Raus aus der Stadt, rein in die Natur

Sind Mitarbeiter und Firmenchefs nicht schon genug verdichtet im Alltag? MK zeigt, dass es auch ausserhalb des Trubels Locations gibt, die genau davon profitieren, dass sie anderes bieten.Alle Vorteile liegen scheinbar bei den Konferenz- und Tagungshotels der Städte: Zentral gelegen und mit öffentlicher Anbindung erlauben sie eine schnelle Anreise der Teilnehmer, und dann kann man […]

Sind Mitarbeiter und Firmenchefs nicht schon genug verdichtet im Alltag? MK zeigt, dass es auch ausserhalb des Trubels Locations gibt, die genau davon profitieren, dass sie anderes bieten.Alle Vorteile liegen scheinbar bei den Konferenz- und Tagungshotels der Städte: Zentral gelegen und mit öffentlicher Anbindung erlauben sie eine schnelle Anreise der Teilnehmer, und dann kann man sich sogar mal für «nur» zwei Stunden treffen und am gleichen Nachmittag wieder im Büro sein.Viele der Stadthotels haben ein breites Angebot an Sitzungsräumen und allerlei anderen Eventmöglichkeiten und können so jeden Anlass perfekt platzieren.Und wenn ein Unternehmen eine mehrtägige Veranstaltung bucht, dann gibt es entweder auch eine zureichende Anzahl Zimmer im Hause oder wenigstens genügend Hotels in unmittelbarer Nähe.Und genau wegen diesem breiten Angebot in einer Stadt sind auch die Preise kompetitiver geworden. Nicht nur für Zimmer und Verpflegung, sondern dank der Konkurrenz von neuen und unabhängigen Event-Locations auch betreffend Raummietkosten und Basistechnik.

Zeit, ein teures Gut

Alles scheint also dafür zu sprechen, dass Firmen und Verbände ihre Seminare, Tagungen und Konferenzen direkt und supereffizient in den Stadtzentren und Business-Hubs durchführen. Nur, stimmt das auch?Einige Protagonisten der Schweizer MICE-Szene sehen das durchaus differenziert und stellen gute Argumente vor, warum man Tagungen auf dem Lande und in den Bergen durchführen soll. Dabei bedienen sie sich der «modernen» Werte wie Emotionen, Gesundheit und Natur.Und weil die Zeit das teuerste Gut geworden ist, profitieren davon vor allem diejenigen Anbieter, deren Angebot man aus den Städten heraus schnell erreichen kann.

Raus in die Natur

In den Sommermonaten begeistert das Hotel JungfrauPark Interlaken mit Attraktionen wie einem Segway-Parcours. Aber auch Bungee-Trampolin, Alphorn­blasen und Armbrustschiessen stehen auf dem Programm.Auch der Jungfrau Park in Interlaken profitiert von diesen «neuen» Bedürfnissen. Als Verantwortliche für Events erkennt Christine Raudner den Mehrwert für Firmen: «Ausserhalb von Büros und weg von den Konferenzräumen ergibt es sich, dass Teamkollegen und Vorgesetzte, manchmal sogar auch mit Kunden, in einer anderen Umgebung zusammentreffen und sich durch gemeinsame Aktivitäten auch ein Stück weit ‹neu› kennenlernen.»Sie ergänzt noch: «Natürlich müssen die Aktivitäten auf das Zielpublikum abgestimmt sein und vor allem dem Alter entsprechen. Bei stark durchmischten Firmengruppen (Geschlecht, Alter, Hierarchie) ist es auch wichtig, dass für alle etwas dabei ist.»Und diese Abwechslung bietet der Jungfrau Park in jedem Fall. Es gibt multimediale Shows zu den Themen «Mysteries of the World» und «Swiss Alps» und in den Sommermonaten einen Segway-Parcours sowie ein Bungee-Trampolin. Und die grossen Aus­senflächen des Parks können für Armbrustschiessen, Eisschnitzen, Alphornblasen und vieles mehr genutzt werden.

Money can’t buy

Auch für Andermatt nimmt die Bedeutung von MICE-Events zu. Das mehrfach ausgezeichnete Hotel Chedi bietet nicht nur mit neuster Technik ausgerüstete und äusserst elegante Tagungsräume, farblich durchaus dem Stil der Berge angepasst, sondern auch passende Rahmenprogramme.Unter der Führung von Jean-Yves Blatt, dem Direktor, ist Sven Flory für die Akquisearbeit zuständig. Und dazu setzt Flory die sogenannten «Money can’t buy»-Aktivitäten ein. Das sind beispielsweise ein Ziegentrekking, eine nächtliche Schneeschuhtour oder ein Besuch im Sasso San Gottardo, dem Museum in der ehemals geheimen Festung auf dem Gotthardpass.Flory führt dazu aus: «Für unsere Firmenkunden setzen wir die Natur so weit als möglich und als gefragt ein. Und dazu gehört nun mal der eindrückliche Charakter der Berge rund um Andermatt. Wind und Wetter sind einfach Teil des Urserntals und manche Unternehmen wollen deshalb Gespräche im Freien oder Outdoor-Team-Building-Aktivitäten durchführen.»

