«Der Bund ist wieder auf Kurs»

Der Erfolg des Berner Modells, der Zusammenarbeit von Bund und Berner Zeitung BZ, stärkt die Espace Media Groupe. Um im Konkurrenzkampf zu bestehen, braucht CEO Albert P. Stäheli aber Wachstum im Mittelland.

Der Erfolg des Berner Modells, der Zusammenarbeit von Bund und Berner Zeitung BZ, stärkt die Espace Media Groupe. Um im Konkurrenzkampf zu bestehen, braucht CEO Albert P. Stäheli aber Wachstum im Mittelland.WW Das Berner Modell hat schon reichlich Vorschusslorbeeren mit auf den Weg bekommen. Wie zeigt sich die Realität gut vier Monate nach dem Start?Albert P. Stäheli Die erhofften Synergien sind voll eingetroffen, das stimmt uns sehr optimistisch. Bereits können wir sagen, dass der Bund wirtschaftlich wieder auf Kurs ist. Wir sind froh, die existenzbedrohenden Probleme beim Bund so rasch in den Griff gekriegt zu haben – und das in einem derart hartnäckigen Krisenumfeld.
Mit 1,5 Millionen Franken beziffern Sie das für 2004 noch verbleibende Defizit überraschend tief, nachdem es im Vorjahr noch fast 9 Millionen Franken betragen hatte. Aber vor allem sagen Sie es ungewöhnlich genau vorher. Was steckt dahinter?
Die Rechnung ist einfach. Der grösste Brocken des Defizits, nämlich 1,4 Millionen Franken, gehen aufs Konto des Anzeigers Region Bern. Die Zeitung Der Bund für sich gerechnet wäre schon break-even. Die Sache mit dem Anzeiger ist hartnäckiger, hier reichen auch die schon durchgezogenen Sparübungen nicht. Der Grund sind die vertraglich garantierten, viel zu hohen Konzessionsgebühren und der bis Ende 2005 laufende Vertrag. Wir prüfen jetzt eine vorzeitige Vertragsanpassung. Längerfristig könnte ein solcher Schritt für alle Parteien vorteilhaft sein.
Nach der Integration der Zeitungen im Berner Oberland ist nun auch die Zusammenarbeit mit dem Bund gut unterwegs. Damit sind die Hände frei für einen verstärkten Effort im Raum Mittelland. Kein Zufall dürfte sein, dass Ihr Kampfblatt Solothurner Tagblatt nun gerade erst den forcierten Ausbau seiner Marktbearbeitung angekündigt hat.
Strategisch bleibt uns nur die Expansion in den ganzen Espace Mittelland. Im Westen sind wir gut positioniert dank der Zusammenarbeit mit Bieler Tagblatt und Freiburger Nachrichten sowie erfolgreichen Anzeigenkombis. Für uns ist aber auch das Gebiet Solothurn/Oberaargau sehr wichtig. Grundsätzlich können wir nur durch die konsequente Weiterentwicklung der Regionalausgaben unsere Attraktivität im nationalen Werbemarkt stärken. Nur so können wir dem grossen Druck überregionaler Konkurrenz wie Sonntags- und Gratiszeitungen sowie Onlinemedien etwas Konkurrenzfähiges entgegenstellen. Im Lesermarkt Solothurn/Oberaargau haben wir noch viel Potenzial. Der BZ-Split Solothurner Tagblatt hat ein starkes Fundament gelegt. Darauf bauen wir weiter. Doch neue Zeitungen brauchen zehn Jahre, bis sie sich in gesättigten Märkten ihren Platz erobert haben.
Die Verträge der Mittelland Zeitung stehen in nicht allzu ferner Zukunft zur Erneuerung an. Erwarten Sie, dass der Druck Ihres Kampfblattes bei den Konstellationen in diesem Zeitungsverbund Wirkung zeigt?
Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung des Solothurner Tagblatts, es baut seine Marktanteile im Lesermarkt laufend aus. Während die Auflagen des BZ-Splits steigen, sinken diejenigen der Solothurner Zeitung. Dass dies allenfalls Einfluss haben wird auf die zukünftige Situation der Mittelland Zeitung, ist wohl nicht wegzudiskutieren. Aber die Verträge der Mittelland Zeitung laufen ja noch bis Ende 2006. Wie auch immer dann entschieden wird, wir werden in dieser Region bleiben, weil sie Teil eines zusammengehörenden Marktgebietes ist.
Intervista: Daniel Schifferle

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