Liebäugeln mit ElevatorTV

Fernsehen Ringier-TV ist auf Umschau nach Produktionsaufträgen. Eine Beteiligung an ElevatorTV käme den Strategen gelegen.

Fernsehen Ringier-TV ist auf Umschau nach Produktionsaufträgen. Eine Beteiligung an ElevatorTV käme den Strategen gelegen.
CH 3, Channel 3, ElevatorTV – welchen Namen das TV-Projekt von Fernsehproduzent Dominik Kaiser auch immer trägt, das beim Bundesamt für Kommunikation hängige Konzessionsgesuch lautet jedenfalls noch immer auf ElevatorTV. Doch Namen sind Schall und Rauch. Wichtiger sind der Inhalt, das Budget, ein Studio, die Finanzierung, die Zielgruppe oder die Verbreitungsmöglichkeiten. Doch zu dem allem will Dominik Kaiser nach wie vor nichts preisgeben. «Erst wenn alles genagelt ist», sagt er. Immerhin lässt er aber durchblicken, dass der Start «eher nicht dieses Jahr» erfolgen wird. Dies hänge mit der Verbreitung zusammen, wobei die Verhandlungen insbesondere mit Cablecom «sehr gut laufen» würden.
Kaiser also schweigt. Dafür heizte kürzlich Domo, die Hauszeitschrift von Ringier, die Spekulation über die möglichen Geldgeber an. Auf die eher überraschende Frage, welches Verlagshaus denn hinter dem Projekt stecke, zitiert Domo Marc Görtz, den Geschäftsführer von Ringier-TV, mit folgenden Worten: «Das darf ich natürlich nicht verraten. Aber für uns als Produzent ist das Projekt natürlich hochwillkommen.»
Das legt die Vermutung nahe, dass Ringier nicht nur für Kaiser produzieren will, sondern gleich selbst bei ElevatorTV einsteigen möchte. Fibo Deutsch, bei Ringier Leiter des Gesamtbereichs TV, verbannt solche Gedanken zumindest nicht rundweg in den Bereich der Fantasien. «Ich kenne Kaisers Projekt, und wir prüfen auch eine Form der Zusammenarbeit – und sei es nur, um uns als TV-Produzenten den Zugang zu den Programmplätzen zu sichern.»
Derzeit sei es aber noch zu früh, irgendwelche Informationen punkto Form und Ausmass der Kooperation abzugeben. «Zuerst wollen wir wissen, wer der Geldgeber ist.» Fest stehe, dass Ringier selbst «nicht die treibende Kraft» bei ElevatorTV sein werde. Und auch nicht sein könne. Schliesslich sei der Konzern noch bei andern TV-Projekten involviert.
Fibo Deutsch erinnert an die 50-Prozent-Beteiligung bei Sat1 Schweiz, an das 30-Prozent-Engagement bei Presse- TV und an den Anteil von 33,3 Prozent beim Pay-TV-Sender Teleclub. «Eine Kooperation mit ElevatorTV würde mit Sicherheit die bestehenden Verträge tangieren», gibt Deutsch zu bedenken. Was aber nicht heisse, dass eine neue Kooperation von vornherein unmöglich sei. «Letztlich hängt dies vom Ausmass ab», sagt Deutsch.
Das Projekt könnte auch zu Jean Freys Plänen passen Diesbezüglich weit weniger vertraglich gebunden ist die Jean Frey AG, die bloss zu 10 Prozent an Presse-TV beteiligt ist und Pläne für ein Internet-TV hegt. Wohl deshalb wird der Verlag immer wieder als möglicher Hauptaktionär von ElevatorTV gehandelt.
Jean-Frey-CEO Filippo Leutenegger sagt dazu jedoch nur, dass er das Projekt kenne. Sprach er auch schon mit Kaiser? «No comment», sagt Leutenegger. So viel steht aber fest: Der neue Weltwoche-Chefredaktor Jürg Wildberger hatte kürzlich den Auftrag, für Jean Frey den TV-Sender U1 zu durchleuchten. Eine entsprechende Meldung der SonntagsZeitung bestätigte Wildberger auf Anfrage. Über die dahinterstehende Absicht und das Resultat schwieg er sich jedoch aus.
Eine Ringier-Beteiligung würde bestehende Verträge tangieren. Die Jean Frey AG ist weniger gebunden.

Fibo Deutsch (links) und Marc Görtz, Chefs von Ringier-TV.
Markus Knöpfli

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