Sich in die Berge einfühlen

Das passt natürlich auch zur Rigi und für Otz ist dabei Authentizität das wichtigste Element schlechthin. Dazu gehört, dass man bei Firmenveranstaltungen relaxed miteinander umgeht, flexibel ist, was Zeit und Ablauf in der Natur betrifft, und sich ganz grundsätzlich in die Berge einfühlt, so wie man das privat auch tut.Und dass die Veranstalter offen über ihr Programm kommunizieren, beispielsweise über die alpine Umgebung Aber auch die Wetterbedingungen oder die Sicherheitsaspekte, gehören dazu. Alles Elemente also, die dann direkt und emotional auf Management und Personal übergreifen.Viele Schweizer Anbieter auf dem Land engagieren sich im MICE-Sektor, bauen ihre Angebote und Dienstleistungen aus und zielen bewusst auf die Unternehmen der Städte. Gerade auch die Region Ostschweiz, touristisch zusammengefasst vom Rheinfall, rund um den Bodensee bis hin nach Bad Ragaz, ist da äusserst aktiv und erfolgreich.In Graubünden sind es eher einzelne Orte, Davos vorneweg, die sich im Tagungs- und Konferenzsektor einen Namen gemacht haben. Und im Tessin gibt es seit drei Jahren die Anstrengungen der Tessiner Tourismusagentur (ATT SA) in Bellinzona, die das Thema MICE gebündelt hat und für den ganzen Kanton vermarket.Aber sonst sind es doch primär Einzelanbieter, die sich in den Business-Hubs Zürich, Basel und Bern vermarkten. Jeder für sich auf dem Weg, für sein spezifisches Angebot die passende Nachfrage zu finden.

Guter Mix

Vor allem ein Wort prägt diese Verkaufsarbeit: Mehrwert. Die oben erwähnten Faktoren sollen Firmen motivieren, ihre Veranstaltungen auf dem Land oder in den Bergen durchzuführen. Christine Raudner sieht da noch ein weiteres Argument: «Abwechslung ist heutzutage relevant, damit es den Teilnehmern nicht langweilig wird.Und Abwechslung bedeutet ja zuerst einmal, dass man nicht im Sitzungsraum bleiben muss, sondern die Natur und Umgebung aktiv erleben kann. Das geht in einer Stadt einfach nicht. Ich denke, dass Veranstaltungen mit einem guten Mix aus Information, Schulung, Motivation und Spass bei den Teilnehmern ein schön abgerundetes Gefühl auslösen. Also ganz nach dem Sinn von gut gearbeitet und gut erlebt.»Eben, dieses Element «Natur» ist auch im MICE-Bereich relevant geworden. Stefan Otz meint dazu auch, dass man das Echte sucht, wohl irgendwo auch die heile Welt, und das finde man in der alpinen Umgebung. «Je länger, je mehr finden Menschen, vor allem Städter, den Zugang zur alpinen Kultur nicht mehr. Unter Anleitung werden deshalb auf der Rigi Erlebnisse kreiert, welche diese Sehnsucht erfüllen, und das wiederum schafft Erholung, Zufriedenheit und Demut.»

Wer die Wahl hat, hat die …

«Raus aus den Städten» also? Durchaus, so scheint es. Nur müssen sich die Verantwortlichen bewusst sein, dass dort Emotionen ausgelöst werden und das Menschliche, das Zwischenmenschliche, offen gelegt wird. Dazu brauchte es eventuell ein bisschen Mut. Und eben auch ein wenig mehr Zeit aufgrund der längeren Anfahrts- und Abreisezeiten.Aber wer sich der grossen Palette an Eventagenturen und anderen Anbietern bedient, wird sicher professionelle und hilfreiche Tipps erhalten, wie man das ganze Erlebnis einer Tagung, eines Kongresses oder eines Events, inklusive Transferzeiten, maximieren kann.www.rigi.ch/Erleben-Genuss/Gruppen-Seminarewww.jungfraupark.ch/eventswww.thechediandermatt.com/de/Seminare-Bankette

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