Webrepublic und Wirz gibt’s jetzt im Doppelpack

Webrepublic und Wirz spannen zusammen: Die beiden Agenturen starten ein Synergie-Projekt namens «Best of Both» oder kurz «BoB». Die Kunden sollen von Synergien profitieren - eine formelle Fusion sei aber nicht geplant.

Webrepublic

Da dürfte so manchem Konkurrenten das Wochenend-Zmorge im Hals stecken geblieben sein: Wie die Sonntagszeitung vom 13. September vermeldet hat und eine offizielle Medienmitteilung wenig später bestätigte, werden die Digitalagentur Webrepublic und die Kommunikationsagentur Wirz ab sofort gemeinsame Sache machen. Der Name des Synergie-Projekts: «Best of Both» oder kurz «BoB».

«Virtuelle Grossagentur mit mehr als 400 Beschäftigten»

Während beide Unternehmen in dem neuen Konstrukt formell unabhängig bleiben sollen, können die Kunden laut dem Zeitungsbericht und der Medienmitteilung künftig de facto von einer «virtuellen Grossagentur mit mehr als 400 Beschäftigten» profitieren. Webrepublic, vor mehr als zehn Jahren von Ex-Googler Tom Hanan gegründet, bringt dabei die digitale Expertise ein; Wirz – geführt von den Werbern des Jahres Petra Dreyfus (2019) und Livio Dainese (2018) – die kreative Kompetenz.

Bereits bei ersten informellen Gesprächen habe sich herausgestellt, dass beide Parteien ein gemeinsames Verständnis von wirkungsvoller Kommunikation teilen: «Wenn Kreativität und Technologie, Emotion und Daten perfekt zusammenspielen, erreicht Werbung die Menschen nicht nur im Herzen, sondern holt sie bei ihren Bedürfnissen ab und wirkt», so die Verantwortlichen.

Das praktisch komplementäre Leistungsprofil von Wirz und Webrepublic habe die Kooperation dabei erst möglich gemacht. Livio Dainese, Co-CEO und Mitinhaber Wirz, sagt: «Uns war von Anfang an klar, dass wir nur mit den besten Spielern aufs Feld gehen würden. Webrepublic ist unschlagbar, wenn es darum geht, Kommunikation mithilfe von Daten und Technologie zu gestalten und auszuspielen.» Und auch bei Webrepublic ist die Freude über den gemeinsamen Schritt gross: «Der Handschlag mit Wirz erfüllt uns mit Stolz. Ihre kreative Kompetenz ist legendär. Mit uns zusammen lässt sich die Wirkung von Kampagnen und Marken im Netz potenzieren», so Tobias Zehnder, Co-Founder und Partner Webrepublic.

Zeichen einer weiteren Konsolidierung

Damit ist «BoB» auch ein (wenngleich eher unkonventionelles) Zeichen für weitere Konsolidierung im Schweizer Werbe- und Agenturmarkt: Nachdem zuletzt Farner durch den Kauf von Rod sowie einen Ausbau der internen Digitalkompetenz auffiel, ziehen nun Wirz und Webrepublic nach. Für Unabhängige wird es folglich immer schwieriger, den «full service»-Approach und das Pricing der Mega-Agenturen zu konkurrenzieren.

 

 

Anmerkung der Redaktion: Diese Geschichte wird laufend aktualisiert. Ausführliche Informationen und Statements der involvierten Personen erhalten Sie ausserdem am Montag, 14. September, in unserem Newsletter.

Die Führungscrew von «BoB» (v.l.n.r.): Wirz-Co-CEO Livio Dainese, Webrepublic-Partner Tobias Zehnder, Wirz-Co-CEO Petra Dreyfus und Webrepublic-CEO Tom Hanan. 

«Wir wollten mit den Besten arbeiten»

Im Interview mit werbewoche.ch erklären Wirz-Co-CEO Livio Dainese und Webrepublic-Partner Tobias Zehnder, wie es zu der Partnerschaft ihrer Unternehmen kam. 

werbewoche.ch: Glückwunsch zur «virtuellen Grossagentur». Erzählen Sie uns: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Synergie-Projekt «BoB» zu starten? 

