Die Wemf hört die Signale aus dem Internet

Webuser Net-Audit, ein neues Instrument der AG für Werbemedienforschung (Wemf), misst elektronisch die Besucherzahlen auf einzelnen Websites – aber ohne Hochrechnung.

Webuser Net-Audit, ein neues Instrument der AG für Werbemedienforschung (Wemf), misst elektronisch die Besucherzahlen auf einzelnen Websites – aber ohne Hochrechnung.Von der Anlage her ist die Net-Audit-Idee simpel: Nach der Anmeldung auf www.wemf.ch und der Entrichtung einer Aufnahmegebühr (siehe Kasten) erhält ein Portal- oder Websitebetreiber von der Wemf den so genannten SZM-Tag, eine Art elektronischen Stempel. Damit markieren die Betreiber jede einzelne Site und Untersite, deren Besucherfrequenz sie künftig messen lassen wollen. Danach überprüft die Wemf mittels einer Kontrollsoftware, ob die Tags richtig gesetzt worden sind beziehungsweise keine markierte Einzelsite mit mehr als einem Tag ausgestattet wurde (was Mehrfachzählungen zur Folge hätte). Solche Prüfungen führt die Wemf auch nach Aufnahme der entsprechenden URL in die Messung in unregelmässigen Abständen durch.Sobald eine markierte Site von einem Besucher aufgerufen wird, sendet das gesetzte Tag (ein Java-Script) dem Wemf-Server ein Signal. Dieses wird als Page Impression (PI) gezählt. Wechselt der User auf eine zweite gekennzeichnete Site, erhält der Wemf-Server ein weiteres Signal (zweite PI). Wichtig: Mit Net-Audit werden auch Zugriffe über Proxy-Server gezählt. Ungültige Zugriffe werden vom System ausgeschlossen. So zählen beispielsweise automatische Reloads nicht als PI. Mehrere PIs auf einer URL werden zu einem Besuch (Visit) zusammengefasst, sofern die gemessenen PIs zeitlich nicht zu weit auseinander liegen. Dauert es von einem Signal zum andern länger als 30 Minuten, wird im System ein neuer Besuch gezählt.
Erste Werte im FebruarSeit Anfang Jahr laufen rund ein Dutzend Messaufträge, deren Verlauf von den Auftraggebern mittels Passwort jederzeit eingesehen und ausgewertet werden kann. Die Wemf zeigt die Werte in drei zeitlichen Einheiten: im Stunden-, Tages- und Monatsverlauf. Jeweils zu Beginn eines Monats veröffentlicht die Wemf auf ihrer Website die Vormonatsdurchschnitte der laufenden Messaufträge. Die ersten Werte, jene vom Januar, werden Anfang Februar publiziert.
Vorerst weist die Wemf lediglich die Einheiten PI und Visit aus. Ab Mitte Jahr will die Wemf auch die Verweildauer (Visit Time) und die Zahl jener PCs angeben, von denen aus die URLs besucht wurden. Derzeit laufen noch Tests. Die Angabe über die Zahl der beteiligten PCs (Anzahl User) ist möglich dank mehrstufiger Identifikation mittels Cookies, Browser-Eigenschaften, IP-Adressen oder Referrer-Angaben.
Net-Audit hat aber auch seine Grenzen: Die Zeit zwischen zwei PIs wird als Verweildauer gewertet. Wenn aber ein User beim Surfen den gekennzeichneten Bereich einer URL verlässt oder auf eine nicht am Net-Audit teilnehmende URL wechselt, folgen keine Signale mehr. Dadurch kann die Verweildauer auf der letzten gekennzeichneten Site nicht bestimmt werden. Das Messsystem löst das Problem, indem es für die vorangegangenen PIs derselben URL eine durchschnittliche Verweildauer errechnet und diesen (ungenauen) Wert dem letzten PI zuteilt.
Net-Audit ist keine Schweizer Erfindung, sie wird bereits in Deutschland, Österreich und Ungarn angewendet. Die Werte sind vergleichbar und entsprechen international gültigen Standards.
Das bezahlt man für Net-AuditWer für seine Homepage, sein Portal oder auch nur einzelne Sites das Instrument Net-Audit einsetzen will, bezahlt sowohl eine einmalige Aufnahmegebühr von 600 Euro als auch einen jährlichen Beobachtungstarif, der von der Zahl der Page Impressions (PI) abhängig ist. Für Webangebote mit maximal 49999 PI pro Monat beläuft sich dieser Tarif auf 150 Euro pro Jahr, bis 99999 PI kostet die Beobachtung 300 Euro, bis 149999 PI schlagen mit 450 Euro zu Buche. (mk)
Net-Audit im Vergleich mit MA Net, MA Comis, MMXINet-Audit unterscheidet sich von anderen Internetstudien wie MA Net, MA Comis, MMXI durch einen anderen Blickwinkel und eine andere Erhebungsmethode: MA Net und MA Comis von der Wemf basieren auf User-Befragungen. MA Net zeigt, wer das Internet zu welchen Zwecken verwendet (E-Mail schreiben, surfen, shoppen…), MA Comis gibt an, wer welche Domain wie oft anpeilt. MMXI wiederum verfolgt auf elektronischem Weg das Surfverhalten von Panelteilnehmern, auf deren (Heim-)PC eine
Software installiert ist. Alle drei Studien werden auf eine Grundgesamtheit hochgerechnet und enthalten auch soziodemografische Daten zu den teilnehmenden Personen. Net-Audit dagegen ist nicht User-, sondern Site-zentriert. Auf jeder am Net-Audit angemeldeten Site wird die effektive Besucherzahl elektronisch gemessen. Man erfährt, welche Site wann wie lange besucht wurde, nicht aber von wem. (mk)
Net-Audit misst Besucherzahlen

Messung über 7 Tage – 148 511 Page Impressions – 25 072 Visits
09. Januar 2003, 09:03:11 GMT – 16. Januar 2003, 09:02:14 GMT
Rot steht für VisitsDie Balkenhöhe deutet die durchschnittliche Zahl der Visits pro Sekunde an.
Gelb steht für Page Impressions (PI)Die Höhe des Balkens signalisiert die durchschnittliche PI-Zahl pro Sekunde.
Blau steht für das MaximumDer blaue Balken gibt immer den PI-Maximalwert einer bestimmten Zeitperiode an (im Beispiel eine Woche).
Markus Knöpfli

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