Sucht Schweiz will mehr Schutz für Jugendliche vor Tabakprodukten

Sucht Schweiz macht sich Sorgen wegen des Nikotinkonsums von Jugendlichen und fordert von der Politik mehr Schutz für Jugendliche. Namentlich E-Zigaretten werden unter den 15-Jährigen beliebter.

(Symbolbild: Unsplash.com)

Von den 15-Jährigen habe 2022 rund jeder und jede dritte innerhalb von einem Monat mindestens ein Tabak- oder Nikotinprodukt konsumiert, schrieb Sucht Schweiz zu den am Montag veröffentlichten Studienresultaten.

E-Zigarette bei Mädchen beliebter

7 Prozent der 15-jährigen Knaben und 6 Prozent der Mädchen rauchten häufiger Zigaretten, nämlich an mindestens zehn der 30 Tage vor der Befragung. Der Zigarettenkonsum sei damit in etwa gleich hoch wie 2018. 13-Jährige griffen noch seltener zu Zigaretten. Aber 6 Prozent von ihnen rauchten mindestens einmal im Monat.

Immer öfter kursierten unter Jugendlichen indes E-Zigaretten, etwa Puff Bars und Nachahmerprodukte. 7 Prozent der 15-jährigen Knaben und 8 Prozent der Mädchen nutzten an mindestens zehn Tagen innerhalb eines Monats ein solches Produkt. Gegenüber 2018 griffen vor allem Mädchen häufiger zur E-Zigarette.

Auch zwei weitere Nikotinprodukte breiteten sich unter 15-Jährigen aus: Tabakerhitzer und der Mundtabak Snus. 4 Prozent der Knaben und 3 Prozent der Mädchen benutzten innerhalb von 30 Tagen mindestens ein Mal einen Tabakerhitzer. Das waren laut Studie drei Mal so viele wie 2018.

Politik ist gefordert

Snus konsumierte rund jeder achte 15-jährige Knabe innerhalb von 30 Tagen mindestens ein Mal, doppelt so viele wie 2018. Bei den 15-jährigen Mädchen war Snus zwar weniger beliebt, aber der Anteil der Konsumentinnen stieg in vier Jahren von einem auf 6 Prozent.

Sucht Schweiz fordert von der Politik Massnahmen, um Jugendliche von E-Zigaretten und Snus fernzuhalten. Für diese Produkte gebe es weder griffige Werbeeinschränkungen noch ein Abgabe-Mindestalter. Es brauche Massnahmen beim Zugang, bei der Werbung, beim Preis, der Verpackung und den Aromen, schreibt Sucht Schweiz.

Das sei mehr als das künftige Tabakproduktgesetz vorsehe. Das Gesetz muss nach dem Ja zur Volksinitiative «Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung» vor gut einem Jahr angepasst werden. In der im November 2022 beendeten Vernehmlassung waren die Vorschläge des Bundesrates allerdings umstritten.

Laut der Befragung haben mehr Jugendliche über ihr Umfeld Zugang zu herkömmlichen Zigaretten als dass sie selbst einkaufen. Als Grund für den Griff zur E-Zigarette wurde am häufigsten «Neugier» genannt. Nur eine Minderheit wollte mit der E-Zigarette herkömmliche Zigaretten ersetzen oder sich mit deren Hilfe das Rauchen abgewöhnen.

Gefährlicher Mix

Die Befragung von 2022 ergab ausserdem, dass vier Prozent der 15-Jährigen schon mindestens ein Mal ein Medikament eingenommen haben, um sich zu berauschen. Das sind ähnlich viele wie vier Jahre zuvor. Unter Mädchen ist der Anteil höher als unter Knaben.

5 Prozent der 15-jährigen Jugendlichen und 9% der gleichaltrigen Mädchen haben mindestens einmal in ihrem Leben Medikamente mit Alkohol gemischt – das gilt laut Sucht Schweiz als besonders gefährlich. Mixgetränke mit Hustensirup konsumierten 6 Prozent der Knaben respektive 2 Prozent der Mädchen schon einmal.

Beim Alkoholkonsum blieben die Zahlen in etwa auf dem Niveau von 2018: 43 Prozent aller 15-Jährigen hatten in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens ein Mal Alkohol getrunken. Rund jeder und jede Vierte nahm innerhalb von 30 Tagen bei einer Gelegenheit mindestens fünf oder mehr alkoholhaltige Getränke zu sich.

Schulklassen befragt

Auf dem Niveau von 2018 gehalten hat sich auch der Cannabis-Konsum: 12 Prozent der 15-jährigen Knaben und 8 Prozent der Mädchen dieser Altersgruppe konsumierten im Monat vor der Befragung mindestens ein Mal illegales Cannabis.

Die national repräsentative Befragung von Jugendlichen wird seit 1986 alle vier Jahre durchgeführt. In der Schweiz nahmen rund drei Viertel der 857 zufällig ausgewählten Schulklassen an der Befragung teil. Rund 9300 Jugendliche im Alter von 11 bis 15 Jahren gaben Auskunft. (SDA)

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