verdrängungskampf. Das heftig umkämpfte Olten (siehe Kasten) deckt die AW hingegen via Kombi mit dem Niederämter Anzeiger ab.
Gesamtauflage: 186000
Im Anzeigenmarkt präsentiert sich die AW weiterhin mit vier, allerdings veränderten Splits, für die Leser hingegen umfasst sie sechs Titel. Die vier Splits im Inseratemarkt sind die Aarauer Woche (48250 Exemplare), die Badener Woche (48270), die Freiämter Woche (25180) und der Lenzburger Bezirksanzeiger (28048). Zusammen mit der Limmat-Zeitung, die allerdings im Limmattal ZH erscheint, kommt die neue AW somit auf insgesamt 186000 Exemplare.
Weil das Gebiet des Splits Aarauer Woche auch Zofingen beinhaltet, erhält der Zeitungstitel für die Zofinger Leser ein «g» und heisst dort Aargauer Woche – zwecks besserer Identifikation. Ähnliches gilt für den LBA, der im Gebiet Hallwilersee den Doppelnamen Der Seetaler/Der Lindenberg trägt. Kromers Wyna wurde hingegen ersatzlos gestrichen, während der Unterfreiämter noch als lokaler Bund im Freiämter weiterlebt.
Dass die vier Kromer-Blätter Eigenregietitel waren, hat Spuren hinterlassen: Obwohl die AW in Publicitas-Pacht ist, blieb die Kromer-Verkaufscrew bei den AZ-Wochenzeitungen aktiv. Sie vermarktet den LBA sowie den Unterfreiämter. Suter begründet dies so: Zum einen wollte man möglichst wenig Kunden vergraulen, zum andern betrachte man bei der AZ Medien
den Inserateverkauf als Kerngeschäft des Verlegers. Da man nun von Kromer ohnehin eine Verkaufscrew übernommen habe, «wollen wir das, was wir haben, sicher nicht mehr weggeben».
In Olten wird der Zeitungmarkt engDie Stadt Olten ist bezüglich Gratisblätter mit dem Stadtanzeiger (100 Prozent Publicitas), dem Niederämter Anzeiger (NA, Widmer Druck), der Neuen Oltner Zeitung (NOZ, Verlag Zehnder) und neu auch mit dem Anzeiger für Gäu und Thal (AGT) wohl überbelegt. Doch keiner denkt ans Aufgeben. NOZ und Niederämter Anzeiger wollen bisher vom neuen Konkurrenten noch kaum etwas gespürt haben. Der Stadtanzeiger hingegen merkt, dass der AGT derzeit von den Kunden «ausprobiert wird», wie Anzeigenleiter Stefan Wyser sagt. Und beim AGT selbst gibt Heinz Gander zu, dass das Oltener Pflaster «für einen Eindringling hart ist» und die Mehrkosten nicht gedeckt seien. Die Beachtung durch die Leser, feststellbar etwa bei Wettbewerben, sei aber erstaunlich, sagt er. (mk)
Minus 69,6 oder minus 8 Prozent?Gemäss VSW-Statistik hat die Aargauer Woche 2002 ganze 69,6 Prozent Anzeigenvolumen gegenüber dem Vorjahr verloren. Sind nach der Integration der Kromer-Titel derart viele Kunden abgesprungen? Marcel Suter winkt ab: Der Rückgang im 2002 sei so gross, weil das Volumen 2001 falsch gemeldet worden sei: Damals seien nicht nur die Lokalvolumina der vier Splits zum Mantelvolumen addiert, sondern auch das Mantelvolumen viermal gezählt worden. Vergleiche man das Volumen der neuen AW mit dem effektiven Volumen der alten AW samt jenem der Kromer-Titel im Jahr 2001 (ohne Doppelbelegungen), so betrage der Rückgang bloss 8 Prozent. Das sei wenig, verglichen mit andern Gratistiteln. Die Hälfte des Umsatzes entfalle zu je 50 Prozent auf die Gesamtausgabe und die Lokalteile. In der Gesamtausgabe beträgt der Millimeterpreis 2.43 Franken, in den Splits zwischen 0.80 und 1.02 Franken. (mk)
Markus Knöpfli

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