«Der Stiftsbezirk mit der ­Kathedrale ist ein Lieblingsort»

MK Ein Unternehmen, das seine Tagung mit einem Rahmenprogramm und einem Erlebnis abrunden möchte, findet in der Region sicher genug Möglichkeiten, oder?

TOBIAS TREICHLER Auf jeden Fall. Interessierte Unternehmen können bei unseren MICE-Angeboten auf über 140 Partnerbetriebe und Rahmenprogramme in der Ostschweiz zurückgreifen. Unsere Mitarbeiterinnen vom Convention Büro pflegen einen intensiven und kundenorientierten Kontakt zu allen Partnern, um Interessenten ­einen hohen Servicestandard garantieren zu können. Die Informationen sind sowohl On- als auch Offline verfügbar. In der Ostschweiz findet jeder sein ganz persönliches Erlebnis.

MK Wo liegen die Herausforderungen in der Vermarktung der Region?

TREICHLER Die Herausforderungen liegen in der Struktur und der Diversität der Region. Was erstaunlich klingen mag, stellt uns immer wieder vor neue Aufgaben in der Kommunikation und der Vermarktung.

MK Wie stark achtet St.Gallen-Bodensee Tourismus auf Tradition und Brauchtum in der Vermarktung der Region Ostschweiz?

 TREICHLER Tradition und Brauchtum geniessen auch in der Vermarktung einen hohen Stellenwert. Mit der zur Tradition gewordenen Stickerei oder der bekannten St.Galler Bratwurst kann sich die ganze Region identifizieren. Das Kinderfest, welches 2018 wiederum stattfinden wird, ist nur eine der verwurzelten Veranstaltungen St.Gallens. Zur Festkultur gehören aber ebenso die Schützen- und Musikfeste, die Herbstmesse «OLMA» oder das Open Air St.Gallen.

MK Es gibt eine lange ­Biertradition in der Ostschweiz. Haben Sie schon alle Brauereien durchprobiert?

TREICHLER Ich gestehe, ich mag Bier – vor allem lokales Bier. Ich habe jedoch noch nicht alle gekostet. In den über zwei Jahren, in denen ich in der Ostschweiz lebe und arbeite, habe ich aber schon von allen Brauereien mindestens eine Sorte probiert.

MK Wie sehen Sie die Marketing-positionierung der Ostschweiz im Verhältnis zu anderen ­Regionen? Wie schärfen Sie das Profil?

TREICHLER Wir müssen über die Destinationsgrenze hinaus denken, wenn wir die Region Ostschweiz mit seiner natürlichen und kulturellen Vielfalt stärker positionieren möchten. Bestehende Strukturen sollten überdacht und neu geschaffen werden. Jede Destination hat seine Kernthemen und muss diese für sich schärfen. Synergien müssen besser genutzt und für die Gäste erlebbar gemacht werden.

MK Von ganz intim bis riesengross – was sind Veranstaltungs-Highlights?

TREICHLER Klein, aber fein sind zum Beispiel die Theateraufführungen in der Kellerbühne in der Nähe des Stiftsbezirks. Da ist für Gross und Klein etwas dabei und man ist ganz nahe bei den Künstlern. Jährlich stattfindende Stadtfeste oder das Buskersfestival beleben die Altstadt. Das älteste Drei-Sparten-Theater der Schweiz ist bekannt für seine Musical-Inszenierungen sowie Welt- und Uraufführungen, ein Anziehungspunkt für die gesamte Region. Gross würde ich die «OLMA» sowie das Open Air St.Gallen beschreiben. Das eine ein Volksfest, das andere ein Musikfestival der Extraklasse. Jährlich strömen für beide Events Tausende in die Gallusstadt. Auch sportlich hat die Region einiges zu bieten. Sei dies das Schwägalp Schwinget oder der renommierte CSIO (Concours de Saut International Officiel).

