Colpire

Colonna

KolumneDa haben wirs. Kaum eine andere Anzeige hat jemals besser verdeutlicht, was Frauen und Männer in ihrem tiefsten Inneren eigentlich von ihresgleichen halten. Männer lieben ihre Gattung offenbar so sehr, dass sie sogleich auf Tuchfühlung gehen müssen, und Frauen bekämpfen sich (nachdem sie sich ausgezogen haben, aber nicht ganz nackt) für die Aufmerksamkeit Adams. Was die lieben Evas leider bis heute nicht begriffen haben: Nicht der Körper zählt für ihn, sondern das richtige Bier. Hätte ich aber die Wahl zwischen einem Miller Lite oder einem Peroncino, würde ich ein Carlsberg bestellen und dem Olympischen Komitee einen Brief schreiben unter Beilage der Anzeige fürs Peroncino. Inhalt: streng geheim. Chandra Kurt chandrakurt@access.ch Haben Sie Feuer?
Da Dominik Imseng
Glück ist eine warme Waffe, singt John Lennon, doch viele meiner Freunde sagen: Glück ist eine brennende Zigarette. Ein Freund aus Hamburg etwa meinte: «Zigaretten sind wichtig für mich, sie geben meinem Leben Ruhe und Konzentration, aber sie geben ihm auch den Tod. Bloss: Ist das überhaupt ein Widerspruch?»
Keine Ahnung, sagte ich und hörte nur noch, wie mein Freund an seiner Zigarette zog, ein Geräusch, das ich sehr mag, denn es ist so ein leicht schmatzendes Geräusch, und wann immer ich es höre, wünsche ich, ich würde selbst rauchen, nur um dieses Geräusches willen, dann rief ich ein paar Leute an.
A. gab an zu rauchen, damit er sich nach einem Unfall so richtig lässig eine anstecken könne.
B. erklärte, Rauchen helfe ihr, die Dinge richtig einzuordnen, denn habe nicht, genau betrachtet, die Welt in einer Zigarettenpackung Platz?
C. behauptete, gerade gestern mit dem Rauchen aufgehört zu haben.
D. sprach vom plötz-
lichen Wunder des Rauchringemachens, man müsse dazu nur ganz leicht die Zunge nach vorn schnalzen lassen.
E., der Künstler ist, sagte, keines seiner Werke gebe so viel von ihm preis wie die Marke, die er rauche, und die Art, wie er eine Zigarette halte.
Rauchen, dachte ich, kann also eine Einladung zum Denken sein, und Denken ist im Grunde nicht so schlecht. Dann ging ich hinunter auf die Strasse und blieb vor einem Zigarettenautomaten stehen. Ich gab ihm einen Tritt, eine Packung Marlboro Light flog heraus, und ich erinnerte mich, dass vor ein paar Jahren ein Bekannter seine Freundin verlassen hatte, weil sie eine Marke rauchte, die gerade mit grossem Aufwand eingeführt wurde.
Traurig, dachte ich, vom vielen Nachdenken müde, und ging zu Bett.
In der Nacht kam der Regen.
dominik_imseng@europe.mccann.com
Dominik Imseng ist Creative Director bei McCann-Erickson, Zürich.
Business Lunch Welch lässige Heiterkeit im grünen Innenhof
Die Genfer sind wahrlich zu beneiden – keine andere Region verfügt über eine so hohe Dichte von ausgezeichneten Business-Lunch-Lokalen – ausser Zürich natürlich. Aber während an der Limmat der Nepp grassiert (nicht überall, gewiss), bekommt man
in der Westschweizer Metropole veritabel gut zubereitete Kost, die wenig kostet.
Führten also die Wege an den Boulevard Helvétique ins Herz der Rhonestadt, zum Haus Nummer 19, «Le Patio». Das heisst so viel wie Innenhof. Und tatsächlich verströmt das Interieur einen Hauch mediteranner Hofkultur: Grün gestrichene Gitter für imaginierte Kletterpflanzen, Sicht auf Natursteine (hab aber nicht überprüft, ob sie echt waren oder nur aufgemalt), und schliesslich ein «Sonnenschirm» mitten im Restaurant, der die Illusion des Freiluftvergnügens perfekt machte – weil er unscheinbar an der Decke klebt … Die gelben Tischtücher und die grünen Stühle vollendeten das Interieur.
Was gabs? «Papillote croustillante de gambas et Julienne de légumes au miel, gingembre et champignons chinois». Schmeckt genau so, wie es sich liest: Lecker. In Wahrheit handelt es sich um eine riesige Frühlingsrolle, die mit Crevetten gefüllt war. Okay. Und die Sauce war eben genau so, wie sie beschrieben wurde: Honig und Ingwer. Aber alles nicht dominant.
Zweiter Gang: «Aiguillettes de filet de canard rôties à l’ecorce d’orange, jardinière de légumes, haricots verts, timbale de riz sauvage». Bref: Die Entenbrust war perfekt gebraten, von der geriebenen Orangenhaut stieg ein leichter, angenehmer Duft in die Nase – Gemüse und Reis passten gut zueinander.
Chapeau! Für 42 Franken hat man ein mit viel Liebe gekochtes Menü von angenehm aufmerksamer Bedienung serviert bekommen und kann sich dabei ungestört aufs Gespräch konzentrieren. Gut, die Tische stehen etwas eng beieinander, also lasse man das mit dem Geschäftsgeheimnissen mal bleiben.
Kein Wunder, trifft sich hier ein eher «mittleres» Kader zum Lunch. Nicht der Preise wegen, bewahre, sondern auch darum, weil man in Ruhe eine Flasche guten Weins kosten darf, der ebenfalls (Achtung, der Kalauer kommt nochmals) kein Geld der Welt kostet. Die Offenweinauswahl ist beherzt und listet einige nette Franzosen auf.
Sie könnens halt irgendwie besser, angenehmer, die Welschen: Weil Michel Prato und sein Team nicht da sind, um den Blutzuckerspiegel zu heben, sondern weil sie viel davon verstehen, was anderswo unterzugehen droht: schlicht Gastgeber zu sein.
Carlo Bernasconi
c.bernasconi@werbewoche.ch
Bar Restaurant Le Patio19, Boulevard Helvétique
1207 Genève
Tel. 021 736 66 75
Reservation angebracht
BewertungEssen …………………..4
Bevande ..................3
Operazione ................4
Fattore aziendale ..........2
5=top, 4=molto bene, 3=o.k., 2=bene, 1=flop

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