Livio Dainese: Merci, gäll! Es gibt verschiedene Wege, die eigenen Kompetenzen zu erweitern. Auch wir standen vor der Entscheidung, eine Agentur zu kaufen oder eine eigene Unit aufzubauen. Beides ist unserer Meinung nach kein idealer Weg. Tobias kannte ich aus diversen Jury-Sitzungen, wo wir merkten, dass wir die gleichen Cases mögen – solche mit Substanz, schlau gedacht und exzellent gemacht. So kam es zuerst zu einem Kaffee am HB und dann zu vielen Kaffees, Tees und Softdrinks. Mit dem Management beider Firmen und dem ganzen Team. Und so kam es schliesslich zu «BoB». Süss, der Kleine – oder? (lacht)

 

Was kann Webrepublic, das Wirz nicht kann – und umgekehrt?

Dainese: Webrepublic ist die unserer Meinung nach beste digitale Marketingagentur der Schweiz. Sie entwickelte und entwickelt sich konstant weiter und ist ebenso konstant eher dort, wo der Ball bald hin gespielt wird als dort, wo er grade liegt.

Tobias Zehnder: Die kreative Kompetenz von Wirz ist legendär, mit ihren Kampagnen prägen sie die Schweizer Werbebranche seit Jahrzehnten. Diese Erfahrung, die handwerkliche Qualität und das kreative Netzwerk der Agentur sind unerreicht. Neben den Unterschieden ist aber auch wichtig, was uns als Partner eint: Die Überzeugung, dass Kommunikation einen konkreten Mehrwert für unsere Auftraggeber leisten muss. Reichweite und Awards sind toll, aber was wirklich zählt sind Umsatz und Marktanteile.

 

Wie kann man sich die konkrete Zusammenarbeit vorstellen? Werden nur Kunden, die explizit «BoB» buchen, das Kombi-Angebot erhalten – oder wird man künftig in beiden Agenturen proaktiv auch die Dienste des jeweils anderen offerieren?

Zehnder: Es gibt grob drei Dimensionen, wie unsere Kunden profitieren werde. Erstens können wir komplexe Mandate zusammen offerieren und uns im konkreten Projekt so ergänzen. Die ganze Koordination entlang von Kreation und Media können wir so in ihrer Komplexität reduzieren und die Kunden entlasten. Zweitens können wir uns in einzelnen Mandaten nötige Kompetenzen gegenseitig zur Verfügung stellen, ohne grossen Overhead – wie Auswechselspieler, die die neue Mannschaft schon gut kennen. Und drittens bewirkt diese Kooperation, dass die beiden Agenturen und ihre Teams sich einander annähern. Wir bilden Mitarbeiter gegenseitig aus und helfen so, dass alle unsere Disziplinen besser anschlussfähig werden. Auch ohne konkretes Mandat werden unsere Kunden so von diesem Mindset und der gegenseitigen Inspiration profitieren. Wir glauben, dass sich die beste Kommunikation der Zukunft nicht in den aktuellen Silos anspielen wird, sondern in den Räumen dazwischen. Daneben bleiben wir natürlich offen, entsprechend den Bedürfnissen der Kunden auch in anderen Konstellationen weiter sehr konstruktiv zu arbeiten.

 

Publicis arbeitet mit «The Power of One», Farner kauft neue Kompetenzen zu, Serviceplan vereint Sub-Agenturen unter einer Dachmarke. Ist «BoB» einfach auch die logische Konsequenz aus dem strategischen Handeln anderer Schweizer Grossagenturen?

Dainese: Wie eingangs bereits angedeutet, gibt es viele Wege ans Ziel. Wir haben weltweit beobachten können, dass sich das mehr oder weniger freiwillige Eingliedern von anderen Agenturen schwierig gestalten kann. Und dass das Aufbauen von Services, die nicht der Kernkompetenz entsprechen, oft in Units endet, die weder die besten Talente anziehen noch gross genug sind, um ein Momentum zu entwickeln. So kam unser Entscheid, direkt mit den Besten zu arbeiten.

 

Im Artikel der Sonntagszeitung zum Thema heisst es am Ende, eine formelle Fusion von Wirz und Webrepublic sei aktuell kein Thema. Darüber nachgedacht haben Sie aber schon, oder?

Dainese: Selbstverständlich denkt man viele Szenarien durch. Es fühlt sich aber richtig an, genauso wie es jetzt ist.

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