MK Die Gewässer in der Region sind sicher Teil der Vermarktung der Ostschweiz. Wie binden Sie diese in die Angebote ein?

TREICHLER Das Naherholungsgebiet der Drei Weieren ist für uns ein sehr wichtiger und zentraler Ort für eine erfrischende Abkühlung. Mehrheitlich von Einheimischen genutzt, bietet es aber auch einen herrlichen Platz für Gäste. Wir sprechen gerne über die zentrale Lage St.Gallens zwischen dem Säntis und dem Bodensee. Seien es die Gewässer im Alpstein oder die Badeplätze am Bodenseeufer, wir nutzen dies sehr stark in der Sommervermarktung. Wir bauen den Bodensee als Ergänzungsangebot zur Stadt in die Produktgestaltung ein und versuchen so den urbanen und naturbehafteten Bogen für unsere Gäste zu spannen.

MK Woher kommen die Kunden im Bereich Geschäftstourismus? Aus dem Ausland oder sind es eher Schweizer Firmen?

TREICHLER Etwa zwei Drittel der Kunden kommen aus der Schweiz.

MK Wonach suchen die Kunden?

TREICHLER Über die Hälfte der Kunden suchen Meeting Locations. Incentives, Events und Gruppenreisen machen etwa einen Drittel aus. Der kleinste Teil der Anfragen fällt auf Kongresse, die aber für die Region mit Abstand die grösste Wertschöpfung bringen.

MK Welche Ziele haben Sie als Vermarktungsorganisation im Bereich Geschäftstourismus, also Tagungen und Events?

TREICHLER Wir möchten St.Gallen als kleine, aber feine Stadt für Meetings und Kongresse sowie die Ostschweiz als vielseitige MICE-Region zwischen Bodensee und Alpstein positionieren. Ausserdem möchten wir den Kunden eine hohe Dienstleistungsqualität bieten. Mit St.Gallen-Bodensee Convention haben unsere Kunden einen Ansprechpartner in der Destination, der bei der Location­suche, Unterkunftsorganisation oder dem Rahmenprogramm beratend zur Seite steht, die richtigen Kontakte vermittelt, Site Inspections organisiert und Insidertipps bereithält.

MK Welchen Einfluss haben Sie als Vermarkter auf die Produktgestaltung und Pflege der touristischen Infrastruktur?

TREICHLER Wir können unseren Leistungsträgern Tipps geben oder die Initiative für eine Produktgestaltung ergreifen.

MK Als Bindeglied zwischen Anbietern und Kunden, wie funktioniert die Kommunikation?

TREICHLER Wir beraten und unterstützen den Kunden von der Ideensuche bis zum Entscheid respektive der definitiven Buchung. Danach nimmt der Leistungsträger direkt mit dem Kunden Kontakt auf, um die Details zu besprechen. Bei der Unterkunftsorganisation wie Kontingentshandling bleiben wir Ansprechpartner für den Kunden und die Teilnehmer. Das funktioniert speziell bei internationalen Anlässen mit wenigen Ortskenntnissen sehr gut.

MK Haben Sie einen ganz persönlichen Lieblingsort?

TREICHLER Ehrlicherweise muss ich gestehen, es gibt für mich mehr als nur den einen Lieblingsort. Im Sommer sind es die Drei Weieren, etwas oberhalb der Stadt St.Gallen gelegen, mit herrlichem Blick über die Altstadt bis hin zum Bodensee. An warmen Sommertagen trifft sich hier die Bevölkerung zum Schwimmen, Picknicken, Entspannen und Plaudern. Im Herbst ist die Farbenpracht in den Rebzeilen der Rheintaler Winzer ein einmaliges Naturschauspiel, das ich gerne auf einem ausgedehnten Spaziergang erkunde. Die Altstadt und der Stiftsbezirk mit der Kathedrale sind zu jeder Jahreszeit ein Magnet, Kraft- und Lieblingsort.