Kampagne soll für die Berggebiete die Nebensaisons attraktiver machen

Statt sich nur auf Skifahren und Wandern zu konzentrieren, sollen die Berggebiete künftig auch von den Nebensaisons profitieren können.

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Das Hitzejahr 2018 hat den Berggebieten auch im Sommer gute Zahlen beschert. Den Rückgang im Wintertourismus können aber gute Sommer nicht ausgleichen. Zu diesem Schluss kommt der Schweizer Tourismus-Verband in einem neuen Thesenpapier zur Zukunft der Berggebiete. Zu stark saisonabhängig sei der Bergtourismus, so ein Fazit. So konzentriere sich auch das Marketing immer noch auf das Sommer- und Wintergeschäft und bewerbe in erster Linie Skifahren und Wandern.

Innovative Produkte sind gefragt

Der Verband appelliert nun an die lokalen Marketingorganisationen, Hotelier, Wirte und Bahnbetreiber, den Fokus auf das ganze Jahr zu legen. Dazu seien neue, innovative Produkte nötig, um auch den Frühling und den Herbst auf die Landkarte der Bergtouristen zu bringen. Wie das konkret aussehen könnte, zeigt etwa Arosa mit dem neu eröffnenen Bärenpark. Dieser dürfte saisonunabhängig im ganzen Jahr Besucher ins Bündnerland locken.

In vielen Fällen, so der Verband, seien die geforderten Anstrengungen «eine zwingende und überlebenswichtige Massnahme». Der Grund: In der Vergangenheit haben die Berggebiete ihren Hauptumsatz in erster Linie im Winter gemacht. Der Klimawandel führt nun aber dazu, dass die Winter kürzer und die Sommer länger werden – und die Einnahmen unsicherer.

Winter verliert an Bedeutung

Dass sich die Berggebiete in Zukunft nicht mehr auf die Winter verlassen können, ist in der Tourismus-Branche schon längst «beschlossene Sache». Bereits bei der Vorstellung des oben genannten Bärenparks in Arosa im April des vergangenen Jahres hat Co-Projektleiter Stephan Oetiker unmissverständlich klar gemacht: In 50 oder 60 Jahren interessiert sich niemand mehr fürs Skifahren. Stattdessen werden die Hitze-geplagten Städter im Sommer vermehrt die kühleren Berggebiete aufsuchen (Werbewoche.ch berichtete). Gut möglich, dass die damals erläuterte Prognose sogar noch früher eintreffen könnte. Diese Entwicklung wird dazu führen, dass die Berggebiete auch im Sommer gegenüber den Städten wieder an Attraktivität gewinnen werden. Aktuell sieht es noch anders aus: Die Städte steigern die Übernachtungszahlen und locken immer mehr Touristen an, während die Berggebiete hinterherhinken.

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«Vom Trab in den Galopp wechseln»

Diese Diskrepanz zwischen Berggebieten und Städten ist momentan eines der grössten Sorgenkinder des Schweizer Tourismus. Dominique de Buman, Präsident des Schweizer Tourismus-Verbandes STV, forderte an seiner diesjährigen Eröffnungsrede an der GV vom 17. August 2018 in Fribourg, der Schweizer Tourismus solle «vom Trab in den Galopp wechseln». Vor gut einem Monat hat der STV deshalb in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB besagte «12 Thesen zur Zukunft des Tourismus in den Berggebieten» veröffentlicht. Das Papier enthält unter anderem innovative Beispiele und soll als Basis für weitere Aktionen und Massnahmen dienen (Download als PDF).

Eine Abkehr von der alleinigen Sommer- und Winter-Fokussierung vollzieht auch Schweiz Tourismus. Die Marketingorganisation hat in der Vergangenheit in erster Linie die beiden «klassischen» Berg-Jahreszeiten vermarktet und wird nun erstmals eine nationale Herbstkampagne lancieren. Diese rückt die «Erlebniswelten Natur, Gastronomie und Kultur» in Zentrum. Sie wird am 30. August in Zürich der Öffentlichkeit detailliert vorgestellt. Beworben wird dabei «der Herbst als touristisch eigenständige Saison mit Potenzial». (hae)

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