Was bedeutet eigentlich… «Inspo»?

Benno Maggi erklärt in seiner Kolumne «Was bedeutet eigentlich...?» Begriffe aus dem Marketing- und Kommunikationsbereich. Dieses Mal erklärt er das Wort «Inspo».

Nur selten schaffen es Hashtags in die Umgangssprache. Meist ist es eher umgekehrt. #Inspo ist jedoch so ein Hashtag. Der Kurzbegriff als Hashtag verwendet, meint selbstbewusst: «Leute, lasst euch von mir inspirieren!». Und genau das ist es doch, wofür Instagram, Pinterest und Co. in unserer Branche hauptsächlich genutzt werden. Abgeleitet ist das Wort von «inspirational», zu Deutsch: inspirierend, inspirieren oder sich inspirieren lassen. Am liebsten tun wir das von Stars. Egal, ob Social Media-Stars, Design-Stars, Film-Stars oder Fussball-Stars – sie alle sind unsere Leitsterne und wir bedienen uns gerne bei ihnen. Die meisten, die sich von ihnen inspirieren lassen, haben wohl nicht so viel Budget wie diese Prominenten und Erfolgreichen, aber das scheint keine Rolle zu spielen. Wir orientieren uns trotzdem an ihnen, wenn wir Inspiration suchen. Wieso eigentlich?

Das Leben ist voller Inspirationen

Ein Erklärungsversuch: Vielleicht ist es das Bedürfnis, ein bisschen von deren Ruhm abzubekommen oder diesen kurzen Moment von Fame für sich selbst zu spüren. Vielleicht aber auch der Wunsch, besonders zu sein und «out-of-the-box» Ideen zu entdecken oder gar denken zu können. Gerade Letzteres ist in unserer Branche eher ein Zwang als ein Bedürfnis. Das fängt beim Briefing an und geht über in unzählige Creative-Sessions. Leider müssen wir uns dann beim Konsumieren der Endprodukte solcher Sessions auf Plakaten, in TV-Spots und Online-Werbung fragen, wieso dieser Zwang immer zu so banalen Resultaten führen mag. Hier empfiehlt sich, seine Inspo vielleicht einmal «inside-the-box» zu holen. Wir zahlreichen Normalen haben doch in unserer Biografie und unserem Alltag bereits viel mehr Momente erlebt, die als Inspiration dienen könnten, als die wenigen Berühmten, deren Leben wohl ziemlich langweilig und fremdgesteuert ist. Vielleicht käme dabei auch Spannenderes heraus.

Aber im Moment verhalten wir uns eben wie die Stars auf Social Media. Die Branche zeigt dort ausschliesslich ihre bearbeiteten, unter Ausschluss der Öffentlichkeit publizierten Superideen wie die Kardashians und ihre Nachahmer: ihre perfekten Gesichter, Häuser, Yachten und Kids. Und weil sie befürchten, dass ihre Posts nichtssagend sein könnten, verwenden sie #Inspo.


Benno Maggi ist Mitgründer und CEO von Partner & Partner. Er lauscht seit über 30 Jahren in der Branche und entdeckt dabei für uns Worte und Begriffe, die entweder zum Smalltalken, Wichtigtun, Aufregen, Scrabble spielen oder einfach so verwendet werden können.

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