Wie Corona den Tourismus verändert

Wege aus der Krise und der Wandel des Reisens standen im Mittelpunkt des Tourismustags, zu dem Tourismus Marketing Baden-Württemberg TMBW am Dienstag eingeladen hatte. Vor dem Hintergrund der massiven Auswirkungen auf den Tourismus diskutierten Branchenvertreter, wie die Corona-Pandemie das Reisen verändert und was Tourismusanbieter jetzt tun müssen, um auf die veränderten Rahmenbedingungen zu reagieren.

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«Die Corona-Krise ist für den Tourismus eine Zäsur, wie es sie vorher noch nie gegeben hat», sagte Baden-Württembergs Tourismusminister Guido Wolf. Niemals zuvor in den vergangenen Jahrzehnten habe die Reisebranche vor vergleichbaren Herausforderungen gestanden.

Dennoch gebe es auch Grund für Optimismus, so der Minister: «In den zurückliegenden Monaten haben unsere Tourismusakteure in hohem Masse ihre Kreativität, Solidarität und Innovationskraft bewiesen. Was hier in kürzester Zeit an Initiativen und Kampagnen zur Rettung der Branche auf die Beine gestellt wurde, hat mich zutiefst beeindruckt. Ich bin daher zuversichtlich, dass wir mit guten Ideen und kreativen Lösungen auch in einer gewandelten Reisewelt erfolgreich sein können.»

 

Tourismus nach Corona: Eine Skizze

Eine Vorstellung davon, wie sich das Reisen und der Tourismus mit und nach Corona entwickeln könnten, skizzierte im Anschluss der Soziologe und Zukunftsforscher Andreas Reiter in seiner Keynote. Er unterteilt die Zukunft des Reisens in zwei Phasen, die gegenwärtige Transitphase und eine post-pandemische Phase.

«In der Transitphase regiert die Reduktion», so Reiter. Reise-Radius und Erwartungshaltung der Gäste seien überschaubar, ausschlaggebend für die Reise-Entscheidung seien Basismotive wie Freiheit, Natur und Sicherheit, «kleine, überschaubare Welten». Gleichzeitig bringe die Transitphase einen Schub an digitalen Innovationen, die einen Urlaub mit Abstand sowie geregelte Zeitfenster für Erlebnisse ohne Menschenmassen ermöglichen.

Für die post-pandemische Phase erwartet Reiter einen neuen Wachstumsschub für den Tourismus: «Das pralle Leben kehrt zurück und damit die ungebändigte Reiselust.» Smarte Besucherlenkung, die während der Pandemie erprobt wurde, werde aber auch danach beibehalten. An die Stelle von Social Distancing tritt eine neue Sehnsucht nach haptischen Erfahrungen, gemeinschaftlichen Erlebnissen und aussergewöhnlichen Erfahrungen. «Man sucht Orte, die das Unvorhersehbare, das Überraschende und das Magische als Urlaubsversprechen in sich tragen – ein kostbares Narrativ in einer durch Algorithmen und Künstliche Intelligenz vorhersehbaren und damit langweilig gewordenen Welt», so Reiter.

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